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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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»Sie müssen sich das so vorstellen: Wenn mein Sohn mir das Geld aus der Tasche ziehen will, dann wird er nach Wegen suchen, wie er es so begründen kann, dass ich die Notwendigkeit erkennen kann, es ihm zu geben. Auf den Punkt gebracht: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.« Er wies auch darauf hin, dass die Notwenigkeit guter Netzwerke unabdingbar ist. »Schauen Sie, wen Sie vielleicht aus dem Unternehmen kennen oder wer schon Geschäfte mit dem Unternehmen macht. Den schicken Sie dann schon mal vor. Oder Sie organisieren mit Vertretern des Unternehmens und Ihrer Schule ein Fußballspiel. Einmal zusammen geduscht, und das Vitamin B läuft wie geschmiert.«
    Es folgte prompt, was folgen muss. Einige Damen echauffierten sich fürchterlich und machten ein Gesicht, als hätten sie auf einen Regenwurm gebissen. Vitamin B? Igittigitt! Allwissend und mit Nachdruck versuchten sie nun, den Banker über die unlautere Methode des Vitamin-B-Kontaktens aufzuklären. Vielmehr käme es doch darauf an, die Ideale eines Projektes hervorzuheben, von der Notwendigkeit seiner Umsetzung zum Wohle der Menschen zu überzeugen, es käme auf das Gute, aber nicht auf finanzielle Vorteile an. Es wurde so lange moralisiert, bis der Manager schon verstohlen auf seine Uhr schaute. Man konnte förmlich spüren, dass da zwei Welten aufeinanderprallten, die einander so fern sind wie die Erde dem Mond. Lehrer sind häufig hoffnungslose Wirklichkeitsverweigerer.
Sie verschließen die Augen vor dem wahren Leben, führen ein Leben im Elfenbeinturm und denken sich die Welt den ganzen Tag schön. Die Themen Geld, Nutzen, überhaupt wirtschaftliches Denken betrachten sie mit großem Misstrauen. Die meisten Lehrer scheinen zu glauben, dass diese Aspekte den Niedergang der menschlichen Gesellschaft verursachen. Sie verwehren mit dieser Haltung den Schülern einen guten Einstieg ins wahre Leben.
    Wie fremd Wirtschaft und Schule einander sind, war an diesem Tag an jeder Ecke spürbar. Angefangen beim äußeren Erscheinungsbild der Teilnehmer über das Lehrergemecker beim Naschen der feinen Häppchen (»Da kann man mal sehen, wofür die ihr Geld ausgeben«), dem rechthaberischen Auftreten einerseits und großer Nonchalance auf der anderen Seite, bis hin zu großen Vorurteilen beiderseits... Die einen müssen gedacht haben: »Um Himmels willen, das sind die Vorbilder meiner Kinder?«, die anderen: »Nee, was für schäbige Charaktere, kein Wunder, dass es mit Deutschland den Bach heruntergeht.«
    Aber Schule drückt sich auf diesem Weg vor ihrem verantwortungsvollen Erziehungsauftrag. Schüler werden dumm gehalten, die Dummheit ist der Erzfeind des Fortschritts. Lernen heißt jedoch, auf Veränderungen reagieren zu können. Es geht darum, Methoden und Werkzeuge kennenzulernen. Und zu lernen, wie man sie sinnvoll und gut einsetzt. Wie es der Journalist Wolf Lotter einmal in einem Artikel ausdrückte: »Wer Messer meidet, weil sie auch töten können, bleibt hungrig, dumm und wehrlos noch dazu.«
    Wie weltfremd unsere Schule funktioniert und wie wenig sie die wirkliche Welt erfahrbar macht, möge ein weiteres Beispiel belegen. Ref 7

    PRAXISBEISPIEL ______________________________________
    Lehrerkonferenz. Die Schülervertretung hat einen Antrag gestellt, dass die Schüler in Freistunden in der Schulmensa ihre elektronischen Geräte wie MP3-Player, PCs und Handys benutzen dürfen. Im Antrag wurde natürlich extra erwähnt, dass bei Klausuren die Geräte abgestellt würden. Der Antrag sollte eigentlich schnell als Tagesordnungspunkt durchgewinkt werden. Man sollte davon ausgehen, dass ihm ohne Probleme stattgegeben werden könnte, zumal MP3-Player und PCs heutzutage zur normalen Lebenswelt der Kids gehören und einige Kollegen gar die Schüler ermutigen, mit dem PC Recherchen für den Unterricht durchzuführen, Präsentationen auszuarbeiten und so weiter.
    Wider Erwarten machten allerdings viele Kollegen Front gegen diesen Antrag. Die Argumente waren: Die Schüler würden eh zu viel am PC sitzen und spielen, Schule hätte die Aufgabe, den übermäßigen Konsum dieser Medien zu unterbinden, die Schüler sollten in den Pausen doch lieber ein Buch lesen oder sich in der Mensa unterhalten. Wenn sie eine Recherche durchführen müssten, dann könnten sie ja ins Selbstlernzentrum gehen, wo unter Aufsicht das Internet genutzt werden kann.
    Dummerweise ist dieses Zentrum aber erst ab 12 Uhr besetzt, die Schüler können dort ausschließlich unter Aufsicht

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