Du Durchschaust Mich Nicht
Zeit, in der auch wichtige Videos entstanden sind, zum Beispiel mit Sido und Don King, von denen ich später noch erzählen werde.
Weil ich oft gefragt werde, wie ich arbeite und was genau ich dann tue, erzähle ich dir jetzt mal der Reihe nach, was so ein Kunststück an Vorarbeit braucht: Zuerst recherchiere und sichte ich alle klassischen Techniken zu der jeweiligen Nummer, und in diesem Fall waren das etliche. Dann überlege ich, wie ich den Effekt für mich adaptieren kann, das heißt, wie ich die Illusion gestalte, damit sie moderner und verblüffender wird.
Zum Brainstormen benutze ich eine bestimmte Folie, die hauchdünn ist und nur durch elektrische Ladung an der Wand haftet – wie von Zauberhand eben! Darauf notiere ich alle Techniken, Vor- und Nachteile und sämtliche Aufgaben, die ich zu erledigen habe, Informationen, die ich noch brauche, Ideen zur Präsentation, mögliche Pointen bei der Ausführung usw. Das Ergebnis fotografiere ich ab. Weil die Illusion des »schwebenden Passanten« so umfangreich war, ließ ich die Folien zwei Jahre lang an meiner Werkstattwand hängen, um immer dann, wenn Zeit war oder mir eine Idee kam, unvermittelt daran weiterarbeiten zu können.
Da keine der bekannten Techniken unter freiem Himmel mit umstehenden Passanten funktioniert hätte, musste ich mir etwas Neues ausdenken, also eine komplett neue Technik erfinden. Ich hatte verschiedene Ideen, die ich alle einer sorgfältigen Prüfung unterzog. Das bedeutet, man muss zuerst Hilfsmittel beschaffen und zum Teil aufwendige Requisiten bauen. Dann geht es an die Probeläufe, um zu schauen, ob sich die Idee tricktechnisch umsetzen lässt oder ob die Zuschauer etwas von den »magischen« Abläufen bemerken würden. Erst nach einem Jahr hatte ich endlich die passende Technik für den »schwebenden Passanten« entwickelt.
Weil ich den Passanten dann aber auch noch in der Luft verschwinden lassen wollte, musste noch einmal eine neue Technik her. Ich wundere mich oft selbst, welche Ausdauer ich an den Tag legen kann, wenn ich mir eine neue Nummer ausdenke. Schließlich dachte ich mir ein Hilfsmittel aus, das in der Videoaufnahme und für die Zuschauer vor Ort natürlich unsichtbar ist.
Endlich folgten die Proben. Immer wieder aufregend und, wenn es gelingt, beglückend, dieses erste Ausprobieren. Dabei zeige ich eine neue Illusion erst einmal nur meinen Leuten, Assistenten und Freunden. Nach mehreren reibungslosen Probeläufen ging ich dann mit einem Team von vier Leuten auf die Straße in Hagen und fragte spontan Passanten, ob sie Lust hätten, mitzumachen. Von den elf, die ich fragte, hatten drei den Mut. Und den besten Dreh stellte ich am Ende ins Netz. Wahnsinn, so viel Arbeit für einen so kurzen Film, aber es hatte sich mal wieder gelohnt!
Es gibt natürlich noch jede Menge andere Illusionen, die die Naturgesetze außer Kraft zu setzen scheinen: die stoffliche Veränderung von etwas, zum Beispiel das Weichmachen von Metall beim Biegen eines Löffels. Ich selbst bog in einer
Street Magic
-Folge signierte Münzen, was noch etwas anspruchsvoller ist als die Nummer mit dem Löffel. Andere Beispiele wären: einen schweren Gegenstand schwimmen, einen Ball bergauf rollen oder Wasser bei Raumtemperatur zu Eis werden lassen.
Mich reizen solche Illusionen erst so richtig, wenn sie sich an die Lebenswelt meiner Zuschauer anbinden lassen. Also etwa ein magischer Spaß im Straßencafé: Gerade noch hast du glücklich am Strohhalm in deinem Cocktail gesogen, kurz darauf ist er im Getränk festgefroren. Oder ein magischer Schock am Urlaubsstrand: Huch, was macht denn dein Leihwagen im Meer, untergehen tut er jedenfalls nicht!
Verblüffende Voraussagen, Gedankenkunst und Zahlenwunder: mentale Effekte
Hast du schon mal an eine Person gedacht, und im nächsten Moment klingelte dein Telefon, und die Person, an die du gedacht hast, war am anderen Ende der Leitung? Meinst du manchmal zu wissen, was ein anderer denkt? Hattest du schon mal eine Vorahnung, dass etwas Bestimmtes so und nicht anders eintrifft? Vielleicht sogar den Moment gespürt, in dem ein Mensch gestorben ist? Gibt es für dich Schicksal?
Sicher hast du die eine oder andere Situation schon einmal erlebt. Und jeder von uns kennt eine Geschichte, bei der eine Person durch die kurzfristige Änderung ihrer Pläne oder einen glücklichen Umstand einem schrecklichen Unfall entgangen ist.
Ich erinnere mich mit Schrecken an einen frühen Morgen in Tunesien. Die Diskotheken
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