„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)
steckte ihm einen Zwanziger zu und dann waren wir auch schon im Lift nach oben. Als wir aus dem Aufzug stiegen, war der Hotelflur im dritten Stock menschenleer, im Hintergrund hörten wir das dumpfe Bass-Gewummer von irgendwelchen Hip Hop-Classics und gleich aus der ersten Türe konnten wir ein lautes Gekreische vernehmen. Hier war es! In dieser Gesellschaft musst du eine Klopfkombination haben – einmal lang, zweimal kurz, einmal lang, zweimal kurz –, dann machten sie bestimmt sofort auf. Aber nichts tat sich. Als wir schon die nächste Tür angehen wollten, schlug diese auf und eines dieser kleinen Models sprang uns in Slip und Top entgegen, dabei kicherte sie so, als würde sie mit dem Typen hinter ihr Ringelpietz mit Anfassen spielen. Es war zu spät, um uns vor dem Goldzahn-Riesen zu verstecken, der hinter der Modelmaus herjagte. Als er uns sah, ging er auf wie die Blüte einer fleischfressenden Regenbogenpflanze. Er brüllte irgendwas Unverständliches ins Zimmer, als ob dieser Typ für uns zwei Lullen auch noch Verstärkung bräuchte, dann kam Maier aus der Tür, und er staunte nicht schlecht, als er mich sah. »Was zum Teufel machst du denn hier?« Ich kannte Maier schon lange, wir hatten uns damals im P1 bei der Party von Bananarama kennengelernt. Er hatte auch einen Vornamen, aber den benutzte kein Mensch. Als Area-Manager einer der größten Plattenfirmen Europas war er immer on the road und wenn mal ein paar Stars in München waren, dann schaute er bei uns mit ihnen vorbei.
Der letzte Besuch im P1 ein paar Wochen zuvor war ihm immer noch peinlich. Eines Abends kam er mit dem Topmodel Naomi Campbell und dem Flamenco-Superstar Joaquín Cortés ins P1. Maier war nach der Galavorstellung von Cortés im Münchner Kulturzentrum Gasteig der Einzige vom Management, der mitgekommen war. Cortés wollte überhaupt keine Bodyguards dabeihaben, wenn sie ausgingen, und darum hatte er sich lauthals mit Naomi gestritten. Deshalb musste nun Maier dran glauben und den Babysitter spielen: Taxi rufen, Drinks bestellen, Zimmer aufsperren und den ganzen Mist, den so eine Diva wie Miss Campbell braucht, um zu überleben. Campbell und Cortés suchten sich im P1 sofort ein lauschiges Eckchen und kuschelten sich in die lange Couch neben den Schließfächern an der Getränkeausgabe. Als Maier sich neben der Couch an die Wand lehnte, begannen Campbell und Cortés wie wild miteinander rumzuknutschen. Ineinander verknotet, ließen sie nicht voneinander ab, ihre Lippen schienen regelrecht ineinander verklebt zu sein, und ihre Hände suchten sich Stellen aus, die es in der Öffentlichkeit normalerweise nie zu sehen gab. Bevor sich unser Liebespärchen nun auf dem abgefieselten Ledersofa in die Waagrechte zu begeben beabsichtigte, zogen sie die Reißleine und wollten los. Maier erschrak richtig, als Cortés ihn anherrschte, den Wagen vorfahren zu lassen. Und bevor ich mit Maier noch ein paar Worte wechseln konnte, zum Beispiel »Wer bezahlt die Rechnung?«, waren die drei raus aus dem P1 und im Dunkel der Nacht verschwunden. Eine Flasche Gin und zig sonstige Getränke standen auf dem kleinen Tischchen vor der Sitzecke. Natürlich hatte auch diesmal keiner bezahlt. Mensch, Maier.
Irgendwie war ich froh, ihn hier auf dem Gang vor den Zimmern zu treffen, den Maier. Immerhin bewahrte er uns davor, dass uns einer der Bodyguards durchs Fenster aus dem dritten Stock auf den Vorplatz des Hotels warf. Und andererseits hatte ich vielleicht eine klitzekleine Chance, die Kohle für den Champagner zu kassieren. Natürlich hatte Maier keine zehntausend Mark dabei. Ich ließ mir also den zerknitterten Beleg von ihm unterschreiben und setzte gleich noch die Rechnung von Cortés und Campbell oben drauf. Dann sollte ich alles zusammen in sein Büro schicken, sie würden dann den gesamten Betrag auf unser Konto überweisen. Wer’s glaubt, wird selig. Es dauerte über drei Monate, bis das Geld für die Schampusorgie von Jennifer Lopez und Puff Daddy kam. Die Flasche Gin ist heute noch offen.
Garten der Lüste: Der Englische Garten
Dem Hirsch sei Dank! Bereits im 14. Jahrhundert hatten die bayerischen Herrscher mitten in der Stadt ein Hirschgehege angelegt. Im 17. Jahrhundert dann sollte es ein Volksgarten werden und so ließ Kurfürst Karl Theodor 1789 den öffentlichen Theodors-Park gestalten. Mithilfe des talentierten Gartenarchitekten Ludwig von Sckell hatte er eine unvergleichliche Parklandschaft im englischen Stil mitten – und das ist das
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