Du denkst, du weißt, wer ich bin
also ging ich hinterher und setzte mich neben sie. Miranda nickte beifällig. »Eine Sekunde lang dachte ich, du hättest keinen Arsch in der Hose.«
Ein paar Minuten später öffnete sich die Tür neben der Bühne, und Dallas kam herausgeschlendert, hinter ihm Pearl und Vincent. All die Mädchen im Raum – dieselben, die gerade noch so getan hatten, als sei ihnen dieser Moment total gleichgültig – wuschelten sich simultan durch die Haare, und es sah aus, als würde eine Brise durch ein Weizenfeld wehen. Dallas schien es nicht zu bemerken. Seine Blicke strichen durch den Raum.
»Er sucht dich«, flüsterte Miranda. »Schnell. Unterhalte dich mit mir. Er wird in einer Minute rüberkommen.«
Aber fünf Minuten später war Dallas noch nicht aufgetaucht. Miranda sah sich um und bemerkte etwas, das sie das Gesicht verziehen ließ. »Warum sollte Dallas seine Zeit vergeuden, ausgerechnet mit dem zu reden?«, murmelte sie.
Ich drehte mich um und entdeckte Dallas am anderen Ende des Raums, in eine Unterhaltung vertieft. Mit Lachlan . Sie lachten.
Miranda stand auf und strich ihre Kleider glatt. »Lass uns an ihnen vorbeigehen. Dallas wird ihn verjagen, wenn er uns erst sieht. Mit dir will er sprechen, nicht mit diesem Schwachkopf.«
»Ich gehe nicht dahin«, sagte ich in einem leisen Anflug von Panik. »Es würde so … erbärmlich aussehen.« Miranda sah mich mitleidig an. »Nein«, widersprach sie. »Es ist nur erbärmlich, wenn das hässliche Menschen tun. Komm.«
Ich nehme an, ich hätte ihr von meiner Entdeckung berichten können – dass ich nicht mehr das Gleiche für Dallas empfand wie vor dem Gig. Tat ich aber nicht. Vielleicht weil ich wusste, wie albern es klingen würde. Wie flatterhaft und kleinmädchenhaft. Aber das war nicht der einzige Grund. Ich entschied – fast ohne mir einzugestehen, dass ich es tat –, dass ich meine Gefühle für Lachlan für mich behalten wollte. Und wenn ich nicht bereit war, Miranda einzuweihen, hatte ich keine Wahl außer zu tun, was sie wollte.
Als Miranda also selbstbewusst auf Dallas zumarschierte, lief ich hinterher.
Ich erwartete, dass Miranda ihren Schritt verlangsamen würde, als wir uns Dallas näherten. Nichts dergleichen. Stattdessen sagte sie nur toller Gig – fast ohne ihn anzusehen – und ging weiter. Dallas war mitten im Satz, aber er unterbrach sich, als er ihre Stimme hörte und drehte sich um. Lachlan sah sich auch um und entdeckte mich. Er schien nicht überrascht, mich zu treffen. Er wirkte aber auch nicht wirklich begeistert. So eine Art bedeckter Gesichtsausdruck.
Davon war bei Dallas keine Rede. Sein Gesicht brach in ein Riesenlächeln aus und es war klar, dass Miranda recht gehabt hatte. Dallas hatte tatsächlich auf uns gewartet. Jedenfalls auf Miranda.
Er wedelte mit der Hand. »He. Geht nicht weg. Kommt und unterhaltet euch mit uns.«
Miranda zögerte. »Haben wir Zeit?«, fragte sie mich, als ob wir noch etwas viel Wichtigeres vorhätten.
»Ich denke doch«, murmelte ich und kam mir total albern vor. Als wir uns zu den beiden stellten, konnte ich förmlich spüren, wie alle anderen weiblichen Personen im Raum Hasspfeile auf uns abschossen.
»Ich habe dich im Publikum gesehen«, sagte Dallas zu Miranda. »Hat dir der Gig gefallen?«
»Er war hammer«, antwortete sie und spielte mit einer losen Haarsträhne.
Pearl stand in der Nähe bei Vincent. Sie schnaubte. »Es ist doch immer dasselbe nach jeder Show«, sagte sie laut und deutlich. »Irgendein haarzwirbelndes Mädchen kommt hergetrippelt und lässt für Dallas ihre falschen Wimpern klimpern.« Sie musterte uns von oben bis unten. »Wie alt seid ihr überhaupt?«
Die Demütigung tropfte mir aus jeder einzelnen Körperpore.
»Wir sind alt genug, um zu merken, wenn jemand den Rhythmus nicht einhalten kann«, feuerte Miranda zurück.
Vincent kicherte, aber ganz leise. Pearl schien zu wachsen – ihr Ärger machte sie breiter und länger. »Was weißt du schon von Rhythmus? Was weißt du überhaupt?«
»Ich weiß, dass einer deiner Blusenknöpfe gerade abgefallen ist«, gab Miranda zurück. »Und dass dein Eyeliner schief und krumm ist.«
Dieses Mal lachte Dallas, und selbst ich musste ein Kichern unterdrücken.
Pearls Kiefer verkrampfte sich. »Diese Mädchen sind noch minderjährig«, zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich will, dass sie rausgeworfen werden.«
»Beruhige dich, Pearl«, sagte Dallas. »Wenn du das machst, könnte auch Vincent rausfliegen. Und mein
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