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DU HÖRST VON MIR

DU HÖRST VON MIR

Titel: DU HÖRST VON MIR Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luis Algorri
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versuchte, wieder zu Atem zu kommen, »... Ferdinand VII.«
    »Mist«, fauchte ich, »du weißt doch alles, du Depp!«
    Ich stieß ihn mit einem kräftigen Druck auf die Schultern gen Grund und kraulte sofort ganz schnell zum anderen Ende des Beckens. Aber José schwamm wie eine Wasserratte. Ich spürte, wie er mich einholte, mir die Füße festhielt, mich unter Wasser zog und das Wettschwimmen gewann. Als ich  zum Beckenrand kam, erwartete er mich dort seelenruhig mit angewinkelten Armen auf die Kacheln gestützt. Wir hatten beide Boden unter den Füßen und ich stellte mich neben ihn, schwer atmend.
    »Mit Geschichte kennst du dich ja vielleicht aus, aber im Schwimmen bin ich besser, was?«
    »Das kommt nur von der vielen Qualmerei.«
    Er sagte nichts. Kurz darauf wandte er mir sein Gesicht zu.
    Die Lichter der Terrasse, nun näher, erleuchteten die eine Hälfte seines Kopfes, sein Gesicht, seine nassen Haare, die Tropfen, die von seiner Haut perlten, sein Lächeln.
    »Und die Antwort war korrekt«, sagte er.
    »Welche?«
    »Die ich dir gegeben habe«, murmelte er, »dass du der beste Freund bist, den ich habe.«
    Ich lächelte.
    »Nein José«, meine Stimme klang ruhig, »wenn überhaupt, vielleicht der Zweitbeste. Denn der beste Freund, den du hast, bist du selbst.«
    Ich sah, ich erriet, wusste, dass er feuchte Augen hatte. Er nahm die Arme vom Beckenrand, schwamm vor mich und begann mich langsam zu umarmen: Er legte einen Arm um meine Taille und den anderen um meinen Hals und drückte mich sanft an seinen warmen Körper. Ich weigerte mich, weiter dagegen anzukämpfen. Ich umarmte ihn meinerseits zärtlich und begann, seinen Rücken zu streicheln, dessen Haut unter Wasser so weich und glatt war. Ich ließ meine Hand langsam zwischen seinen Schultern und seiner Taille wandern, ohne mich weiter zu trauen. Plötzlich, als ich meine Position veränderte, um das Gewicht meines Körpers auf den anderen Fuß zu verlagern, spürte ich einen Druck an mir.
    José hatte eine Erektion in seiner blauen Badehose. Er bemerkte auch meine Erektion und verharrte ganz still. Ich streichelte weiterhin seinen Rücken, wurde dabei aber immer langsamer.
    »Javier«, sage er mit rauer Stimme.
    »Ja.«
    »Du zitterst.«
    »Ich weiß. Du auch.«
    »Sollen wir rausgehen?«
    Ich seufzte tief, schloss meine Augen und stützte meine Stirn auf seine Schulter.
    »Nein.«
    »Es ist bestimmt schon nach vier. Was erzähl ich bloß meiner Mutter?«
    Sag ihr, dass du diese Nacht mit mir umarmt im Wasser verbracht hast, dachte ich. Sag ihr, wie du mich begehrt hast und ich dich begehrte, obwohl du dich nicht getraut hast, es mir – geschweige denn dir selbst – gegenüber zugegeben.
    Sag ihr, dass du mich geküsst hast, mich mit Küssen fast erstickt hast, dich in meinem Hals verbissen hast, bis ich schrie; dass du mich gestreichelt hast, dass wir beide nackt über den Rasen kugelten. Sag deiner Mutter, dass wir uns unter einer dieser hellen Laternen geliebt haben, sag ihr, dass du mich liebst, dass du jede Sekunde leidest, die du nicht mit mir verbringen kannst, dass du für mich bereit wärst zu sterben. Sag deiner Mutter, dass...
    »Du hast Recht«, flüsterte ich ihm ins Ohr, »wir sollten uns mal abtrocknen gehen. Morgen sind deine Prüfungen und du musst schlafen.«
    »Hör mal, wenn du gerne möchtest, bleiben wir noch ein bisschen.«
    »Nein, José«, ich nahm seine Arme von meinem Hals, trennte ihn zärtlich von mir, kämmte ihm mit meinen Fingern die nassen Haarsträhnen aus der Stirn, streichelte ihm das Kinn und lächelte ihn an: »Viel steht morgen auf dem Spiel.
    Komm wir gehen nach Hause. Wir haben noch genug Zeit füreinander.«
    Wir kamen aus dem Wasser und gingen in Richtung der Ecke, in der wir unsere Taschen und Handtücher gelassen hatten.
    »Und besser ist es, wenn du genauso gut laufen kannst, wie du schwimmst«, lachte ich, »denn in den Picos de Europa wirst du mich dann nicht einfach kurz unter Wasser drücken können.«
    »Na ja, vorher muss ich erst mal bestehen.«
    Ich packte ihn am Arm und hielt ihn mit einem Ruck fest.
    »Du wirst bestehen«, sagte ich mit verhaltener Wut, »du wirst alle fünf Prüfungen bestehen, oder es passiert was, was ich mir nie verzeihen würde.«
    »O.k., o.k.«, er lachte, »wenn du es sagst...«
    »Das sage ich«, meine Stimme klang überraschend knurrend, »und das meine ich auch so.«
    Wir zogen uns an. Auf dem Weg zu ihm nach Hause, als wir den Park am Fluss durchquerten, sah ich

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