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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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in meinem Hirn ausgelöst. Ich konnte es spüren – deutlich und hartnäckig wie ein Moskito. Ich massierte mir die Schläfen mit den Handballen und versuchte, mir Klarheit zu verschaffen. Wenn Katie die Wahrheit sagte, und niemand in der Schule wusste, was passiert war, dann wusste auch Lachlan nichts. Also war sein Interesse echt gewesen. Und ich hatte es mir total versaut mit dem einzigen Jungen in der Schule, der annehmbar und nett war. Ich fühlte eine kalte Hand mein Herz zusammenpressen, aber ich musste alle Gedanken an ihn jetzt erst einmal beiseite schieben. Ich musste mich konzentrieren.
    Natürlich waren die Sachen mit Katie nicht so unkompliziert. Unsere Freundschaft war schon im Zeitlupentempo auseinandergebrochen, lange bevor Dad gegangen war, und bevor ich tat, was ich tat. Aber was konnte ich ihr jetzt sagen, das nicht alles nur noch viel schlimmer machte? Wollte sie wirklich hören, dass ich mich gefühlt hatte, als müsste ich mich in eine schlechtsitzende Freundschaft zwängen? Wie ich angefangen hatte, all die Sachen zu verachten, für die sie sich interessierte, und nur so tat, als hätte ich Interesse, damit sie sich nicht aufregte? Und wie ich, als Dad abgehauen war, einfach im Inneren explodiert war und nichts mehr vortäuschen konnte? Ich schätzte, dass dies Sachen waren, die sie jetzt nicht zu hören brauchte. Gerade jetzt nicht.
    »Es tut mir leid, Katie«, sagte ich. »Alles war damals wirklich … verquer für mich. Ich weiß, ich war eine schlechte Freundin, und ich weiß, dass du stinksauer sein musst. Es ist nur …«
    Katie beobachtete mich, als ich versuchte, eine Erklärung zu finden. »Ich glaube, ich war eifersüchtig auf dich«, fuhr ich fort, und das stimmte sogar teilweise. Ich war neidisch gewesen, wie leicht ihr Leben gewesen war.
    Katie riss ihre Augen ungläubig auf. »Du warst eifersüchtig auf mich? «, fragte sie. »Das ist doch verrückt. Du bist die mit dem Grips im Kopf. Die witzige. Die coole. Diejenige, die alle mochten. Selbst …« Katie zog ihre Knie unter der Decke an und legte ihre Arme darum. »Ich hatte manchmal das Gefühl, dass Cam dich gut fand.« Sie lachte verlegen. »Ich hatte immer solche Angst, er würde mich sitzen lassen und stattdessen hinter dir her sein.«
    Wie einen plötzlichen Schmerz fühlte ich Mitleid mit Katie und noch etwas anderes. Reue.
    Vielleicht hätte ich alles anders machen sollen. Vielleicht hatte ich unsere Freundschaft zu schnell aufgegeben. Es gab eine Menge Dinge, über die Katie und ich reden mussten. Aber nicht jetzt.
    Es ging jetzt um etwas anderes – Leben oder Tod –, um das wir uns kümmern mussten. Ich musste sie versprechen lassen, Miranda loszuwerden.
    Ich beugte mich vor und drückte ihre Hand. »Es tut mir so leid. Alles. Ich weiß, es fällt dir schwer, aber du musst mir jetzt trauen. Miranda ist wirklich gefährlich, und im Moment bist du ihr Ziel Nummer eins. Du musst dich von ihr fernhalten. Bitte sag mir, dass sie auf deiner ›kein-Besuch-Liste‹ steht.«
    Katies Hand klammerte sich plötzlich an meine, eng und überraschend stark.
    »Was ist los?«
    Katie war wie erstarrt – selbst ihr Atem schien stillzustehen. Ihr Kopf hatte sich leicht zu einer Seite gedreht, und sie horchte. Ich horchte auch, aber zuerst konnte ich nur den Wagen mit dem Essen hören, der von Zimmer zu Zimmer quietschte. Dann hörte ich zwei Leute, die miteinander sprachen, als sie über den Gang immer näher kamen.
    Die Stimme der Krankenschwester erkannte ich sofort. Als ich hier war, war sie diejenige gewesen, die anscheinend immer miese Laune gehabt hatte. Sie kam immer ins Zimmer, stöhnte, als ob man sie von allem abhielt, was sie viel lieber täte. Sie hatte eines dieser unbeweglichen Gesichter, das sich unmöglich zu einem Lächeln verziehen konnte – und sei es nur ein aufgesetztes. Aber jetzt konnte ich sie lachen hören und sogar auf eine kackfreundliche Art plaudern.
    »Sie wird sich so freuen, dich zu sehen«, hörte ich sie sagen, als sie näher kam. »Und du hilfst ihr auch so sehr.«
    »Das ist doch selbstverständlich«, sagte die andere Stimme. »Ich will ja helfen – immerhin ist sie meine beste Freundin.«
    Ich wusste, wer das war. Jemand, der genauso klang, wie Katie einmal geklungen hatte.
    Katie wusste es auch. Ihre knöchrigen Finger klammerten sich um meinen Arm. »Lass sie nicht herein«, flüsterte sie. »Bitte. Sie darf mich so nicht sehen.«

DREIZEHN
    Ich zog meinen Arm aus Katies Umklammerung und

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