Du Mich Auch
wisperte Evi. »Willst du auch was?«
Katharina schüttelte den Kopf und nahm sich eine Flasche Mineralwasser aus der Minibar. Ohne nach einem Glas zu suchen, setzte sie die Flasche an und trank sie in einem Zug aus.
»Nun sag doch schon«, flüsterte Evi. »Wie war’s?«
Gedankenverloren hockte sich Katharina auf den Teppichboden und umschlang ihre Knie. Ihre Züge wurden weich.
»Ich wusste gar nicht, dass so etwas möglich ist. So viel Gefühl. So viel Zärtlichkeit.« Sie schluckte. »Ich glaube, dass wir irrsinniges Glück hatten, meinst du nicht auch?«
»Es war himmlisch«, brach es aus Evi heraus. »Und ich will mehr davon!«
»Kannst du haben«, erwiderte eine heisere Stimme.
Mit dem aufrechten Gang einer Königin kam Beatrice ins Zimmer stolziert. Sie dehnte sich wie ein Kätzchen und ließsich dann auf die Couch fallen. »Dieser Robert ist eine Offenbarung!«
Katharina legte den Kopf schräg. »Ich fühle mich wie ein Oldtimer, der jahrelang nur rumgestanden hat und jetzt wieder eine Rallye gefahren ist. Mit vollem Tempo ins erotische Nirwana!«
»Oldtimer? Hört sich an, als gäb’s einen neuen Pfleger im Altersheim«, protestierte Beatrice. »Das war doch keine Seniorennummer. Ich hatte durchaus den Eindruck, dass der gute Junge auf seine Kosten gekommen ist.«
»Ich auch«, riefen Katharina und Evi gleichzeitig.
Verzückt glucksten sie vor sich hin. Sie hatten es getan. Sie hatten einen Bungeesprung in ein neues, aufregendes Leben gewagt. Und es fühlte sich so gut an!
Sobald der Zimmerkellner das Frühstück brachte, ließen sie sich gemeinsam am Tisch nieder. Evis Bestellung hätte auch für fünf gereicht. Nachdem Beatrice Espresso geordert hatte und Katharina einen Earl Grey, waren sie wunschlos glücklich. Sie aßen mit dem Hunger von Seefahrern, die soeben einen neuen Kontinent entdeckt hatten.
»So. Der first step liegt hinter uns«, sagte Beatrice, während sie die Salzkrümel von einer Brezel knabberte. »Eine sehr – befriedigende Form der Rache, nicht wahr? Jetzt kommt step two!«
»Wir brauchen ein Konzept«, überlegte Katharina. »Am besten beginnen wir mit einer strategischen Analyse der Schwächen.« Sie setzte ein geschäftiges Gesicht auf. »Evi – was ist die Achillesferse deines Gatten? Wo triffst du ihn am empfindlichsten?«
Evi trank mit geschlossenen Augen ihre heiße Schokolade. »Geld«, sagte sie dann. »Geld bedeutet ihm alles.«
»Und genau das will der bad boy dir wegnehmen, richtig?«, fragte Beatrice. »War da nicht was mit Geheimkonten auf den Cayman-Inseln?«
»Stimmt. Davon hat er jedenfalls gesprochen, als ich ihn belauscht habe.« Evi atmete tief durch.
»Na, bei mir ist der Fall sonnenklar: Mein Goldstück hat ein ekliges Doppelleben«, erklärte Beatrice. »Das ist seine Sollbruchstelle. Als CEO einer Bank kann er sich das nämlich überhaupt nicht leisten. Wenn das ruchbar wird, ist er ein No-Go. Und dass ich das Geld in Sicherheit bringe, versteht sich ja wohl von selbst.«
Katharina stellte ihre Teetasse ab. »Wir müssen alles schriftlich festhalten. Wir erstellen ein Dossier!«
Sie stand auf und nahm sich einen Notizblock vom Beistelltisch. Dann holte sie einen vergoldeten Stift und ihre randlose Brille aus der Handtasche. Schon nach zehn Minuten hatten sie einen ersten Schlachtplan entworfen.
Katharina rückte ihre Brille gerade und las mit gewichtiger Stimme vor: »Evi Forever muss erst mal herausbekommen, wie viel Geld wo gebunkert ist. Als Informationsquelle tippe ich auf den Finanzberater. Der steht doch auf dich. Geh mit ihm essen. Zieh dir was Hübsches an.«
»Mit XL-Dekolleté«, warf Beatrice ein. »Zeig, was du hast!«
»Wirklich?« Evi verzog das Gesicht. »Ich bin nicht gerade eine Mata Hari oder so was.«
»Dann wirst du es eben jetzt«, feuerte Beatrice sie an. »Setz deine beste Waffe ein: deine Weiblichkeit!«
Nicht im Traum wäre Evi früher auf die Idee gekommen, dass sie über so etwas wie weibliche Waffen verfügte. Doch die Nacht mit Robert hatte vieles verändert.
»Ich probier’s«, versprach sie.
Mit ihrem Stift setzte Katharina einen akkuraten Haken neben Evis Namen. »Jetzt zu dir, Bella Beatrice. Du hast die Saunaquittung hoffentlich aufgehoben?«
Beatrice nickte.
»Dann solltest du weitere zweckdienliche Beweise sammeln.«
»Wie jetzt – Beweise?« Irritiert sah Beatrice in die Runde. »Ich kann ja wohl schwerlich in so einen Sexclub einreiten und Schnappschüsse fürs Familienalbum
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