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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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geradeaus und geh. Nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam. Alles klar?«
    Ich dachte wieder an Ami. Sie hätte nicht gewollt, dass ich das tat, vor allem nicht mit Miranda. Aber Ami existiert nicht , erinnerte ich mich. Und überhaupt, ich musste beweisen, dass ich keine Angst hatte. Ich nickte. »Klar.«
    Miranda streifte eine Haarsträhne zurück in den losen Knoten, den sie trug. Sie wirkte viel älter mit dieser Frisur. »Das Wichtigste ist, dass du so aussiehst, als hättest du jedes Recht der Welt, hier zu sein«, erklärte sie. »Das ist das, was sie wahrnehmen.« Miranda wusste offensichtlich, wovon sie sprach. Sie ging entschlossen auf den Eingang des Rainbow zu. »Komm. Showtime.«
    Ich folgte ihr auf wackeligen Beinen, mein Selbstvertrauen schwankte ganz gewaltig. Niemand würde je glauben, dass ich – ein Mädchen ohne Make-up und mit gammeligen Sneakers an den Füßen – volljährig wäre. Ich fühlte schon, wie die Augen des Türstehers mich abtasteten. Ich biss meine Zähne zusammen und wartete auf das unvermeidliche Versuch’s noch mal in ein paar Jahren, Darling.
    Aber der Türsteher sagte nichts, nicht einmal, als Miranda und ich genau vor ihm standen. Als ich kurz wagte, ihn anzusehen, hatte er diesen verstörten Blick im Gesicht – als ob er in einem Theaterstück wäre und nicht nur seinen Text vergessen hätte, sondern wie er überhaupt auf die Bühne gekommen war.
    Er stieß die Tür für uns auf, und ich hielt den Atem an, als ich hineinging. Ich wartete auf eine Hand, die hervorgestreckt wurde, und eine Stimme, die sagte Nicht so schnell, junge Dame. Aber da kam keine Hand, nichts hielt mich zurück, und da war ich – im Rainbow . Im selben Gebäude, wo Dallas in genau demselben Moment seinen Auftritt vorbereitete.
    Ich fing an, leicht manisch zu lachen. »Ich fasse es nicht, dass wir das geschafft haben.«
    »Ich verstehe nicht, warum du so überrascht bist«, sagte Miranda und lachte auch. »Ich hab’s dir doch versprochen, oder?«
    Wenn ich je darüber nachgedacht hätte, wie Miranda in einem Laden wie dem Rainbow aussähe, hätte ich sie mir vollkommen fehl am Platz und unbeholfen vorgestellt. Aber so sah sie überhaupt nicht aus. Sie schien ungezwungen und entspannt – als ob sie hier hergehörte. Ich erinnerte mich an ein Gerücht, dass sie, bevor sie bei uns angekommen war, mit dem Leadgitarristen von The Heads zusammen gewesen sein sollte. Als ich sie jetzt musterte, konnte ich mir das tatsächlich vorstellen. Meine Jeans fühlte sich plötzlich dreckiger und ausgefledderter an als vorher.
    »Komm«, sagte Miranda. »Quetschen wir uns nach vorn.«
    Sie hielt mir eine Hand entgegen, und instinktiv schreckte ich vor ihr zurück. Mirandas Hand fiel schwer an ihre Seite. Den Ausdruck auf ihrem Gesicht konnte man in dem gedämpften Licht kaum erkennen, aber ihr Ton ließ klar erkennen, dass sie verärgert war.
    »Ich weiß, dass du mich nicht magst«, zischte sie. »Ich – ich weiß, dass du mich für Katies Tod verantwortlich machst. Aber ich wünschte, du könntest verstehen, wie es für mich gewesen ist. Ich wünschte, du würdest es mich wenigstens erklären lassen.«
    »Leg los«, forderte ich sie heraus und verschränkte die Arme. Das würde ja interessant werden.
    Miranda sagte einen Moment nichts. »Ich hatte nicht gerade die besten Vorbilder in meinem Leben«, sagte sie endlich. »Ich bin viel umgezogen, und ich musste alleine herausfinden, wie ich mich anpasste, wo immer ich landete. Ich habe mich deswegen auf ein paar dämliche Freundschaften eingelassen. Welche, die nicht wirklich gut für mich waren.«
    Miranda unterbrach sich und drehte einen Moment den Kopf weg. Als sie sich wieder zu mir wandte, sah ich Tränen in ihren Augen. »Aber trotz allem, was du denkst – ich habe Katie geliebt . Ich liebe sie immer noch. Ich dachte, du würdest das verstehen, denn das hast du ja auch einmal getan.«
    Ich fühlte einen Kloß im Hals. Nicht wegen dem, was Miranda sagte, denn das war wahrscheinlich Blödsinn, sondern weil es gerade erst richtig bei mir ankam, dass Katie wirklich tot war.
    »Du willst wahrscheinlich nicht darüber sprechen«, fuhr Miranda fort, »aber sie war wohl so etwas wie meine Ami. Wir hatten uns gegenseitig, weißt du?« Ich war schockiert, als ich die Tränen ihr Gesicht hinabströmen sah, ohne dass es ihr etwas auszumachen schien. »Mir ist jede Menge Mist passiert. Ich habe Leute verloren. Wichtige Leute. Ich weiß nicht, ob du weißt, wie das

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