Du gehörst zu mir
kultiviert … er hatte all das, was Lord Clifton fehlte. Madeline wurde von einer plötzlichen Sehnsucht überwältigt. Logan Scott lebte in einer Welt, an der sie niemals teilhaben konnte.
Niemals würde sie ihn oder seinesgleichen kennenlernen … sie würde niemals flirten, lachen oder tanzen, und auch nie von den zärtlichen Worten oder der Berührung eines liebenden Mannes verführt werden.
Während sie Logan Scotts Gesicht betrachtete, kam ihr plötzlich eine verrückte Idee – und ihre Hände zitterten.
»Madeline, was ist los?« fragte Eleanor besorgt und nahm ihr das Bild weg. »Du bist auf einmal so blass und merkwürdig.«
»Ich bin nur müde.« Madeline zwang sich zu einem Lächeln. Sie wollte allein sein; sie brauchte Zeit zum Nachdenken. »Das Wochenende war anstrengend. Vielleicht sollte ich eine Weile ausruhen.«
»Ja, selbstverständlich. Kommt Mädchen – wir versammeln uns in einem anderen Zimmer.« Energisch scheuchte Eleanor die anderen aus dem Raum und hielt kurz inne, bevor sie die Tür schloss. »Madeline, brauchst du noch irgendetwas?«
»Danke, nein.«
»Ich bin sicher, dass deine Begegnung mit Lord Clifton eine Tortur war. Ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen.«
»Das hast du bereits getan, Eleanor.« Madeline hatte sich in ihrem schlichten Schulrock aufs Bett gelegt, drehte sich zur Seite und zog ihre Knie an. Ihre Gedanken rasten, und sie bemerkte kaum, dass ihre Freundin leise das Zimmer verließ.
Logan Scott …. ein Mann, dessen Ruf als Frauenverführer beinahe ebenso legendär war wie seine Begabung als Schauspieler.
Je länger Madeline über ihr eigenes Dilemma nachdachte, um so mehr war sie davon überzeugt dass Logan Scott die Lösung für ihr Problem darstellen konnte. Sie würde ihn benutzen, um damit für Lord Clifton so indiskutabel zu werden, dass ihm keine andere Wahl blieb, als ihr Verlöbnis rückgängig zu machen.
Sie würde eine Affäre mit Logan Scott beginnen.
Der Verlust ihrer Unschuld würde alle Probleme lösen. Wenn sie dann für den Rest ihres Lebens entehrt war und von der Gesellschaft als Schandfleck angesehen würde auch gut. Immer noch besser, als Cliftons Ehefrau zu werden.
Fieberhaft sann sie auf einen Plan. Sie würde eine gefälschte Nachricht von ihrer Familie vorweisen, in der darum ersucht wurde, dass sie das Institut ein halbes Jahr früher verlassen konnte. Im Verlauf der sich daran anschließenden Wochen würden ihre Eltern annehmen, dass sie wohlbehütet in der Schule verweilte, während Mrs. Allbright annahm, dass sie nach Hause zurückgekehrt war, und Madeline ihrerseits ungehindert ihr Vorhaben ausführen konnte.
Sie würde das Capital-Theater besuchen und sich Mr. Scott vorstellen. Nachdem sie ihre Bereitschaft signalisiert hatte, mit ihm schlafen zu wollen, hoffte Madeline, dass die Angelegenheit rasch geklärt war. Es war eine hinlänglich bekannte Tatsache, dass alle Männer, wie ehrbar sie auch immer sein mochten, hübsche junge Mädchen verführen wollten. Und ein Mann von Scotts Ruf schreckte sicherlich nicht vor Laster und Verderbtheit zurück.
War ihr Ruf erst einmal völlig ruiniert, würde sie zu ihren Eltern zurückkehren und jede von ihnen auferlegte Strafe annehmen. Höchstwahrscheinlich würde man sie auf den entlegenen Landsitz irgendeines Verwandten verbannen.
Lord Clifton würde sich angewidert von ihr abwenden, und sie wäre endlich wieder frei. Zwar war ihr Vorhaben weder leicht durchführbar noch angenehm, dennoch blieb ihr keine andere Wahl.
Vielleicht war es gar nicht so dramatisch, ein Leben als verschmähte Jungfer zu führen, sobald diese Angelegenheit hinter ihr lag. Sie würde viel Zeit zum Lesen und Studieren haben, und nach einigen Jahren erlaubten ihr Mama und Papa vielleicht, dass sie reisen durfte. Sie würde sich für wohltätige Einrichtung engagieren und für diejenigen Gutes tun, deren Leben noch leidgeprüfter war als das ihre. Sie würde das Beste aus ihrer Situation machen.
Wenigstens, dachte Madeline mit grimmiger Entschlossenheit bestimmte sie ihr Schicksal und ließ es, sich nicht aus der Hand nehmen.
Teil Eins
Kapitel 1
Die Lederschlaufe ihres Koffers umklammernd, blieb Madeline am Hintereingang des Capital-Theaters stehen.
Ganz allein durch London zu streifen, war aufregend, aber auch furchteinflößend gewesen. Ihre Ohren hatten sich an den Lärm der. Kutschen, Pferde und Straßenhändler gewöhnen müssen sowie ihre Nase an ein verwirrendes Gemisch von
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