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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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schwierig und gebrochen, aber wenigstens war sie echt. Aber sie war nicht die Art Person, die Lachlan meiner Meinung nach gern küssen würde.
    »Was ist mit dir?«, fragte Lachlan. »Welcher Schuh passt zu dir?«
    Ganz ehrlich? Ich glaubte nicht, dass es da draußen jemanden für mich gab, für mich, eine aufgeschwemmte, ex-geisteskranke Familienzerstörerin. Und, wie Ami ja auch schon bemerkt hatte, waren die meisten Leute, die ich mochte, so unerreichbar, wie man es sich nur vorstellen kann. Tot. Oder fiktiv. Aber ich wollte Lachlan eine Antwort geben. Eine, die mich nicht ganz so tragisch dastehen ließ.
    »Dallas Kaye«, platzte ich heraus. »Er ist der Leadsänger von Luxe.«
    Lachlan sah mich daraufhin total merkwürdig an, als ob ich gerade etwas gesagt hätte, das ihn total enttäuschte. »Ja«, murmelte er, »ich weiß, wer er ist.«
    Lachlan drückte sich von der Wand ab, der Schotter knirschte unter seinen Schuhen. Altmodische Schuhe, bemerkte ich, liebevoll poliert. Vielleicht auch von seinem Grandpa. Als ich sie ansah, hatte ich plötzlich Lachlan vor meinem inneren Auge, wie er diese Schuhe vor dem Ball geputzt hatte, und dieser Gedanke verursachte ein leises Grummeln in meinem Bauch.
    »Ich glaube, ich sehe die Dinge etwas anders«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass Menschen wie Brettfiguren sind, die man nur in eine Richtung bewegen kann. Und ich wundere mich auch irgendwie, dass du das tust.«
    Mein Magen zog sich wieder zusammen, als Lachlan die Hände tief in seine Jackettaschen schob und sich abwandte.
    »Warte, Lachlan«, sagte ich. »Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt.« Ich wusste, das ergab keinen Sinn. Die ganze Zeit hatte ich ihn zu überreden versucht, mich in Ruhe zu lassen, und jetzt, als er tatsächlich ging, hielt ich ihn zurück.
    Lachlan blieb stehen. Drehte mir sein Gesicht zu. Sein Ausdruck war so kalt, dass ich ihn kaum ertragen konnte. »Die Sache ist die, ich komme mir grad wie der letzte Vollidiot vor«, sagte er und drehte sich wieder weg. Einen Moment später war er schon um die nächste Ecke gebogen.
    Ich blieb stehen, wo ich war, und sehnte irgendeine Naturkatastrophe herbei. Ein Erdbeben vielleicht. Einen Hurrikan. Egal was, Hauptsache, es lenkte mich davon ab, wie ich mich fühlte. Hauptsache, es brach das eisige Schweigen, das sich um mich zusammenzog.
    Und dann passierte tatsächlich etwas. Jemand schrie in den höchsten Tönen.

ZEHN
    Einen Moment lang rührte ich mich nicht, unsicher, woher der Schrei gekommen war oder ob er überhaupt echt gewesen war. Dann kam noch einer, ein wütender Schrei, und ich wusste, es handelte sich nicht um einen Spaß. Es kam irgendwo von der Rückseite der Halle. Ich rannte zum Ende des Pfads und in den kleinen Garten hinter der Stadthalle.
    Ein dunkelroter Scheinwerfer war auf den Feigenbaum dort ausgerichtet. Das Licht sollte wohl die Gegend ausleuchten und sie weniger spukig aussehen lassen, hatte aber den gegenteiligen Effekt, indem es die nackten Äste und den sehnigen Baumstumpf mit einem außerirdischen Glühen versah. Ich blieb im Schatten, mied das rote Licht und entschied, es wäre besser – sicherer – nicht gesehen zu werden.
    Ich entdeckte Katie auf der Stelle. Sie stand vor dem Feigenbaum mit dem Rücken zu mir. Sie war so still und bleich, das Kräuseln des Winds an ihrem Kleid die einzige Bewegung. Ich wusste sofort, dass sie es war, die geschrien hatte – alles an ihrer Haltung drückte größte Wut aus. Aber wen genau hatte sie angeschrien? Erst, als ich einen Schritt zur Seite tat, erkannte ich Cameron und Miranda, die auf der Holzbank unter dem Baum saßen. Sie berührten sich nicht, aber aus der Art, wie sie dasaßen, war klar, dass sie es getan hatten . Vielleicht weil Camerons Fischfliege ziemlich locker saß. Oder weil Mirandas Haar leicht zerwühlt zu sein schien. Schon ewig hatte sie keine unordentlich sitzenden Haare mehr gehabt.
    Ich kann mir so deutlich ausmalen, wie ihre Gesichter aussahen, als sie dasaßen, nur, wenn ich jetzt zurückdenke, ist das logischerweise eigentlich gar nicht möglich. Das einzige Licht erleuchtete die Äste des Baumes, nicht die Bank. Vielleicht war aber das Mondlicht hell genug, denn ich sehe Camerons Gesicht vollkommen genau vor mir – verkrampft und verzerrt vor Schuld und Angst. Seine Anspannung ließ Miranda umso heiterer erscheinen.
    Ich bewegte mich leicht, und ein Zweig knackte unter meinem Fuß. Weder Cam noch Katie reagierten, aber ich dachte, ich sähe

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