Du hast meine Sinne entflammt
Kleider zu verdanken hast?“ fragte Serena plötzlich ganz ruhig.
„Oh, das weiß ich nur zu gut. Sie hat keine noch so kleine Gelegenheit ausgelassen, um mich das spüren zu lassen. Tante Adelaide gehört nicht zu den Menschen, die helfen, ohne viel Aufhebens darum zu machen.“
„Justin hat das alles bezahlt.“ Serena konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten. Die Worte waren ihr schneller herausgeschlüpft, als sie es eigentlich gewollt hatte. „Er hat jeden Monat deiner Tante einen Scheck geschickt, und zwar von dem Zeitpunkt an, als sie dich aufgenommen hat, bis zum Ende deines Studiums in Harvard. Zu Anfang waren es Schecks über recht geringe Beträge, aber Justin arbeitete sich schnell hoch, und entsprechend höher wurden die Schecks. Deine Tante hat dich damals aufgenommen, weil dein Bruder versprochen hatte, für dich zu bezahlen. Und er hat bezahlt, Diana – mit mehr als nur Geld. Seine damaligen Lebensumstände kannst du dir gar nicht vorstellen.“ Diana stand wie erstarrt da. Ihr war, als hätte ihr Herz aufgehört zu schlagen. Sie konnte nicht fassen, was sie da gehört hatte.
„Er hat dafür bezahlt?“ Ihre Stimme klang rau. „Justin hat Tante Adelaide Geld für mich geschickt?“
„Etwas anderes konnte er dir nicht geben. Verflixt Diana, du bist doch Anwältin. Kannst du dir nicht vorstellen, was aus dir geworden wäre, wenn Justin nicht dafür gesorgt hätte, dass deine Tante dich aufnahm?“
Pflegeeltern, dachte Diana. Vielleicht sogar ein Kinderheim. „Sie hätte ihn doch auch aufnehmen können.“
Serena sah sie fragend an. „Meinst du, dazu wäre sie bereit gewesen?“
Diana presste ihre Fingerspitzen an die Stirn. Plötzlich hatte sie rasende Kopfschmerzen. „Nein. Aber später, als ich älter geworden war, hätte er sich doch wenigstens melden können.“
„Er dachte, dass du glücklich wärst bei deiner Tante. Außerdem – was hätte er dir stattdessen bieten können? Ein Leben wie die Zugvögel, von einem Hotel zum anderen. Glaub mir, er ist immer nur davon ausgegangen, was für dich das Beste wäre.“
„Warum hat er mir das nicht selbst erzählt?“
„Warum sollte er? Meinst du, er will deine Dankbarkeit?“ fragte Serena ungeduldig. „Hast du denn immer noch nicht begriffen, was für eine Art Mann er ist? Er wird sehr böse werden, wenn er erfährt, dass ich es dir gesagt habe“, fügte sie ruhiger hinzu. „Ich hätte es auch nicht getan, wenn du nicht zugegeben hättest, dass du ihn immer noch liebst.“ Voller Mitleid sah Serena auf ihre Schwägerin. Das Gesicht war ganz heiß, die Hände zitterten. Sie streckte ihre Hände nach ihr aus. „Diana …“
„Nein.“ Sie trat einen Schritt zurück. „Und das ist wirklich die Wahrheit?“
„Natürlich. Was hätte ich für ein Interesse daran, dich zu belügen?“
Diana lachte auf. „Nein, du nicht, aber alle anderen haben mich mein Leben lang belogen.“
„Komm, wir gehen nach oben und trinken etwas.“
„Nein.“ Diana nahm ihre Tasche und ging zur Tür. „Serena, ich bin dir sehr dankbar, dass du mir das erzählt hast. Es wurde Zeit, dass ich es endlich erfahre.“
Als Diana die Tür hinter sich ins Schloss zog, ließ Serena sich mit einem tiefen Seufzer in ihren Schreibtischsessel fallen. War es vielleicht doch falsch gewesen, dass sie ihre Schwägerin so einfach damit überfallen hatte? Sie wollte schon wieder aufstehen und hinter ihr herlaufen, aber dann hielt sie sich doch zurück. Wenn Diana jetzt überhaupt jemanden sehen wollte, dann bestimmt nicht sie. Serena griff nach dem Telefonhörer.
„Caine MacGregor, bitte“, sagte sie plötzlich sehr bestimmt.
Eine Stunde war bereits vergangen, aber Diana hatte sich immer noch nicht wieder unter Kontrolle. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Alles was sie bisher als Tatsache angesehen hatte, war nun völlig auf den Kopf gestellt. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als Justin noch einmal zu sehen und dann endgültig zu verschwinden.
Entschlossen stand sie auf, nahm ihren Koffer und begann zu packen. Sie hoffte nur, dass noch einige Stunden vergehen würden, bis sie Justin wieder sah. Vielleicht hatten bis dahin ihre Kopfschmerzen nachgelassen, und sie konnte wieder klarer denken.
Zuerst überhörte sie das Klopfen an ihrer Zimmertür, aber schließlich öffnete sie doch.
„Caine.“
Diana blieb in der Tür stehen und machte keine Anstalten, ihn hereinzubitten.
„Diana.“
Besorgt sah er sie an und ging dann einfach auf sie zu, so
Weitere Kostenlose Bücher