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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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in Zimmer 12«, verriet sie schließlich. »Aber bleib nicht zu lang. Und keine Aufregung, bitte.«
    Meine Schuhe machten mausähnliche Geräusche auf den polierten Korridorfliesen. Zimmer 8, Zimmer 9. Ich wollte Katie etwas sagen, das halbwegs glaubwürdig klang. Du kennst doch deine angeblich beste Freundin Miranda? Ich glaube, sie saugt deine Persönlichkeit und deinen Geist auf. Es würde heikel werden.
    Ich blieb vor Zimmer 12 stehen. Ich konnte mein verzerrtes Spiegelbild im Glas sehen. Selbst so gestreckt und dünn sah es beklommen aus. Das hier könnte sich als großer Fehler herausstellen.
    Aber trotzdem ging ich hinein. Bis auf die Klimaanlage war es innen absolut leise, und eine Minute dachte ich, ich wäre im falschen Zimmer gelandet. Dieses hier war nicht belegt. Dann hörte ich ein Geräusch vom Bett und sah Katie dort liegen. Sie schlief. Sie zeichnete sich kaum unter dem Laken ab.
    Ich blieb an der Tür stehen, unbehaglich, hundeelend. Das war alles so verkehrt. Wenn Katie noch vor ein paar Monaten im Krankenhaus gewesen wäre, wäre das Zimmer völlig überfüllt gewesen mit Blumen, Teddys, Riesenkarten. Ihre Freunde hätten hier rund um die Uhr gewacht, und Katie hätte mit Kissen abgestützt im Bett gesessen und Hof gehalten. Ich konnte mir Justine und Paige vorstellen, wie sie mit viel Wirbel all die Blumen in Vasen versorgten und Cameron, der neben Katie im Bett lag und Witzchen darüber riss, dass dieses Hotel so toll war, dass er gern noch ein paar Tage dranhängen würde.
    Aber außer ein paar Sachen, die wohl ihre Familie mitgebracht hatte – ein paar Magazine, ein einziger Blumenstrauß –, war das Zimmer vollkommen kahl. Hier war nur Katie. Und ich.
    Ich schob mich langsam wieder rückwärts hinaus. Es hatte keinen Sinn, hier herumzuhängen, während Katie schlief. Vielleicht könnte ich sie anrufen, oder ihr eine E-Mail schicken. Das wäre wahrscheinlich besser.
    Als ich meine Hand gerade nach dem Türgriff ausstreckte, kam wieder ein leises Geräusch vom Bett – Katies Augen waren offen. Sie sah mich an.
    »Was machst du hier?« Ihre Stimme verriet nicht, was sie davon hielt, mich in ihrem Zimmer vorzufinden. Da war diese seltsame Leere, und ich hätte nicht sagen können, ob sie ärgerlich war oder überrascht. Vielleicht freut sie sich, mich zu sehen , dachte ich, obwohl ich wusste, dass das unwahrscheinlich war.
    »Ich komme nur vorbei, um Hallo zu sagen. Ich habe noch nie vorher jemanden getroffen, der mit Blaulicht ins Krankenhaus eingeliefert worden ist. Ich wollte nur mal wissen, wie es ist.« Meine Stimme klang piepsig und unnatürlich, meine Worte, als hätte jemand anderer sie verfasst. Ein Vollidiot.
    Katie zog eine Grimasse. Die Bettlaken kräuselten sich, als sie ihre Beine darunter bewegte. »Ich kann es nicht empfehlen«, meinte sie.
    »Wenigstens hast du eine Weile schulfrei«, sagte ich blöderweise. Das war ein Fehler. An die Schule erinnert zu werden, war sicher das Letzte, was Katie brauchen konnte.
    Sie riss an einer Ecke des Lakens. »Wie ist es in der Schule?«
    Mein Mund war allem Anschein nach außer Kontrolle. »Du bist natürlich das brandheiße Gesprächsthema. Du hast es sogar auf die Titelseite der Zeitung geschafft.« Noch ein Fehler. Der Artikel war nun nicht gerade von der Art gewesen, die man ausgeschnitten und in sein Sammelalbum geklebt hätte.
    Katie hörte sowieso nicht zu. »Alle hassen mich«, flüsterte sie. »Alle meine Freundinnen. Cam. Jeder.«
    »Nein, das tun sie nicht.« Ich setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Bett. »Sie fühlen sich schrecklich, dass dir das passiert ist. Sie … sagen alle, ich soll dir alles Liebe ausrichten.« Es ist okay zu lügen, wenn die Person, die man vor sich hat, so traurig und krank aussieht, oder? Es ist ja nicht so richtig lügen als vielmehr eine Geschichte erfinden.
    Katie muss gewusst haben, dass sie nicht stimmte, aber ich konnte sehen, wie verzweifelt sie alles glauben wollte. Sie ließ sich in ihre Kissen zurückfallen und sonnte sich in meinen Märchen. »Wie süß«, murmelte sie.
    »Wie lang musst du noch hierbleiben?«
    Katie schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß nicht. Sie wollen, dass ich erst ein bisschen ›zulege‹.« Sie gab ein hohles Lachen von sich. »Aber das kann natürlich nie passieren, wenn sie mir tellerweise diesen ekelerregenden Schleim vorsetzen.«
    »Auf was hättest du denn Hunger?«, fragte ich.
    »Ein Schoko-Top.« Als Katie grinste, sah ich einen Hauch ihres früheren

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