Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
hinterfragen. Festgefahrene Glaubenssätze sind schier unüberwindlich. Inwieweit haben mir selbst denn die Erkenntnisse aus der Französischen Revolution bei der Arbeitssuche geholfen? Und warum sind für Lehrer und Eltern gute Noten der »Maßstab aller Dinge«? Könnten gute Noten vielleicht eher ein Hinweis darauf sein, dass
sich der Schüler angepasst verhält, auf Anweisung funktioniert und damit als Arbeitnehmer pflegeleicht zu handhaben ist? Müssen deshalb gutes Wissen und die Aussicht auf gute Jobaussichten als Alibi fungieren, damit die Beteiligten klein gehalten werden und nicht aus dem System ausscheren?
Ich glaube, das wahre Leben spielt nach anderen Regeln, und irgendwann kommt alles ans Tageslicht. Gute Noten, eine gute Ausbildung – diese Kriterien gelten seit Ewigkeiten in den Köpfen von Lehrern und Eltern als Eintrittsticket ins Berufsleben. Doch tatsächlich wird im Leben heute nach ganz anderen Aspekten entschieden. Die Bewerber scheitern dort nämlich nicht an fehlender Qualifikation, sondern an mangelnden Soft Skills. Es geht weniger darum, wer die besten Noten hat, als vielmehr darum, welchen Wert jemand einem Unternehmen liefern kann. Oft spricht ein Bewerber im Vorstellungsgespräch gern über seine Interessen, doch viel zu wenig über die des Unternehmens und wie er sich demzufolge dort nützlich machen könnte. Auch ist er sich viel zu wenig darüber im Klaren, welche seiner Stärken er zum Nutzen des Betriebs einsetzen kann. Offenheit, Interesse, Eigenverantwortung, Einsatzbereitschaft, Kooperationsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit, Konfliktmanagement, angenehmes Auftreten, Flexibilität, das sind die so genannten weichen Fähigkeiten, eben die Soft Skills, die wesentlich über die berufliche Zukunft entscheiden.
Wer bin ich? Das ist meiner Meinung nach die entscheidende Frage, die Schüler beantworten müssen. Das fällt den meisten von ihnen sehr schwer. Denn leider sind viele ihrer Talente im langen Schülerleben verloren gegangen, weil hierin alle Menschen nach den gleichen Prinzipien aufzuwachsen haben: Lerne, schaffe, leiste, dann kannste, haste, biste was. Dass aber die wirklich erfolgreichen Menschen nach ganz anderen Regeln spielen, das ignoriert die Gesellschaft.
Und wir ordnen uns diesem System unter, investieren einen Großteil des sauer verdienten Geldes in den Erhalt desselben und nehmen eine kontinuierliche Verschlechterung der Lebensqualität in Kauf.
Wer wahren Erfolg haben will, muss aufhören, sich bevormunden zu lassen. Wer Kontrolle abgibt und über sich bestimmen lässt, verliert immer. Gute Noten und schulischer Erfolg führen nicht zwangsläufig zu beruflichem Erfolg. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in dem, was man über sich selbst denkt. In jedem steckt ein schöpferisches Genie, das sich nicht über Auswendiggelerntes und gute Noten entdecken lässt, wohl aber durch Lernen mittels persönlicher Erfahrung und Erforschung. Wer seine Talente im Einklang mit seinem Selbstbild zur Entfaltung bringt, der schafft Wert für sich und die Gesellschaft. Früher oder später wird immer der siegen, der glaubt, dass er es kann, und nicht der, der gedankenlos übernommen hat, was er können müsste.
Schule verschließt die Augen vor den Realitäten
Vor einiger Zeit war ich auf einer Fachtagung, der »sozialgenial«. Hierbei waren Lehrer weiterführender Schulen eingeladen, sich über Projekte zu informieren, bei denen schulisches Lernen mit bürgerschaftlichem Engagement verbunden werden kann. Im Gebäude einer großen Bank in Düsseldorf wurden die Lehrer einen ganzen Tag lang mit Blick auf eine optimale Berufsvorbereitung auf die Notwendigkeit von Kompetenzentwicklung, Wertschätzung und Engagement im Schulalltag aufmerksam gemacht. Das Ganze geschah in feinstem Ambiente und bei köstlicher Bewirtung mittels Vorträgen, Podiumsgesprächen, in Workshops, unter Mitwirkung von Vertretern aus der freien Wirtschaft, Bildungsexperten und der kompetenten, fachlichen Programmleitung einer WDR-Moderatorin.
PRAXISBEISPIEL ______________________________________
Ich nahm an einem Workshop teil, in dem ein Banker Einblicke in die Möglichkeiten gewährte, mit denen Schulen Sponsoren gewinnen können. In diesem an Kurzweil, Charme und hoher Professionalität kaum zu überbietenden Vortrag erzählte er den Lehrern, wie wichtig es ist, dass die Schulen den Nutzen ihres Projektes auch dem Unternehmen darlegen, von dem sie gern Unterstützung in Anspruch nehmen wollen. Er sagte:
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