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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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stand an einer Seite der Tisch mit den Erfrischungen. Nichts davon sah besonders erfrischend aus – nur eine Schale mit plörrigem Orangenpunch und ein paar Platten voll schlapper Chips. Eindeutig hatten Katie und Miranda keinen großen Anteil des Budgets aufs Essen verschwendet.
    Nebenan standen Cameron und seine Freunde zusammen. Alle trugen Smokingjacketts mit Fliegen, die wie tropische Fische geformt waren. Entweder hatten sie sich abgesprochen oder sie hatten alle dieselbe dumpfe Idee gehabt. Cameron sah nervös aus. Er fummelte immer an seinem Fisch rum, seine Blicke huschten ununterbrochen zur Tür, als erwartete er jemanden. Aber nicht Katie, ganz eindeutig, denn sie stand direkt neben ihm, still und grau wie ein Schatten.
    »Das beunruhigt einen, nicht?« Wie gewöhnlich sprach Ami genau das aus, was ich dachte. »Sie sieht aus, als ob das Leben aus ihr geflossen wäre.«
    Ich nickte, meine Augen immer noch auf Cameron gerichtet. Ich war ziemlich sicher, zu wissen, auf wen er wartete, und als sein Gesicht plötzlich anfing zu strahlen, folgte ich seinem Blick. Miranda war angekommen. Und es war nicht nur Cameron, der sich nach ihr umdrehte, sondern wir alle. Fast so, als hätten wir gar keine andere Wahl.
    »Hi, Miranda«, begrüßte Cameron sie, trat vor und reichte ihr seine Hand wie ein Prinz. »Du siehst …« Er brach ab. Denn sein Schweigen beschrieb viel besser, wie Miranda aussah, als irgendein Wort es konnte. Egal, in welcher Sprache.
    Ich dachte daran, was Miss Falippi uns über die Sirenen erzählt hatte. Dass sie Lieder sangen, denen die Seeleute nicht widerstehen konnten und Schiffbruch erlitten, weil sie so verzweifelt versuchten, der Musik nahe zu kommen. Nicht dass Miranda tatsächlich gesungen hätte. Selbst ich konnte die Anziehungskraft spüren – wie einen Sog.
    Miss Falippi. Mir fiel auf, dass ich seit einer Ewigkeit nicht an sie gedacht hatte. Ich hatte gehört, die Polizei überprüfte sie wegen Drogenbesitzes, aber ich wusste nicht, was daraus geworden war. Sie hatte gekündigt und war nicht wieder zurückgekommen.
    Irgendwie kam Lachlan heran, ohne mich zu sehen, bis er direkt vor mir stand – unausweichlich. Ami – meine angebliche Freundin – hatte nicht nur darin versagt, mich vorzuwarnen, sondern war jetzt vollkommen verschwunden.
    »He.« Lachlan lächelte – und nicht im Sinne von also bist du doch gekommen oder was um Himmels willen trägst du da? . Er sah einfach nur erfreut aus. Erfreut, mich zu sehen.
    Ich hatte natürlich darüber nachgedacht, was ich tun würde, wenn es zu dieser Situation kommen würde. Mich entschuldigen und einen schnellen Abgang machen. Nicht plaudern. Nicht schwindlig werden von seinem Pseudoflirten.
    »Oh. Hi«, sagte ich. »Ich wollte gerade …«
    Aber irgendwie vergaß ich alle meine sorgfältig ausgearbeiteten Entschuldigungen und spürte dieses seltsame leise Flattern im Bauch – natürlich nur, weil ich nicht viel zu Abend gegessen hatte. Auf der Suche nach etwas, das ich sagen könnte, bemerkte ich Lachlans Outfit – ein altmodischer Anzug in makellosem Zustand, und das lustigste T-Shirt, das ich je gesehen hatte.
    »Wo hast du das Shirt her? Es ist echt super.«
    Lachlan beobachtete mich zurückhaltend. » Super im Sinne von etwas, das ein Wonk tragen würde ?«
    »Nein. Ich finde es wirklich toll«, widersprach ich. »Es ist so … gegen den Strich!«
    »Es war in dem ganzen Kostümverleih das, was am meisten gegen den Strich aussah«, berichtete er stolz.
    »Dein Jackett mag ich auch«, sagte ich.
    Lachlan strich über einen der Jackenaufschläge. »Der Anzug hat meinem Großvater gehört.«
    »Du hast dich also entschieden, das ganze Strandthema zu meiden, hm?«
    »Nein, ich habe das hier.« Lachlan fischte etwas heraus, das um seinen Hals hing – einen großen hakenförmigen Zahn, der auf ein Lederbändchen aufgefädelt war. »Der hat auch meinem Grandpa gehört. Er hat mir erzählt, er hätte ihn einem lebenden Hai aus dem Maul gerissen.«
    Ich lachte. »Wie lange hast du das geglaubt?«
    »Viel zu lang«, gab Lachlan zu. »Vor allem, weil das hier drauf steht.« Er drehte den Haifischzahn um und deutete auf die Aufschrift auf der Rückseite. Made in China . »Als ich merkte, dass die Geschichte nicht stimmte, spielte es keine Rolle mehr.«
    »Er klingt interessant«, hörte ich mich sagen, obwohl ich damit gegen meine Regeln verstieß. Du vergibst dir nichts, nett zu dem neuen Jungen zu sein, Olive , hörte ich Ami in Gedanken

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