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Du findest mich am Ende der Welt

Du findest mich am Ende der Welt

Titel: Du findest mich am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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vor seinem Computer wachte, nur weil
ich das so machte. Oder war Madame Bergerac etwa beleidigt, weil ich ihre
Schönheit in Zweifel gezogen hatte? War meine letzte Frage zu unverschämt
gewesen? Hatte ich einen Fehler gemacht?
    Meine
Unruhe wuchs mit jeder Minute. Was, wenn die Principessa mich jetzt einfach
kaltstellte und gar nicht mehr schrieb?
    Ich
versuchte es mit Fernhypnose. »Komm, mein Prinzeßchen, schreib mir!« flüsterte
ich beschwörend, doch ich wartete vergeblich auf dieses süße leise Pling, das
eine neue Mail ankündigte.
    Statt
dessen kam Cézanne ins Wohnzimmer gelaufen und bellte mich auffordernd an. In
der Schnauze trug er seine Hundeleine. Ich mußte lachen. Es gab noch ein Leben
jenseits der Principessa. Und es sagte mir gerade Guten Tag.
    Â»Schon
gut, Cézanne, ich komme!« Langsam und mit einem gewissen Bedauern klappte ich
die Zaubermaschine zu.
    Als ich mit Cézanne nach einem ausgedehnten Spaziergang und
einem anschließenden Frühstück im Café Ladurée entschlossen in die Rue de Seine
einbog, um den Tag in Angriff zu nehmen, ahnte ich nicht, daß in der Galerie
eine pikante Überraschung auf mich wartete.
    Es war Viertel vor zehn, aber das Eisengitter vor dem Fenster
der Galerie du Sud war schon hochgezogen. Es kam selten vor, daß Marion morgens
vor mir da war.
    Ich
betrat die Galerie, legte den Schlüsselbund auf das halbhohe Regal neben dem
Eingang und hängte meine Jacke auf.
    Â»Marion? Bist du schon da?« rief ich erstaunt.
    Marions blonder Haarschopf tauchte hinter der kleinen Espresso-Bar
auf. Heute war meine Assistentin offenbar das sophisticated
girl in engen Jeans und schwarzem T-Shirt. Eine feingliedrige, lange
Silberkette baumelte über ihrem Ausschnitt, und sie hatte die blonden Haare mit
einer riesigen Perlmuttspange malerisch auf ihrem Hinterkopf zusammengerafft.
    Â»Der frühe Vogel fängt den Wurm«, sagte sie und grinste. Dann gähnte
sie ausgiebig. »Entschuldige. Um ehrlich zu sein, ich habe furchtbar schlecht
geschlafen – der Vollmond! Und da dachte ich, jetzt kann ich auch gleich
aufstehen.« Sie nahm etwas von der weißen Theke, was ich zunächst für eine
Werbeschrift hielt, und kam auf mich zu.
    Â»Da! Das lag heute morgen hinter der Tür.« Sie hielt mir mit
fragender Miene einen zartblauen Umschlag entgegen, und mein Herz machte einen
Satz.
    Briefe, die der Postbote für die Galerie einwirft, landen durch
einen Briefschlitz direkt im Eingang. Doch dieser Brief war nicht mit der Post
gekommen. Er war nicht frankiert und trug keine Adresse.
    Auf dem Kuvert standen in einer mir wohlbekannten Handschrift nur
drei Worte:
    An den Duc .
    Â»An den Duc«, sagte Marion laut. »Was ist das?«
    Ich riß ihr den Umschlag aus der Hand. »Nichts für kleine neugierige
Mädchen«, sagte ich und drehte mich weg.
    Â»Oh, hast du eine heimliche Verehrerin? Zeig mal her!« Marion
verfolgte mich lachend und griff ausgelassen nach dem Brief. »Ich will auch den
Brief an den Duc sehen«, rief sie.
    Â»He, Marion, laß das!« Ich
packte ihre Handgelenke und steckte den Brief in die Innentasche meines
Jacketts. »So«, sagte ich und klopfte mir auf die Brust. »Mein Brief!«
    Â» Oh là là , Monsieur Champollion ist doch
nicht etwa verliebt?« Marion kicherte.
    Es war mir egal.
    Ich ging ins Bad und riegelte mich ein. Warum schickte die
Principessa mir plötzlich einen echten Brief? Ich befingerte das Kuvert und meinte
etwas Stabileres zu fühlen als Papier. War es ein Photo? Ja, ich war mir
sicher, daß es ein Photo war! In wenigen Sekunden würde ich das Konterfei jener
Frau erblicken, die die Räder meiner Phantasiemaschine in Gang gesetzt hatte
und welche nun auf Hochtouren lief.
    Aufgeregt riß ich das Kuvert auf und starrte ungläubig auf das, was
ich nun in den Händen hielt.
    Â»Verdammt!« sagte ich. Und dann mußte ich lachen.
    Die Principessa hatte mir eine Karte geschickt. Und auf dieser
Karte war eine junge Frau zu sehen, fast ein Mädchen noch, das in
zwanglos-aufreizender Pose bäuchlings auf einer Art Chaiselongue lag, sich auf
die Arme aufstützte und den Betrachter ihren schönen nackten Rücken sehen ließ,
von dem wahrhaft anbetungswürdigen kleinen Hintern ganz zu schweigen. Sie
schien aufs angenehmste erschöpft von einem Liebespiel, das gerade erst zu Ende
gegangen sein konnte, und

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