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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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hundert Meter zu erkennen. Und dann war da noch Mum, die auf keinen Fall zulassen würde, dass ich zu einem Gig ging, der erst um 22 Uhr an einem Dienstag stattfand. Never ever.
    Ich lehnte meine Stirn an das Schwarze Brett und fühlte, wie die ganze Freude verging. So etwas passiert dir einfach nicht. Ich hob den Kopf und trat einen Schritt zurück. Und jemandem auf die Füße, der direkt hinter mir stand.
    Miranda.
    Die beklommene Erschöpfung, die ich noch einen Moment zuvor gefühlt hatte, verschwand. Jetzt schrillten bei mir alle Alarmglocken. »Warum zum Teufel stehst du genau hinter mir?«, raunzte ich.
    Miranda bewegte sich nicht. »Ich habe mir dieses Gig-Poster angesehen«, sagte sie. »Genau wie du.«
    »Großer Fan von Luxe also?«, knurrte ich und drehte mich weg, bevor sie sehen konnte, wie meine Hände zitterten.
    Miranda antwortete nicht. Sie begann, eine vertraute Melodie zu summen. Steeple Chaser . Ich starrte sie an.
    »Da ist noch ein anderer Song, den ich kenne«, sagte Miranda. »Er geht so: Will I break it or make it with your half-hearted heart? «
    Es war so krass, diese Worte aus Mirandas Mund zu hören. Vielleicht habe ich deswegen geantwortet. » The Great Divided .«
    »Du bist überrascht«, stellte sie fest. »Dass ich Luxe kenne.«
    Ja, nur ein bisschen , dachte ich. Sie hatten sich für mich immer wie etwas ganz Persönliches angefühlt – etwas, das nur mir gehörte. »Wo hast du von ihnen gehört?«
    »So wie du auch«, sagte Miranda. »Internet.« Ihr Mund verzog sich nach oben. »Der Leadsänger ist ganz schön heiß, oder?«
    »Dallas. Und wie. Er ist unglaublich.« Und die Sonne ist ziemlich warm.
    »Ich habe niemandem etwas gesagt, weißt du«, meinte Miranda plötzlich. »Das mit Ami, meine ich.«
    Mein Hals brannte. »Oh«, sagte ich. »Ach ja.« Ami war das Letzte, worüber ich sprechen wollte. Vor allem nicht mit Miranda.
    »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben«, versicherte sie und lehnte sich etwas vor.
    »Habe ich doch gar nicht.« Ich versuchte, ihren Ton zu treffen, kühl und selbstbewusst.
    »Nein? Dann beweise es«, sagte Miranda. »Komm heute Abend mit mir zu dem Gig.«
    Ich deutete auf den Flyer. »Es ist erst ab achtzehn«, entgegnete ich und rollte mit den Augen. »Sie werden uns nicht reinlassen.«
    »Ich bring uns rein«, widersprach Miranda. Eine klare Ansage. »Also hält dich nichts auf.«
    Ich schluckte. Du musst dich deinen Ängsten stellen, Olive .
    »Unmöglich«, sagte ich. »Ich habe schon versucht reinzukommen, ungefähr zehn Mal.«
    »Versuch es ein elftes Mal«, erwiderte Miranda. »Dieses Mal wird es anders sein. Das garantiere ich.«
    Es klingelte. Am anderen Ende des Korridors konnte ich unsere Vertretungslehrerin zum Klassenzimmer gehen sehen. Es musste eine ziemliche Scheiße sein, als Vertretungslehrer zu arbeiten. Immer nur für andere Leute einzuspringen. Nirgendwo lange genug zu bleiben, um wirklich dazuzugehören. Aber vielleicht machten sie es auch gerade aus dem Grund.
    »Tut mir leid«, sagte ich entschlossen. »Ich habe schon andere Pläne.«
    Zum Glück drängte Miranda nicht. Sie zuckte nur mit den Schultern. »Kein Problem. Aber wenn du deine Meinung änderst: Ich bin draußen vor dem Rainbow . Viertel vor zehn.«
    Mum hatte an dem Nachmittag eine riesige Eilbestellung zu erledigen, also half ich Tobes bei den Hausaufgaben. Zum Abendessen machte ich meine Spezialität, bei uns bekannt unter dem Namen: Etwas Aus Nichts . Heute Abend hieß das Rühreier auf getoasteten Muffins mit ein paar Karottenstreifen, die ich sorgfältig daneben arrangierte.
    Das beschäftigte mich wenigstens, aber reichte doch nicht aus, um mich vollkommen davon abzulenken, an Dallas und den Gig zu denken. Ich fühlte mich hibbelig, rastlos, und machte mir Gedanken, wo Dallas sich wohl genau in diesem Moment aufhielt. War er überhaupt schon in der Stadt? Jedes Mal, wenn ich ein Auto auf der Straße hörte, wäre ich am liebsten ans Fenster gerannt. Wenn Dallas tatsächlich vorbeifahren würde – stellte ich mir vor –, würde ich es irgendwie spüren . Ich wünschte, ich könnte Ami herbeizaubern, und wir könnten uns gegenseitig anstacheln. Ich hatte nie wirklich geglaubt, einem Treffen mit ihm so nahezukommen, und nur Ami konnte das verstehen. Aber Ami war weg.
    Nachdem ich den Tisch abgeräumt und Toby überzeugt hatte, dass Zahnprothesen nicht so cool waren, wie er dachte, und er deshalb seine Zähne putzen sollte, ging ich in mein Zimmer und

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