Du Mich Auch
schüttelte erschrocken den Kopf. »Ihr wollt doch nicht wirklich?«
»Ich übernehme das«, erklärte Beatrice. »Ich kann nämlich schon an der Stimme erkennen, ob es ein Mann draufhat. Wenn wir schon so eine abgedrehte Nummer machen, dann mit Mister Testosteron höchstpersönlich!«
Sie holte ihr Handy und wählte, während Katharina und Evi ihr gespannt zusahen.
Beatrice hob den Daumen. »Hallooo André«, raunte sie. »Bist ja ein echter Brüller. – Ja, jetzt sofort. Bist du available? – Hast du ein Auto?«
Sie hörte eine Weile zu und versuchte, ihre Freundinnen zu ignorieren, die Grimassen zogen und anzüglich gestikulierten.
»Schlosshotel Seeblick in Kahnsdorf. Die Präsidentensuite. Und noch etwas: Wir sind zu dritt!« Wieder verging eine Weile. »Natürlich bekommst du das dreifache Honorar. Bargeld? Das sollte kein Problem sein. Beeil dich! Wir sind total auf Turkey!«
»Und?« Evi zitterte am ganzen Körper.
»In einer Stunde schlägt unser Sexspielzeug hier auf«, erklärte Beatrice. Auch sie zitterte vor Aufregung.
»In einer Stunde.« Katharina konnte nur noch flüstern. »Der Countdown läuft!«
Sie hatten geduscht. Sie hatten ihre Haare gefönt und sich gegenseitig geschminkt, so wie vor ihren Teenagerpartys. Und waren genauso aufgeregt wie damals. Die Wahrheit war: Das Trio fatal hatte inzwischen Angst vor der eigenen Courage. Wie Examenskandidatinnen hockten sie mit feuchten Händen auf dem Sofa und warteten stumm. Immer wieder sah Katharina auf ihre Armbanduhr, während Beatrice und Evi dumpf vor sich hinbrüteten.
»Und wenn ich ihm nicht gefalle?«, fragte Evi in das Schweigen hinein. »Ich meine, dann kann er doch wohl kaum seinen Mann stehen.«
»Keine Sorge«, wurde sie von Beatrice beruhigt. »Erstens ist er ein Profi. Der hat bestimmt seine Standardphantasien, die ihn antörnen. Zweitens bist du eine tolle Frau. Jetzt vergiss mal diese ganzen Selbstzweifel. Du hast ein hübsches Gesicht, befindest dich beautytechnisch im Bestzustand und hast – Lust drauf! Herrje, die paar Pfunde spielen doch keine Rolle. Ich sage immer: Hauptsache, das Mittelstück passt zusammen!«
Evi kicherte erleichtert.
»Und wenn er mich erkennt?«, gab Katharina zu bedenken. »Er könnte mich hinterher erpressen. Schreckliche Vorstellung.«
Beatrice warf einen Blick auf Katharina. Sie trug ihr langes Haar offen. In weichen Wellen fiel es über ihre Schultern. Mit dem Lidstrich und den kirschrot geschminkten Lippen sah sie aus wie ein Model. Nichts erinnerte mehr an die asexuelle Politikerin mit dem strengen Dutt.
»Ach was. So erkennt dich kein Mensch!«, beteuerte sie.
Evi spielte nervös mit dem Gürtel ihres Bademantels. »Und wer ist als Erste dran?«
»Du!«, erwiderte Katharina ohne Zögern. »Das ist nur fair. Schließlich hast du die ganze Sache ins Rollen gebracht. Lust auf ein Abenteuer und so.«
Eine leise Panik kroch in Evi hoch. Sich wilde Phantasien auszumalen war etwas ganz anderes, als sie in die Tat umzusetzen. Und wenn sie vergessen hatte, wie es ging? Oder war Sex wie Fahrradfahren – einmal gelernt, und man kann’s für immer? Leider hatte sie keine blasse Ahnung. Dann fiel ihr ein, dass sie komplett enthaart war. Wirklich komplett. Sie errötete.
»Okay, Evi kostet ihn vor«, sagte Beatrice. Sie sah auf die Uhr. »Hoffentlich hat er keine Autopanne.«
In diesem Augenblick klopfte es. Wie vom Donner gerührt fuhren die drei zusammen.
Beatrice gab Evi einen freundschaftlichen Stups. »Viel Spaß! Und lass was für uns übrig!«
Auf nackten Füßen tapste Evi zur Tür. Sie spürte ihre Beine nicht mehr. In ihrem Kopf dröhnte es. Mit schweißnassen Fingern drückte sie die Klinke herunter.
Kapitel 5
»Hi, Mädels!«
Was war das denn? Alle drei erstarrten. Schon ein flüchtiger Blick genügte, um festzustellen, dass dieses Exemplar nicht das war, was sie bestellt hatten. Vor ihnen stand nicht der blonde, gebräunte, muskulöse Typ aus der Bademeisterabteilung, sondern ein eher feingliedriger junger Mann mit schulterlangen dunklen Haaren.
»Äh, könnte es sich um eine Verwechslung handeln?«, fragte Evi.
»Ich heiße Robert«, erwiderte der junge Mann sichtlich befangen. »Ich bin für André eingesprungen.« Scheu musterte er seine Klientinnen. »Aber Sie werden es nicht bereuen. Ganz bestimmt nicht.«
Beatrice verschränkte die Arme. »Moment mal, so einfach geht das nicht. Du bist doch voll die Mogelpackung. Wofür gibt es Fotos auf der Website? What
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