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Du lebst, solange ich es will

Du lebst, solange ich es will

Titel: Du lebst, solange ich es will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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geschlafen. Ich versuche zu lächeln, aber es bleibt irgendwo in mir stecken. Nur meine Mundwinkel wandern nach oben, das ist alles.
    »Kann ich dir irgendwie helfen?« Ich halte Abstand. Ich bin näher am Kühlraum als am Tresen. Wahrscheinlich bin ich nur paranoid, aber ich traue mich nicht näher heran. Er könnte über den Tresen fassen und mich am Handgelenk packen.
    Er legt beide Hände flach auf den Tresen, direkt neben die Schüssel mit Minzbonbons. »Weißt du, wo Kayla ist?« Sein Gesicht ist verschwitzt, seine Wangen sind eingefallen, seine untere Zahnleiste ein gelbbrauner Steinbruch.
    »Was?« Ich weiche noch einen Schritt zurück. Mit zwei weiteren Schritten wäre ich im Kühlraum.
    »Du musst mir helfen.« Er klingt abgehetzt. Er hebt eine Hand zum Mund und knabbert mit den braunen Zähnen am Daumennagel. »Weißt du, wo sie ist?« Sein Blick huscht durch den Laden, als würde er Sachen sehen, die ich nicht sehen kann.
    »Keiner weiß, wo sie ist. Man hat ihr Auto am Fluss gefunden.« Mir kommt ein Gedanke. »Bist du derjenige, mit dem sich Kayla am Freitag treffen wollte?« Obwohl ihr Gesicht beim Gedanken an diesen Typen niemals so einen verliebten Ausdruck angenommen hätte.
    Er hebt die Arme und wackelt abwehrend mit den Händen, als wollte er sich ergeben und sagen Lass mich in Ruhe!
    »Ich kenne sie überhaupt nicht. Wieso meint jeder, ich würde sie kennen? Das sind alles Lügen! Sie versuchen mir da etwas anzuhängen, aber ich habe damit nichts zu tun.«
    Ihm etwas anzuhängen? Mist. So viel zu meiner Menschenkenntnis. Er scheint mehr zu wissen als ich. Und wenn »sie« ihm etwas anhängen wollen, könnten sie damit vielleicht recht haben?
    Ich überlege noch, was ich tun soll - mich im Kühlraum verstecken und von dort aus die Polizei rufen? Ihn bitten, zu gehen, und hoffen, dass er es auch tut? - als die Ladentür auffliegt und Drew hereingestürmt kommt.
    »Alles in Ordnung, Gaby?« Drew fragt mich, sieht dabei aber nur den Typen an.
    »Ja, ja, keine Panik, ich hau ja schon ab«, stößt der Typ hervor und reißt die Tür auf. Keiner sagt etwas, während er aus der Pizzeria eilt und dabei noch immer an seinem Daumennagel kaut.
    »Wer war das?«, fragt Drew.
    Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Ist dieser Typ der Jäger ... oder der Gejagte?

Der siebte Tag
DREW
    Als ich auf den Parkplatz biege, sehe ich einen Mann am Tresen, der die Arme hochreißt. Verdammt! Panik überkommt mich.
    Gaby steht genau zwischen Tresen und Kühlraum. Ich reiße das Lenkrad herum und parke neben einem braunen Lieferwagen. Es dauert nur eine Sekunde, bis ich mich daran erinnere, wie man das Auto ausschaltet, aber es kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Schließlich stürme ich mit hämmerndem Herzen in die Pizzeria.
    Der Typ zuckt zusammen, als er mich sieht. Dann ist er auch schon weg.
    »Wer war das?«, frage ich Gaby und blicke ihm nach. Wir sehen, wie er in den Lieferwagen steigt, mit aufheulendem Motor zurücksetzt und dann vom Parkplatz rast.
    »Keine Ahnung«, sagt sie. »Er wollte wissen, wo Kayla ist.«
    Ich bin erstaunt. »Kayla kennt den?« Ich sehe dem Lieferwagen nach, bis er aus meinem Blickfeld verschwindet. Erst dann fällt mir ein, dass ich auf das Nummernschild hätte achten sollen.
    Gaby atmet zitternd ein. »Das ist es ja eben. Ich kann mir das nicht vorstellen.«
    »Er war also nur einer dieser kranken Leute, die in die Pizzeria kommen, um nach Kayla zu fragen?«
    Sie verzieht den Mund. »Nein, es war mehr als das. Er hat gesagt, man will ihm etwas anhängen. Das mit Kayla.«
    Ist er der Täter? Ich weiß nur eins mit Sicherheit: »Dieser Typ ist ein Speed-Junkie«, sage ich. »Die werden manchmal paranoid.«
    »Was?« Gaby reißt die Augen auf. »Du meinst, er ist auf Drogen?«
    »Meth.«
    Ich befürchte, gleich fragt sie, woher ich das weiß, doch stattdessen sagt sie: »Soll ich Wachtmeister Thayer anrufen?«
    Ich fahre mir mit den Händen übers Gesicht. »Meinst du, dieser Typ weiß wirklich, was mit Kayla passiert ist?«
    Gaby schließt die Augen, aber sie bewegen sich noch unter den Lidern. Sie öffnet sie wieder.
    »Nein. Es kam mir eher so vor, als wollte er, dass ich ihm erzähle, was passiert ist. Er hat gesagt, alle würden denken, er hätte sie gekannt, hat er aber nicht. Außerdem ist sein Lieferwagen nicht weiß, wie der, den die Polizei sucht.«
    Mir fällt etwas ein, das ich nur unbewusst wahrgenommen habe. Die Farbe vom Lieferwagen war matt, nicht glänzend, und sah

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