Du hast meine Sinne entflammt
über den Fall.
„Immerhin hast du die Möglichkeit, dich in zehn oder zwanzig Jahren hochzuarbeiten – falls dir das nicht zu lange dauert.“
„Nein, ich habe andere Pläne“, sagte Diana leise und blickte wieder zum Fenster hinaus. Sobald sie genug Erfahrung in dieser bekannten Kanzlei gesammelt hatte, wollte sie sich selbstständig machen. Das hatte sie sich fest vorge nommen, und es passierte immer wieder, dass sie bereits jetzt davon träumte. Ein hübsches, elegant eingerichtetes Büro, eine eigene Sekretärin …
„Und die wären?“ unterbrach er ihre Gedanken.
Diana zögerte einen Moment. Schließlich kannte sie ihn erst seit etwa einer halben Stunde. Warum also sollte sie ihm ihre Karten offen legen? „Ich möchte mich auf Strafrecht spezialisieren.“
„So? Und warum?“
„Weil mich das am meisten interessiert“, antwortete Diana. „Außerdem liebe ich die Auseinandersetzung vor Gericht.“
Caine war überrascht. Offensichtlich hatte er sie doch falsch eingeschätzt. Hinter der ruhigen, beinahe uninteressierten Fassade dieser Frau steckte wohl viel mehr. „Meinst du, du schaffst das?“
„Ein Student im zweiten Semester könnte die Fälle bearbeiten, die mir im Moment auf den Tisch kommen“, sagte Diana mit fester Stimme. „Ich kann viel mehr, das weiß ich, und ich werde es beweisen!“
„An mangelndem Selbstbewusstsein leidest du offenbar nicht.“ Um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln, als er den schweren Wagen von der Straße in die Zufahrt zum Hotel lenkte. „Dann werden wir wohl Kollegen, ich habe mir nämlich den gleichen Weg vorgenommen.“
Diana sah ihn mit einem abschätzenden Blick an. „Schön. Dann werden wir ja sehen, wer von uns beiden besser ist.“
Caine lächelte nur, und zum ersten Mal spürte sie etwas von der Energie, die diesem Mann nachgesagt wurde. Nun, sie hatte keine Angst, und sie brauchte sich vor ihm nicht zu verstecken. Wenn Diana sich auf einem Gebiet völlig sicher war, dann war das ihr Beruf. Caine MacGregor würde ihren Namen in den nächsten Jahren vielleicht häufiger hören als ihm lieb war. Sie würde dafür sorgen, dass er sich an diese Unterhaltung erinnerte, wenn es so weit war.
„Miss Blades Gepäck ist im Kofferraum“, sagte Caine und gab dem Portier die Wagenschlüssel. „Rena will dich bestimmt sofort sehen.“ Er griff nach Dianas Arm und führte sie zum Hoteleingang. „Das heißt, wenn du nicht zuerst in dein Zimmer möchtest, um dich frisch zu machen.“
„Nein.“ Diana fiel sofort auf, dass er seine Schwester, nicht aber Justin erwähnt hatte.
„Okay, dann komm mit.“
Sie sah sich in der eleganten Hotelhalle um. „Das gehört also alles Justin?“
„Nein, eigentlich nur die Hälfte“, berichtigte Caine, während er sie zum Aufzug führte. „Rena ist im vorigen Jahr als gleichberechtigter Partner eingestiegen.“
„So? Haben die beiden sich dabei kennen gelernt?“
„Nein.“ Caine lachte und sah, dass Diana ihm einen erstaunten Blick zuwarf. „Rena wird dir bestimmt erzählen, wie Justin und sie sich kennen gelernt haben. Aber ich fürchte, du musst erst meinem Vater vorgestellt werden, bevor du das verstehst.“ Plötzlich wurde er wieder ernst, sah sie nachdenklich an und spielte gedankenverloren mit einer Strähne ihres Haares. „Wenn ich es mir richtig überlege“, sagte er langsam, „wäre es vielleicht doch besser, du würdest meinen Vater nie kennen lernen. Sonst bin ich schneller in einer ähnlichen Situation als mir lieb ist.“ Er sah ihren Augen an, dass sie kein Wort verstanden hatte, aber er machte keine Anstalten, das Geheimnis aufzuklären. „Du bist sehr hübsch, Diana“, murmelte er stattdessen.
Es war die Art, wie er ihren Namen aussprach, die Diana kleine Schauer über den Rücken jagte und sie veranlasste, seinem Blick nicht zu begegnen.
„Du bist auch heute noch ziemlich bekannt in Harvard“, sagte sie und sah zu ihm auf. „Und das bezieht sich nicht nur auf deine juristischen Leistungen.“
„Wirklich?“ Er lächelte amüsiert. „Darüber musst du mir unbedingt mehr erzählen.“
Caine schloss die Tür auf. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber jedenfalls nicht diese gemütliche, unaufdringliche Einrichtung in der Wohnung ihres Bruders. Vor ihr lag ein großer Raum, dessen gegenüberliegende Wand aus Glas bestand und den Blick freigab auf den winterlichen Atlantik. Die Einrichtung bestand aus wenigen, ausgesucht eleganten Möbelstücken, bequemen
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