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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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Menge gelernt, seit ich den Platz getauscht hatte.
    Aber an diesem Tag lenkte etwas Überraschendes meinen Blick von den Postern ab. Ein aufblitzendes Lächeln in einem unbekannten Gesicht. Es gehörte dem Neuen. Der Neue war, was meine Mutter einen Hingucker nennen würde – er bestand vor allem aus breiten Schultern und dunklem, wuscheligem Haar. Er sah aus, als hätte man ihn ins falsche Fach eingeordnet, zwei ganze Reihen von Katie entfernt. Aber es konnte nicht lange dauern, bis er umziehen würde. Katie würde ihn mit einer ihrer Busenfreundinnen verkuppeln, und schon würde der Neue da sitzen, wo er hingehörte. Ich drehte mich um, weil ich wissen wollte, wem das Lächeln galt.
    Hinter mir war aber gar keiner. Als ich mich wieder umdrehte, warteten die Augen des Neuen auf mich, und sein Lächeln zuckte ein bisschen. Dann verstand ich. Er hatte von Katie gehört, was passiert war – so wie jeder andere auch –, und das Lächeln war spöttisch gemeint. Es zeigte nur, dass er schon auf dem Weg nach oben war und weg von meinesgleichen. Ich wandte den Kopf ab und schritt zu meinem Platz.
    Miss Falippi schloss die Tür und stellte ihren Becher auf dem Pult zwischen einer Büchse mit Bleistiften und ihrem Lehrbuch für Griechische Mythologie ab. »Leute«, sagte sie und bat mit erhobener Hand um Ruhe. »Ich bin sicher, ihr habt schon gehört, dass wir heute eine neue Schülerin bekommen. Miranda Vaile.«
    »Die Puppe, die ihre Eltern umgenietet hat?«, fragte jemand. Cameron, glaube ich. Lautes Gekicher.
    Miss Falippi seufzte. Natürlich hatte sie die Geschichten auch gehört. »Okay, es ist Zeit, hier mal ein paar Dinge klarzustellen. Es ist sehr traurig, aber Miranda ist wirklich eine Waise.«
    »Gerücht bestätigt!«, sagte ich etwas süffisant zu Ami.
    Die halbe Reihe vorne drehte sich um und starrte mich an. Ups. Durch das Summen in meinen Ohren fiel es mir schwer, zu beurteilen, wie laut ich sprach.
    Miss Falippi erhob den Zeigefinger. »Aber lasst mich das ein für alle Mal klarstellen. Miranda Vaile ist keine Mörderin. Ihre Eltern starben bei einem Verkehrsunfall, als sie noch ein Baby war.«
    Jetzt war es an Ami, süffisant zu grinsen. »Gerücht zerschmettert«, meinte sie nur. »Es sei denn, du erklärst mir, wie sie die Bremsleitung mit ihren kleinen Babyfingerchen durchgeschnitten hat?«
    Miss Falippi ließ ihr Medaillon wie ein Pendel schwingen. »Miranda hat den größten Teil ihres Lebens in Übersee verbracht«, erklärte sie. »Das hier wird eine große Veränderung für sie sein, wenn sie das aufregende, lebhafte Europa verlässt, um in unserem ruhigen kleinen Vorort zu wohnen. Wir werden sehr viel Verständnis aufbringen müssen. Sie könnte eine Weile brauchen, sich einzuleben.«
    »Sie hätte gleich dableiben sollen«, sagte Katie und reinigte einen Fingernagel mit Paiges Füllerkappe. »Wenn es so aufregend und lebhaft war.« Irgendwie konnte Katie so einen Scheiß ständig von sich geben, ohne Ärger zu kriegen.
    »Miranda zieht her, um bei ihrer Großtante zu leben«, sagte Miss Falippi über das Gekicher hinweg und versuchte, die Diskussion unter Kontrolle zu halten. »Einige von euch kennen sie vielleicht. Oona Delaunay.«
    Weiteres Gewieher. Die verrückte Oona mit der Angst vor Bazillen? Und wie wir sie kannten.
    »Nicht leicht, sich vorzustellen, wie Oona für jemanden sorgt«, sagte ich zu Ami. »Sie sieht aus, als hätte sie genug Probleme, für sich selbst zu sorgen.«
    Katie drehte sich um, ihr Gesicht total angenervt. »Kannst du bitte damit aufhören ?«
    »Womit aufhören?«
    »Vor dich hin zu brummen «, motzte sie. »Es stört total.«
    Das war mal wieder typisch. Es war vollkommen okay, wenn Katie blöd daherredete, so viel sie wollte, aber wenn ich etwas sagte, störte es plötzlich.
    Miss Falippis Armreifen stießen klirrend zusammen, als sie in die Hände klatschte. »Leute! Genug jetzt!«
    Das Summen in meinen Ohren wurde lauter. Vielleicht ist etwas da drinnen. Ein kleiner Käfer, der rumkrabbelt . Bei dem Gedanken schüttelte es mich. Als ich den Kopf zu einer Seite kippte und ihn wieder schüttelte, sah ich flüchtig aus dem Fenster. Zwei Gestalten kamen über den Schulhof auf unser Klassenzimmer zu. Mrs Deane erkannte ich natürlich sofort – gediegen und in gedämpften Farben in ihrem Rektorinnenkostüm, ihre Absätze klackerten auf dem Betonboden. Die andere Gestalt hatte ich noch nie gesehen. Das musste sie sein. Das musste Miranda Vaile sein .
    Ich weiß

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