Du hast mir die Liebe geschenkt
hatte nicht gewusst, dass es Frauen wie sie gab. Würde die Zeit in der Hütte doch nie enden.
Um drei Uhr wurde Steve von Heidis Weinen wach. Er griff nach der Taschenlampe und schaltete sie ein. Regen trommelte aufs Dach.
Victoria holte Heidi gerade aus der Wiege. Darum ging Steve in die Küche, um das Fläschchen zu wärmen.
“Du hast die neue Hose angezogen”, stellte sie fest, als er sich in den Schaukelstuhl setzte und sie ihm das Baby reichte. “Gut.”
“Ich hatte Angst, dir nicht zu gehorchen.”
“Ha, das glaube ich nicht! Steve Henderson hat keine Angst vor mir.”
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. “Du hast dich nicht an die Abmachung gehalten.”
„Ach, du meinst, weil ich das Oberteil nicht trage? Das hebe ich mir für eine besondere Gelegenheit auf.”
“Mit mir?”
“Warte es ab”, meinte sie gähnend.
“Geh wieder ins Bett. Ich werde mit Heidi schon fertig.”
“Das weiß ich. Ich will nicht wieder ins Bett. Ich habe schlecht geträumt und will nicht weiterträumen.“
“War es so schlimm?”
Sie nickte. “Renee wollte mich erreichen, aber ich konnte sie nicht finden.
Wahrscheinlich kommt das davon, dass ich über sie gesprochen habe.”
“Hast du eine Ahnung, wo Renee sein könnte - falls sie weggelaufen ist?”
“Ich möchte gern glauben, dass sie das getan hat. Alles andere wäre zu schrecklich.”
“Hat sie darüber gesprochen, wo sie hingehen würde?”
“Sicher”, meinte Victoria. “Paris, Venedig, Jamaika, Finnland.”
“Finnland?”
“Sie schwärmte damals für einen Lehrer, einen Finnen.”
“Glaubst du, er ist darauf eingegangen?”
“Mr. Saari?” Victoria überlegte. “Nein, aber sicher weiß ich das nicht. Saari war mindestens dreißig, Renee erst dreizehn. Könnten wir bitte von etwas anderem reden?”
“Tut mir Leid, aber ungelöste Rätsel interessieren mich.”
“Wahrscheinlich arbeitest du deshalb für einen Geheimdienst.”
Er merkte sich den Namen Saari und wählte ein anderes Thema. “Und, hast du dich damit abgefunden, dass ich nicht Heidis leiblicher Vater bin?”
“Ich weiß es nicht. Ich hasse Lügen, selbst wenn man mir nur etwas verschweigt.”
“Hättest du dich denn um Heidi gekümmert, wenn du von Anfang an alles gewusst hättest?”
“Was soll ich darauf antworten? Ich hänge schon so an dem Kind, dass ich nicht entscheiden kann, was ich getan hätte.”
“Du bist eine erregende Frau”, stellte er fest und lächelte, als sie rot wurde.
Victoria griff sich an die Wangen. “Der Fluch einer Rothaarigen.”
“Nicht alle rothaarigen Frauen sind erregend.” Bewusst legte er ihre Worte falsch aus, um sie zu provozieren.
“Du weißt, was ich meine!”
Er lächelte und freute sich, dass er sie von dem düsteren Traum abgelenkt hatte.
Sobald Heidi wieder schlief, legte Steve sie in die Wiege und deckte sie zu.
Dann streckte er Victoria die Hand hin, doch sie stand allein auf. Er verstand den Wink. Getrennte Betten auch für den Rest der Nacht.
Zwar konnte er sich wirklich nicht beklagen, aber er hätte sie gern bei sich gehabt. Dabei ging es ihm nicht nur um Sex. Es war einfach schön, wenn sie bei ihm war, selbst wenn sie schlief.
Victoria blickte am nächsten Morgen zum Himmel hoch. Es war bewölkt, doch wenigstens regnete es nicht mehr. Im Laufe des Vormittags öffnete der Himmel allerdings erneut seine Schleusen.
“Unten in Aylestown könnte es besser sein”, sagte Steve. “Manchmal herrscht auf dem Berg schlechteres Wetter als im Tal. Lass es uns versuchen. Wir brauchen noch Heidis Vitamine.”
“Einverstanden.”
Als Steve den Geländewagen startete, murmelte er eine Verwünschung und stellte den Motor wieder ab.
“Was ist los?” fragte Victoria.
“Die Warnlampe für das Öl brennt. Ich muss den Ölstand prüfen.” Er stieg aus und hob die Motorhaube an. “Kein Öl”, stellte er fest. “Die Warnlampe muss defekt sein, sonst hätte ich es schon früher gemerkt.”
“Und jetzt?”
“Tja, ich werde wohl nach Hanksville gehen müssen und Öl besorgen.“
„Im Regen?”
“Nein, es ist ja kein Notfall. Wir warten einfach, bis es zu regnen aufhört.”
Doch so gelassen er sich zunächst gab, so schlecht war Steves Laune danach.
Verdrossen schwieg er vor sich hin.
Victoria hielt es schließlich nicht mehr aus. “Wieso musst du immer ein Perfektionist sein? So etwas passiert eben.”
“Nicht mir”, erwiderte er grimmig. “Solche Fehler können tödlich sein.”
“Das ist
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