Du kuesst so teuflisch gut
ja, ich liebe ihn. Aber jetzt war sie sich nicht mehr sicher. „Er hat mir eigentlich nicht gefehlt“, sagte sie leise. „In den letzten Monaten habe ich ihn nur selten gesehen. Sollte ich darüber nicht verzweifelt sein?“
„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Andrew ist ein netter Mann. Ich bin sicher, das renkt sich alles wieder ein, wenn du zurück in Washington bist. Dann wirst du ja sehen, was du für ihn empfindest. Immer vorausgesetzt natürlich, dass du nicht in Jack verliebt bist.“
„In Jack? Nie! Ich will ihn leiden sehen, will, dass er angekrochen kommt und mich anfleht, und ihn dann kalt abservieren.“
Betina lächelte kurz. „Ich weiß. Das ist die Geschichte, die du dir immer wieder erzählst. Aber ist es auch die Wahrheit? Ich glaube eher, dass du die Wahrheit nicht ertragen kannst. Dass du ihn immer noch liebst. Aber sei vorsichtig. Du weißt, dass du nicht der Typ bist für oberflächliche Beziehungen. Wenn du nun mit ihm schläfst und ihn danach nicht verlassen kannst? Soll er dir ein zweites Mal das Herz brechen?“
„Das wird nicht geschehen. Er kann mich nicht mehr verletzen, denn er steht mehr oder weniger symbolhaft für all die Probleme, die ich in meiner Jugend hatte. Wenn ich mir beweise, dass ich ihn überwunden habe, kann ich endlich mit meiner Vergangenheit abschließen.“
„Eine exzellente Theorie. Aber klappt das auch in der Praxis?“
Wieso hatte Betina so große Zweifel? Meri war irritiert. Normalerweise stimmten sie in allen wesentlichen Fragen überein. „Ich muss es versuchen. Ich habe lange auf die Gelegenheit gewartet und kann sie jetzt nicht einfach vorübergehen lassen. Und du solltest es auch nicht tun, sondern aktiv werden. Heute Nacht.“
Betina lachte. „Du hast wirklich Mut. Mehr als ich.“
„Das stimmt nicht.“
„Doch. Wenn es um Herzensdinge geht, bist du bereit, alles zu riskieren. Ich nicht.“
Als Jack am Abend nach vielen Stunden am Computer in sein Zimmer kam, war er ziemlich erschöpft. Er zog das Hemd aus der Hose und fing an, es aufzuknöpfen, als er plötzlich ein ungewohntes Geräusch hörte, das aus seinem Badezimmer kam.
Er drehte sich schnell um. Die Tür war zu, aber unter der Tür sah er Licht. Wer, zum Teufel …?
Das konnte doch nur Meri sein.
Was sollte er tun? Wenn er Pech hatte, war sie bereits nackt und saß wahrscheinlich in der Badewanne. Wartete auf ihn. Sie hatte es von Anfang an darauf angelegt, ihn zu verführen, mit viel Erfolg, wie er leider zugeben musste. Ihm wurde heiß vor Erregung, wenn er nur an sie dachte. Es fehlte nicht viel, und er würde sich bei der nächstbesten Gelegenheit auf sie stürzen.
Wollte er das?
Er hatte Hunter ein Versprechen gegeben, und er hatte nicht viel dafür getan. Sein Freund hatte ihn nur gebeten, auf seine Schwester zu achten und sie zu schützen. Und Jack hatte nichts Besseres zu tun gewusst, als so schnell wie möglich zu verschwinden. Sicher, er hatte sie quasi aus der Ferne überwachen lassen, aber das war eine einfache Lösung gewesen.
Also musste er jetzt alles tun, um das Versprechen zu halten. Er würde ins Bad gehen und verlangen, dass Meredith sich wieder anzog. Dabei würde er ihr ein für alle Mal klarmachen, dass sich zwischen ihnen nichts abspielen würde. Und den Rest der Zeit hier in der Lodge musste er sich eben zusammenreißen und Situationen vermeiden, die gefährlich für ihn sein könnten.
So war der Plan.
Er holte tief Luft und stieß die Badezimmertür auf.
Genauso hatte er es sich vorgestellt. Sie hatte den Kamin angemacht, hatte überall Rosenblätter verstreut und saß bei schimmerndem Kerzenlicht nackt in der Wanne. Das Haar hatte sie hochgesteckt, sodass ihre verführerische Nackenlinie besonders gut zur Geltung kam, und ihre perfekten Brüste wurden nicht von dem Badeschaum verdeckt.
Jack spürte die Erregung unaufhaltsam in sich aufsteigen.
Aber es war nicht ihre helle Haut oder die leise Musik im Hintergrund, die ihn schwach machte. Auch nicht die geschickte Art und Weise, in der sie sich in Szene gesetzt hatte, oder die Tatsache, dass er wusste, sie war entschlossen, mit ihm zu schlafen. All dem hätte er widerstehen können, wenn auch nur mit äußerster Anstrengung.
Aber dass sie in dieser Situation in ein Buch vertieft war, das haute ihn um. Sie hatte alles vorbereitet, um ihn zu verführen. Und nun war sie so gefesselt von einem Buch über Kernspaltung, dass sie ihn noch nicht einmal hatte kommen hören. Das war typisch Meri. Ein
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