Du kuesst so teuflisch gut
nicht den Mut gehabt, ihn zu fragen, ob er die Verabredung vergessen oder sie mit Absicht versetzt hatte.
Jack lehnte sich vor und nahm Meri schnell den Zettel aus der Hand. „Sie wird die Frage nicht beantworten. Das ist ein albernes Spiel.“
„Ich habe nichts dagegen, sie zu beantworten“, meinte Meri und sah ihn erstaunt an.
„Aber ich. Dann erzähl ich euch lieber die Geschichte mit den Zwillingen.“
Alle Männer beugten sich erwartungsvoll vor. „Tatsächlich?“, fragte Robert. „Du hast es mit Zwillingen gemacht?“
„Jack“, sagte Meri. „Lass doch. Ich kann die Frage beantworten.“
„Nein. Was damals passiert ist, geht keinen etwas an.“
Was damals passiert ist? Wusste er denn von der Geschichte? Aber wie? Er war doch schon seit Monaten weg gewesen. Immerhin hatte sie der Vorfall damals dazu gebracht, sich bei einem Fitnesscenter anzumelden und eine Diät anzufangen.
Doch als sie Jack das erzählen wollte, kriegte sie plötzlich keinen Ton heraus. Der Hals war ihr wie zugeschnürt, als wolle sie gleich in Tränen ausbrechen.
Schnell stand sie auf und lief aus dem Raum. In der Küche goss sie sich ein Glas Wasser ein. Sicher war es nur der Stress. Die Auseinandersetzungen mit Jack, mit Andrew …
Als sie hinter sich Schritte hörte, wandte sie sich um. Colin kam in die Küche.
„Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. „Tut mir leid, dass du diese Frage erwischt hast. Die war eigentlich für Betina gedacht.“
Meri sah ihn an, und plötzlich wurde sie wütend. „Nun hör mir mal gut zu, Colin. Du bist ein erwachsener alleinstehender Mann, der sich für eine Frau interessiert, die offensichtlich auch nicht abgeneigt ist. Verdammt noch mal, dann tu doch endlich etwas!“
„Ich kann nicht …“
„Dann hast du sie auch nicht verdient.“
9. KAPITEL
Meri brauchte dringend einen Kaffee. Sie hatte wieder eine lange Nacht hinter sich, in der sie kaum geschlafen hatte, diesmal hatte es allerdings nichts mit Sex zu tun gehabt. Sie war nicht zur Ruhe gekommen und hatte sich im Bett hin und her gewälzt. Was sollte sie tun? Was sollte sie mit ihrem Leben anfangen?
In ihrem Alter sollte man wissen, was man wollte. Sie sollte ihr Herz ebenso gut kennen wie ihren Verstand.
Als sie gerade die Kaffeemaschine angestellt hatte, klingelte es an der Tür. Da die anderen offenbar noch in ihren Zimmern waren, ging Meri zur Tür und öffnete.
Andrew stand vor ihr. Er hatte eine einzelne Rose in der einen und einen knallgrünen Stoffaffen in der anderen Hand. „Ich fürchte, ich habe mich gestern saudumm benommen“, sagte er und sah Meri zerknirscht an. „Entschuldige. Ich möchte so sehr, dass alles zwischen uns wieder gut wird.“
Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Einerseits war sie erleichtert, dass er nicht in feindseliger Stimmung gekommen war, andererseits war sie nicht bereit, sich ihm in die Arme zu werfen.
„Andrew, dies alles ist für mich sehr verwirrend“, sagte sie leise. „Du hast recht, wir waren zu lange getrennt. Irgendwie ist jetzt alles anders.“
„Gibt es einen anderen Mann?“
„Nein“, sagte sie automatisch. Wirklich nicht? Jack ganz sicher nicht, sagte sie sich schnell. Sicher, sie hatten die Nacht miteinander verbracht, aber nur einmal. Danach war nichts mehr passiert. Jack war Vergangenheit. Und Andrew? War er ihre Zukunft?
Er gab ihr den Affen. „Den habe ich für dich gekauft. Vielleicht heitert er dich auf.“
Sie nahm das alberne Stofftier. „Er ist süß. Und für wen ist die Rose?“
„Für mich. Damit ich sie zwischen die Zähne nehmen kann, wenn wir Tango tanzen.“
Sie musste lachen, als er sich die Rose tatsächlich zwischen die Zähne schob. Andrew brachte sie immer zum Lachen. War das nicht etwas sehr Positives? Das sollte sie doch für ihn einnehmen.
„Möchtest du Kaffee?“, fragte sie. „Ich habe gerade welchen aufgesetzt.“
„Sehr gern.“ Lächelnd folgte er ihr in die große Eingangshalle. „Entschuldige, das ist sicher mein Büro“, sagte er, als sein Handy klingelte. „Wir sind da gerade an einer wichtigen Sache dran. Bin in zehn Minuten bei dir.“
„Lass dir Zeit.“ Sie ging in die Küche. Zu ihrer Überraschung war Colin bereits auf und goss sich einen Kaffee ein. Er war barfuß, trug Jeans und hatte sein Hemd nicht zugeknöpft. Aber nicht wegen seines ungewöhnlichen Aufzugs musterte Meri ihn genauer. Etwas an seiner Körperhaltung hatte sich verändert, er schien irgendwie aufrechter zu
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