Du gehörst zu mir
eitel.
Der blonde Darsteller protestierte. »Mr. Scott, es tut mir leid, aber wenn ich mich im letzten Teil der Choreographie nicht zurückhalte, haben Sie keine Gelegenheit zum Parieren.«
»Sie werden meine Abwehr nicht durchbrechen«, erwiderte Scott erstaunt selbstsicher. »Entweder Sie legen alles in Ihre Darstellung, Stephen, oder ich sehe mich gezwungen, eine andere Besetzung zu finden.«
Stephen presste die Lippen zusammen. Ganz offensichtlich hatte ihn Scotts Verweis getroffen. »Also gut.«
Vermutlich hoffte er, dass er Scott ungeschützt traf, denn er hob seinen Degen und stieß zu.
Mit einem kurzen Lachen parierte Scott fachmännisch, und ihre Degen kreuzten sich klirrend, als die beiden Männer blitzschnell reagierten. »Weiter so, Stephen«, ermunterte Scott ihn und rang nach Luft. »Haben Sie noch nie eine Frau an einen anderen Mann verloren? Und deshalb jemanden umbringen wollen?«
Genau wie Scott es beabsichtigt hatte, schäumte sein Gegenüber vor Wut. »Ja, verflucht!«
»Dann zeigen Sie es mir.«
Stephen reagierte mit einer raschen Bewegungsabfolge, die ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. Scott lobte seine Bemühungen unter anfeuernden Rufen, während er selbst degenschwingend vorpreschte und dann wieder Deckung suchte. Madeline hätte nie damit gerechnet dass sich ein solcher Hüne von einem Mann so elegant zu bewegen verstand. Scotts Anblick verschlug ihr im wahrsten Sinne des Wortes den Atem. Er war stark, fordernd und von einer erschreckenden Selbstbeherrschung. Aufgrund des heftigen Zweikampfs fasziniert, schlich sich Madeline näher heran, um alles mit verfolgen zu können.
Voller Entsetzen bemerkte sie, wie ihr Fuß den auf dem Boden abgesetzten Koffer streifte und sie vor einen kleinen Tisch mit Requisiten stolperte. Ein Kerzenleuchter, einige Teller aus Chinaporzellan und ein Ersatzdegen fielen geräuschvoll zu Boden. Die Konzentration der Schauspieler wurde abgelenkt, und Logan Scott reckte seinen Kopf in Richtung des rechten Flügels. Im gleichen Augenblick stieß Stephen mit dem Degen zu, unfähig, seinen Bewegungsablauf zu unterbrechen.
Scott gab einen unterdrückten Schrei von sich, stürzte auf den harten Bühnenboden und hielt sich mit einer seiner großen Hände die Schulter. Die darauf folgende Stille wurde lediglich durch das heftige Atmen der Schauspieler unterbrochen.
»Was zum Teufel …«, murmelte Stephen, während er ins Dunkel des Seitenflügels spähte, wo Madeline sich gerade aufrappelte. Sein Blick schweifte zurück zu Scott, dessen Gesichtsausdruck befremdlich wirkte.
»Stephen«, meinte Scott mit leicht belegter Stimme, »ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich der Kautschukschutz Ihres Degens gelöst hat.« Während er sprach, sickerte ein Schwall Blut zwischen seinen Fingern hindurch und tropfte auf sein Hemd.
»Mein Gott!« entfuhr es Stephen mit vor Entsetzen aschfahlem Gesicht. »Das wusste ich nicht … ich wollte Sie doch nicht …«
»Ist schon in Ordnung«, erwiderte Scott. »Es war ein Unfall. Ihre Darstellung war genau so, wie ich sie mir wünsche. Spielen Sie Ihre Rolle jetzt immer in der Form.«
Stephen starrte ihn ungläubig an. »Mr. Scott«, ereiferte er sich, scheinbar hin und her gerissen zwischen Verzweiflung und einem Lachanfall, »wie können Sie hier sitzen und mir Anweisungen erteilen, während Sie verbluten? Manchmal frage ich mich, ob Sie wirklich ein Mensch sind.« Er wandte seinen entsetzten Blick von der frischen Blutspur auf Scotts weißem Hemd. »Bewegen Sie sich nicht. Ich hole Hilfe … einen Arzt …«
»Ich brauche keinen solchen Quacksalber«, rief Scott energisch, doch Stephen war bereits von der Bühne gestürmt.
Leise fluchend versuchte Scott sich aufzurichten, sank jedoch mit kreidebleichem Gesicht erneut zu Boden.
Madeline streifte ihren Umhang ab und griff nach ihrem Wollschal. »Hier«, meinte sie, während sie hinter dem Vorhang hervor stürmte und neben ihm auf die Knie sank. Fachmännisch wickelte sie den Schal fest um seine verletzte Schulter. »Das wird die Blutung zum Stillstand bringen.«
Aufgrund des schmerzhaften Drucks rang Scott geräuschvoll nach Luft.
Ihre Gesichter waren sich sehr nah, und Madeline stellte fest dass sie in die ausdrucksvollsten mit dichten dunklen Wimpern umrahmten blauen Augen schaute, die sie jemals gesehen hatte. Ihre Iris schimmerte wie ein Saphir und schien von den dunkelsten liefen des Ozeans bis hin zu einem frostigen Winterhimmel in sämtlichen
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