Du Mich Auch
weh tut!«
Evi räusperte sich. »Manchmal, wenn er besonders gemeinzu mir war, habe ich schon darüber nachgedacht, ob ich ihm ein Abführmittel in den Kaffee mogele. So ungefähr?«
»Du bist rührend, Liebes«, lachte Beatrice. »Sorry, aber Rache nach Hausfrauenart ist Kinderkram. Ich meine echte, fiese, grausame Rache. Mit Taktik. Und mit Raffinesse. Den Masterplan. Klar kannst du ihm ein Abführmittel unterjubeln, wenn du emotional auf der Talsohle entlangschrammst. Aber wahre Rache ist ein Gericht, das kalt genossen wird.«
Die Wirkung ihrer Sätze glich der einer Aufputschtablette. Von einer Sekunde zur anderen kippte die melancholische Stimmung. Aufgeregt redeten sie durcheinander.
»Als Erstes ist der feine Herr Minister dran«, beschloss Beatrice. »Der hat’s vergurkt, auf der ganzen Linie. Ein Grund, ihn fachgerecht zu zerlegen. Rache ist das Gebot der Stunde. Du wirst ihn rückstandslos entsorgen, klar?«
Katharina atmete tief ein. »Verdient hätte er’s. Aber ich hoffe, es gibt eine elegantere Lösung, als ihm eine Kugel durch den Kopf zu jagen.«
»Um Himmels willen!« Evi schlug die Hände vors Gesicht.
»Elegant ist gar kein Ausdruck«, sagte Beatrice. »Na, los doch – jetzt ist Kreativität gefragt!«
Sogleich erwogen sie verschiedene Strategien, wie sie Katharinas Geliebten zu Fall bringen könnten. Allmählich erholte sich Katharina wieder. Die Aussicht, dass sie sich für das erlittene Unrecht revanchieren würde, tat ihr gut. Als der Kellner den Wagen mit einer riesigen Käseplatte hereinrollte, nahm sie sogar todesmutig ein Stück Gruyère mit Feigensenf.
»Den Käse behältst du aber bei dir«, ordnete Beatrice an. »Sonst kette ich mich an dein Klo!«
»Nicht nötig«, sagte Katharina, »mir geht’s schon besser. Ich muss einfach wieder lernen, normal zu essen. Seit ich aus der Klinik entlassen wurde, kriegte ich nichts mehr runter. Bin nur noch vor der Toilettenschüssel rumgerutscht und habe mir den Finger in den Hals gesteckt. Aber eine Therapie kommt nicht in Frage. Wenn das die Presse erfährt, kann ich einpacken.«
Evi war bereits beim dritten Stück Käse angelangt und angelte sich ein paar Muskattrauben. »Ist es nicht unglaublich, was die Männer in unserem Leben angerichtet haben?«
»Die benutzen uns als Crashtest-Dummys«, sagte Beatrice grimmig. »Meinem Mann wär’s bestimmt egal, wenn er wüsste, was ich weiß. Dass er seinen unappetitlichen Gelüsten freien Lauf lässt.«
»Und wir?«, begehrte Evi auf. »Wir sind brav wie Nonnen. Ich jedenfalls.«
»Ich auch«, pflichtete Beatrice ihr bei. »Schön blöd, oder? Dabei hätte es Gelegenheiten genug gegeben. Schließlich reagieren die Männer auf meine getunten Geschlechtsmerkmale mit dem Sabberreflex.«
Ihr Bademantel hatte sich eine Handbreit geöffnet, und sie betrachtete traurig ihre straffen Brüste. »Die Dinger haben mich ein Vermögen gekostet. Aber so richtig zum Einsatz kamen sie noch nie.«
»Bei mir läuft sowieso nichts nebenher, seit ich rund um die Uhr arbeite und mich von diesem Kerl bespringen lasse«, sagte Katharina. Nachdenklich schob sie den Rest ihres Käsestückchens auf dem Teller hin und her. »Dabei haben wir früher nichts anbrennen lassen.«
Beatrice nahm einen Schluck Wein. »Tja, wir waren halt jung und voll auf Östrogen. Jetzt ist die Chance auf heißenSex in etwa so groß wie die Wahrscheinlichkeit, von einem Meteoriten erschlagen zu werden. Mist. Wir segeln unbespielt ins Klimakterium. Wir können nichts mehr erwarten. Keine Hingabe. Keine Ekstase. Für mich ist das Thema durch.«
Sie stand auf und schraubte so lange an der Soundanlage herum, bis sanfte Musik aus den Boxen strömte. Draußen war es längst dunkel geworden. Eine leichte Brise wehte vom See ins Zimmer. Wehmütig starrten sie in die nächtliche Schwärze.
»Also, für mich nicht.«
Es war Evi, die widersprochen hatte. Verwundert sahen Katharina und Beatrice sie an.
»Ich weiß, ich sehe nicht so aus, aber manchmal hätte ich schon Lust«, sagte Evi versonnen. »Auf ein – Abenteuer.«
Katharina lachte hektisch los. »Du bist mal wieder die Schärfste! So wie damals. Jeder dachte, Evi sei die Unschuld vom Lande, aber in Wahrheit warst du der heißeste Feger der Schule.«
»Unser Finanzberater zum Beispiel«, erzählte Evi. »Ich glaub, der steht auf Rubensrundungen. Immer, wenn er uns besucht, zieht er mich mit seinen Blicken aus. Und was soll ich sagen? Mir gefällt’s!«
Beatrice betrachtete die
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