Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
Entfaltung der Persönlichkeit fatal, denn der Mensch richtet dadurch seine Aufmerksamkeit nach dem Außen und nicht nach dem Innen. Wer sich dieses Machtspiel zum Lebensprinzip macht, spielt auf Sieg und duldet keinen neben sich. Damit sind Sieger letztendlich allein. Dafür gibt es ein Heer vermeintlicher Verlierer, die sich immer nur am Sieger orientieren, statt zu schauen, was denn in ihnen selbst steckt. Nicht zu vergessen die ganzen Kämpfe untereinander, weil jeder nach oben will. Konkurrierende Verbände verhindern persönliches Wachstum. Die Beschäftigung mit der Rangordnung führt immer zu schulischem Misserfolg und zu einem schlechten Klassenklima, in dem wenige das Sagen haben und sich ein Großteil der Schüler unterordnet und sich nichts zutraut.
Konkurrenz hat in der Schule nichts zu suchen. Das spüren auch die Schüler, die beispielsweise so empfinden: »Ich mag es nicht so, wenn Konkurrenz herrscht, denn irgendwie bin ich dann schlechter beziehungsweise ärgere mich viel mehr. Ich mag es, wenn kein >Druck< da ist. Man lernt ja im Endeffekt nur für sich und für keinen anderen!«
Ein entspanntes Klassenklima ist die Voraussetzung für angstfreies Lernen. Unter Druck kann niemand lernen und seine eigenen Ressourcen entfalten. Nur mit Kooperation kommt man weiter. Und hier siegen eindeutig die Konzepte, in denen sich Schüler gegenseitig unterstützen, bereichern und helfen. Keiner kann alles, aber jeder kann von dem anderen etwas lernen. Somit ist der Zusammenhalt der Schüler sowohl ausschlaggebend für jeden individuell als auch für ein gutes Gruppenergebnis. Ein Spiel mag vielleicht für den Einzelnen verloren gehen, aber es kann im Team immer noch gewonnen werden. Eine kooperative Gruppe sorgt für eine gute und entspannte
Lernatmosphäre, in der jeder Heranwachsende individuelle Lernerfahrungen machen kann. Denn die Leistung jedes Schülers wird in einer solchen Gruppe als Teil der Klassenleistung gesehen und nicht mehr als Aushängeschild für den Einzelnen. Was ist das auch für ein Irrglaube, zu meinen, dass nur der Beste weiterkommt? Der Beste wird auch später immer auf ein Miteinander angewiesen sein, denn einer allein kann es niemals stemmen. Ein Unternehmen wird ohne seine Mitarbeiter keine Gewinne einfahren können. Somit wird ein Chef immer auf die Unterstützung und Kreativität seiner Mitarbeiter angewiesen sein. Daher ist es besonders wertvoll für seinen Führungsstil, wenn er bereits in der Schule gelernt hat, dass gerade derjenige weiterkommt, der Werte schafft. Wer Werte schafft, erfüllt menschliche Bedürfnisse und Wünsche, respektiert Andersartigkeit, leistet seinen persönlichen Beitrag zum Weltgeschehen und füllt damit eine Lücke. Das nennt man auch soziale Kompetenz. Und die kann ich nur im Umgang mit anderen erlernen, zum Beispiel in der Schule.
Doch der Alltag im Klassenverband sieht häufig anders aus. Konkurrenz schafft den Nährboden für Wettbewerb zu Lasten von Lernmotivation, Vertrauen, Freude am Unterricht, Zufriedenheit und Neugier. Ganz entscheidend für den Aufbau von Selbstvertrauen ist jedoch, dass sich der Schüler angenommen und für die Gemeinschaft wichtig genommen fühlen kann. Für das Wohlbefinden und die Gesundheit aller Beteiligten ist entscheidend, dass eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung, eine ebenso wertschätzende Schüler-Schüler-Beziehung und eine Unterrichtsatmosphäre des erfüllenden Lernens im Schulalltag vorherrschen. Das ist die Führungsaufgabe des Lehrers, der er sich stellen muss, auch wenn ihm zwischenzeitlich der Sturm heftig entgegenweht. Denn er darf nicht mehr wegsehen und »nach allen Seiten offen sein« – er muss Position beziehen.
Es ist eine unerlässliche Aufgabe der Schule, ungünstige Erziehungstrends konsequent zu stoppen und zu korrigieren. Es ist ein Verbrechen an jungen Menschen, wenn die äußeren Umstände dazu führen, dass sie ihr Potenzial nicht ausschöpfen können. Gezüchtete Hilflosigkeit kann nie ein Gewinn für die Gesellschaft sein.
Schule – lebensfremd und nutzlos?
Schüler bekommen heute immer noch gesagt: Lerne fleißig und schreibe gute Noten, dann bist du für ein zukünftiges Berufsleben gut gewappnet. Dann bekommst du einen sicheren Arbeitsplatz. Und dorthin kommst du durch ein Studium, durch eine abgeschlossene Berufsausbildung mit möglichst guter Abschlussnote, durch Fort- und Weiterbildung, mit Ehrgeiz und Motivation oder auch durch das Glück, befördert zu werden.
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