Du Mich Auch
Sonntag meist auf dem Golfplatz und ging anschließend mit seinen Kumpels essen.
Sie erstarrte vor Schreck. Wollte er sie kontrollieren? Und, schlimmer noch: Würde er ihr ansehen, was geschehen war? Ja klar würde er es sehen. Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand auf die Stirn tätowiert: ICH HABE ES GETAN! MIT EINEM CALLBOY!
Plötzlich zerfloss sie in Schuldgefühlen. Was hatte sie bloß angerichtet? Werner würde sie zur Rede stellen und ihr eine fürchterliche Szene machen. Innerlich zerbröselte sie bereits. Ganz klein machte sie sich, als sie mit ihrem roten Rollkoffer das Haus betrat. Sie hatte es immer geliebt, dieses Haus, ihre Traumvilla mit den englischen Stilmöbeln und den dicken Teppichen. Heute erschien es ihr wie ein Gefängnis. Ein Zuhause war es längst nicht mehr.
Sie spähte vorsichtig den Flur entlang. Von ihrem Gemahl war keine Spur zu sehen. Sie wollte jetzt nur noch in die Badewanne und im heißen Wasser an Robert denken. An den süßen, den unvergleichlichen Robert. Lautlos schlich sie die Treppe zum ersten Stock hoch.
»Eva-Maria! Da bist du ja endlich!«
Sie zuckte zusammen. Wenn ihr Mann überhaupt daheim war, verschanzte er sich für gewöhnlich in seinem Arbeitszimmer. Doch jetzt stand er breitbeinig oben auf dem Treppenabsatz, das Gesicht knallrot von der Sonne. Werner war Anfang fünfzig, beleibt und färbte sich die Haare. Sein blaugelb gestreiftes Polohemd zeigte Schweißflecken unter den Achseln.
Evis Knie verwandelten sich in Pudding. »Oh, hallo«, hauchte sie. »Hattest du einen schönen Tag?«
»Dasselbe wollte ich dich gerade fragen«, knurrte er. »Bist ja neuerdings nur noch unterwegs. Wo ist der verdammte Kuchen? Sonst gibt es doch sonntags immer einen. Funktioniert hier denn gar nichts mehr?«
»Ich backe dir gleich lecker Apfelkuchen, wenn du willst, Schnuffelbär«, beschwichtigte Evi ihren Mann.
Sie wollte sich schnell an ihm vorbeidrücken, doch er hielt sie am Handgelenk fest. »Ist dir jedenfalls gut bekommen, dein Wochenende mit den Freundinnen. Was habt ihr eigentlich so gemacht?«
Etwas Lauerndes lag in der Frage. Evi wurde rot. Wir haben im Whirlpool geplanscht, acht Gänge vernichtet und uns sündhaft teuren Gourmetsex geleistet, wäre die korrekte Antwort gewesen.
»Och, nichts Besonderes«, log sie. »Nur ein bisschen Wellness. War langweilig, aber ganz nett.«
Werner betrachtete seine Frau aufmerksam. Evi sah irgendwie anders aus. Ihre Augen leuchteten, ihre Bewegungen waren geschmeidiger als sonst, ein eigenartiger Glanz lag auf ihrem Gesicht.
»Die Kinder sind nicht da«, sagte er. Ein lüsterner Zug umspielte seinen Mund. »Was hältst du von einer kleinen Siesta? So wie früher?«
Vollkommen perplex stand Evi da. Wie lange war es her, dass er mit ihr schlafen wollte? Und wie lange hatte sie sich genau danach gesehnt? Doch die Vorstellung, dass er sie berührte, nach allem, was Robert mit ihr angestellt hatte, löste spontanen Brechreiz in ihr aus.
Seine Stimme nahm einen fordernden Klang an. »Na los doch, Evimaus, wie in alten Tagen!«
Offenbar nahm er zur Kenntnis, dass Evi erwacht war aus dem Dämmerschlaf ihrer brachliegenden Sinnlichkeit. Und dass sie dadurch ganz schön sexy wirkte. Panik stieg in ihr hoch. Nicht auszudenken, wenn Werner die Segnungen des Ganzkörper-Waxing entdeckte.
»Nee, neeee«, erwiderte sie gedehnt, während sie ihr Handgelenk befreite. »Ich muss dringend – äh, bügeln. Und den Rasen sprengen. Und den – den Müll rausbringen.«
Dummerweise war sie eine Niete, was überzeugende Ausreden betraf.
»Das hat doch Zeit«, widersprach er. Seine Stimme klang rau. »Komm schon, stell endlich deinen Koffer ab, und dann lassen wir es krachen …«
Werners Ausdrucksweise war nie besonders zartfühlend gewesen. Und wenn das so weiterging, würden sie tatsächlich im Bett landen. Offene Verweigerung hätte schließlich verdächtig ausgesehen. Evi war am Ende mit ihrem Latein. Schon beugte er sich über sie und versuchte sie zu küssen. Sein Atem roch nach abgestandenem Bier.
Es war das Schrillen des Telefons, das Evi erlöste. Behände sprang sie die Treppenstufen hinunter und lief in die Küche, als seien alle sieben Teufel hinter ihr her. Sie riss den Hörer von der Telefonanlage. Es war ihr Vater.
»Ja, es geht mir gut«, sagte sie hastig. »Nein, Werner istda. Kommt doch zum Abendessen vorbei. Ja, natürlich passt das. Warum denn nicht? In einer halben Stunde? Ich mache uns ein schönes Gulasch!«
Sie
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