Du hast meine Sinne entflammt
dass sie den Weg freigeben musste.
„Caine, ich bin beschäftigt.“
„Lass dich nicht stören“, antwortete er und ging hinüber zum Fenster. Er sah den halb gepackten Koffer. „Hast du deine Pläne geändert?“
„Wie du siehst.“ Diana faltete einen Pullover und legte ihn in den Koffer. „Serena hat dir bestimmt von unserem Gespräch erzählt.“
„Sie hat mir nur gesagt, dass du sie ziemlich aufgeregt verlassen hast.“
Diana merkte, dass ihre Hände leicht zitterten, als sie eine Bluse zusammenfaltete. „Du wusstest natürlich, dass Justin all die Jahre meinen Lebensunterhalt bezahlt hat, nicht wahr?“
„Ich habe es von Serena erfahren, nachdem sie dir die Einladung geschickt hatte. Justin hat das mir gegenüber nie erwähnt.“ Langsam kam er durch den Raum und hob den Ärmel eines Kleides hoch, das Diana über das Bett gelegt hatte. „Warum läufst du weg, Diana?“
„Ich laufe nicht weg.“ Wütend warf sie die Bluse in den Koffer.
„Aber du packst.“
„Das ist nicht dasselbe. Ich bin sicher, Justin wird froh sein, wenn ich weg bin.“
„Wie kommst du darauf?“
Diana stützte beide Hände in die Seiten und sah ihn zornig an. „Lass mich allein, Caine.“
„Auf wen bist du eigentlich wütend, Diana?“
„Ich bin nicht wütend!“ Diana drehte sich um, ging zum Schrank und riss einige Kleider so heftig von ihren Bügeln, als könnte sie daran ihren ganzen Zorn auslassen. „Alle haben mich belogen!“ Sie warf die Türen mit einem lauten Knall zu und drehte sich wieder herum. „All die Jahre hat sie mich in dem Glauben gelassen, dass ich ihr alles zu verdanken hätte, und ich habe mich bemüht, all das wieder gutzumachen. Dabei steckte hinter allem Justin – nicht sie.“
Ihre Hände zerknüllten den Stoff der Kleider, ohne dass es ihr bewusst wurde. „Sie konnte noch nicht einmal seinen Namen aussprechen. Immer wieder hat sie mir eingetrichtert, dass ich die ersten sechs Jahre meines Lebens vergessen müsse. Mein indianisches Blut sei schlecht, hat sie gesagt, das müsse unterdrückt werden. Alles, was ich über mein Volk weiß, hab’ ich mir heimlich in Museen und aus Büchern zusammengesucht. Sie hat mir alles genommen – meine Herkunft, den Stolz auf meine Abstammung – alles! Und während ich Ballettstunden nahm, saß mein Bruder im Gefängnis.“
Caine kam langsam auf sie zu. Er sah, wie sie gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte. „Aber Diana, er hat es ja so gewollt. Er wollte doch, dass es dir gut ging.“
Diana warf die Kleider aufs Bett. „Die meiste Zeit meines Lebens habe ich damit verbracht, ihm heimlich Vorwürfe zu machen und mich einer Frau gegenüber erkenntlich zu zeigen, die es gar nicht verdient hatte. Ich hab’ die Kleider getragen, die ihr gefielen, mich mit den Jungen getroffen, die sie für mich ausgesucht hatte, und schließlich hab’ ich sogar den Beruf ergriffen, den sie gnädig erlaubte.“ Sie lachte verzweifelt auf und schlug beide Hände vors Gesicht. „Jetzt stellt sich plötzlich heraus, dass ich von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen bin. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll, und wohin ich eigentlich gehöre.“
Caine wartete einen Augenblick, bis sie die Hände wieder vom Gesicht nahm. „Aber warum spielt es eine solche Rolle, von wem das Geld nun tatsächlich gekommen ist?“ fragte er dann mit ruhiger, sanfter Stimme.
„Verstehst du das denn nicht? Ich habe versucht, das wieder gutzumachen, was meine Tante für mich getan hat. Dabei stellt sich jetzt heraus, dass sie es gar nicht verdient hat.“
Caine trat schnell auf sie zu und ergriff ihre Arme. „Diana, nun wach aber auf“, herrschte er sie an. „Du hast herausgefunden, dass deine Tante dir gegenüber nicht ganz ehrlich war, aber du hast ebenso herausgefunden, dass dein Bruder dich in all den Jahren nicht vergessen hat, wie du angenommen hattest. Wieso hat das einen Einfluss darauf, wer oder was du bist?“
„Aber siehst du denn nicht ein, wie sehr ich belogen worden bin?“
„Nun kennst du die Wahrheit – und was willst du damit anfangen?“
Mit einem Mal wich aller Zorn aus ihrem Gesicht und machte einer großen Traurigkeit Platz. „Oh, Caine! Ich war so hässlich zu ihm, so kalt. Je größer die Sehnsucht in mir wurde, ihn zu umarmen, freundlich zu ihm zu sein, desto mehr habe ich mich zurückgezogen.“
Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Aber das kannst du doch wieder in Ordnung bringen, Diana.“
„Nein.“
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