Du hast meine Sinne entflammt
ihre Finger ineinander verschränkte und mitten im Raum stehen blieb. „Möchtest du einen Kaffee? Oder lieber einen Drink?“
„Nein, danke. Gar nichts.“
„Setz dich doch, Diana.“
„Nein, ich …“ Sie verstummte und musste sich räuspern.
„Was ist los?“
Am liebsten wäre ihr gewesen, sie hätte ihren Bruder nicht ansehen müssen bei dem, was sie ihm sagen wollte. Es kostete sie viel Überwindung, ihn offen anzusehen. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen.“
Überrascht sah Justin sie an, während er sein Hemd zuknöpfte. „Weshalb?“
„Für alles, was ich seit meiner Ankunft hier gesagt und getan habe.“
„Es gibt keinen Grund für eine Entschuldigung.“ „Justin.“ Sie machte einige Schritte auf ihn zu, blieb dann aber wieder stehen. „Seltsam, ich verdiene mein Geld damit, dass ich immer die richtigen Worte finde, nur jetzt wollen sie mir einfach nicht einfallen.“
„Diana, mach es dir doch nicht so schwer.“ Justin wollte schon seine Hände ausstrecken, um sie zu berühren, aber dann steckte er sie doch in die Taschen.
Sie nahm all ihren Mut zusammen. „Justin, ich schulde dir sehr viel.“
Immer noch bewegte sich nichts in seinem Gesicht. „Nein, das stimmt nicht. Du schuldest mir gar nichts.“
„Doch – alles!“ widersprach Diana. „Justin, warum hast du mir das nie gesagt? Ich hatte ein Recht darauf, es zu erfahren.“
„Was zu erfahren?“
Diana spürte heißen Zorn in sich aufsteigen. Sie trat noch einen Schritt näher und f asste mit beiden Händen nach seinem Hemd. „Hör endlich auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln, Justin!“
Plötzlich wurden seine Gesichtszüge weich, und zum ersten Mal nach all den Jahren strich er ihr wieder mit der Hand übers Haar, wie er es früher so oft getan hatte. „Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, Diana. Du warst damals ein kleines Mädchen …“
„Ich weiß, Justin. Alles, was du für mich getan hast…“ „War ganz selbstverständlich“, unterbrach er sie. Verzweifelt suchte Diana nach den richtigen Worten. Wie konnte sie ihn um seine Liebe bitten? Würde er sie nicht vielleicht sogar auslachen? „Ich wollte dir danken“, brachte sie schließlich stockend über die Lippen.
„Du brauchst mir nicht zu danken, Diana. Das habe ich getan, weil ich dich liebe.“
Verblüfft starrte sie ihn an. Hatte sie ihn richtig verstanden? Wollte er gar keine Dankbarkeit, sondern bot ihr stattdessen seine Liebe an?
„Justin, willst du mein Freund sein?“
Tränen brannten in seinen Augen. Schnell griff er nach ihren Händen und zog sie an die Lippen. „Ich habe meine kleine Schwester immer geliebt, und von heute an sind wir auch Freunde.“
„Ja, von heute an.“ Sie nahm seine Hand zwischen ihre und strahlte ihn an. Sie hatte ihren Bruder wieder.
4. KAPITEL
Es war bitterkalt, und Diana hatte die Heizung in ihrem Wagen voll aufgedreht, während sie ihn durch den dichten Verkehr lenkte. Die entgegenkommenden Scheinwerfer blendeten sie so sehr, dass sie ihre Augen zusammenkniff. Ihre Füße waren kalt, und vermutlich würde die Heizung erst dann den Innenraum des Autos aufgewärmt haben, wenn sie bereits das Restaurant erreicht hatte.
Sie war froh, dass sie die Einladung von Matt Fairman zum Abendessen angenommen hatte. Als stellvertretender Staatsanwalt war er besonders gut informiert, und es konnte nichts schaden, wenn sie sich diese Kenntnisse zumindest teilweise zu Nutze machte.
Es war Diana bisher immer gelungen, zu Matt ein freundschaftliches Verhältnis aufrechtzuerhalten, ohne ihn als Mann zu nah an sich herankommen zu lassen. Und so würde sie es auch heute halten.
Soviel Matt auch immer erfuhr, ebenso gern gab er auch Informationen weiter. Wenn sie ihm nachher erzählte, dass sie sich selbstständig gemacht hatte, dann würde diese Neuigkeit in den einschlägigen Kreisen schneller die Runde machen, als wenn sie eine ganzseitige Anzeige in der Zeitung aufgab.
Noch in der Woche nach ihrer Rückkehr aus Atlantic City hatte Diana bei Barclay, Stevens und Fitz gekündigt. Das war ihre Art, endgültig der Bevormundung durch ihre Tante zu entfliehen.
In den zwei Wochen, die seitdem vergangen waren, hatten sie manchmal Zweifel geplagt, ob sie nicht doch zu voreilig gewesen war. Bei Barclay hatte sie zumindest ihr monatliches Gehalt bezogen und sich nicht darum zu kümmern brauchen, neue Fälle zu bekommen. Aber sie hatte diese Sicherheit ganz bewusst aufgegeben und glaubte auch jetzt noch –
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