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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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Beatrice.
    »Steht vor dir, Schätzchen.«
    Jetzt erst sah Beatrice, dass die alte Frau im Kittel eine wundersame Veränderung durchgemacht hatte. Es war unfassbar. Beatrice wollte gerade etwas sagen, als es klingelte. Joe setzte sich in Bewegung, und kurz darauf kamen zwei Herren in grauen Anzügen herein. Sie nickten den drei Freundinnen zu und setzten sich an den Tresen.
    »Stammkunden«, raunte die Chefin Beatrice zu. »Nun zeig mal, was du draufhast.«
    Beatrice wurde blass unter ihrer Schminke. »Das, das geht nicht«, presste sie hervor. »Wo ist die Toilette?«
    »Ach du liebe Güte, stellt sich jetzt schon an, das gute Kind. Also die nächste.« Die Puffmutter winkte Evi zu sich. »Wenn du jetzt auch noch zickst, könnt ihr gleich wieder abmarschieren.«
    Todesmutig setzte sich Evi zu den beiden Herren und wurde erst mal mit hochgezogenen Augenbrauen begutachtet. Die Knäckebrotkrümel juckten. Unauffällig kratzte sie sich am Dekolleté. Sie hätte sich am liebsten das ganze Kleid vom Leib gerissen und die Krümel entfernt, doch das hätte zu folgenreichen Missverständnissen geführt.
    »Neu hier?«, fragte einer der beiden Herren. Er begann, wie absichtslos mit der Schleife ihrer Schnürung zu spielen.
    »Hm. Ich heiße E-äh-Jeanette.«
    »Jeanette? Baguette, Cigarette? Französisch, was? Bist ja ’n echtes Schnuckelchen.«
    Aus dem Augenwinkel sah Evi, wie die Chefin eine Geste machte, die aussah, als würde sie aus einem unsichtbaren Glas etwas ebenso Unsichtbares trinken.
    »Ich habe schrecklichen Durst«, behauptete Evi. »Wollen wir nicht was trinken?«
    »Okay, ein Glas warme Milch vielleicht? Für das französische Kätzchen?«
    Die Herren lachten anzüglich, doch Evis Lächeln war wie eingetackert. So schnell ließ sie sich auch wieder nicht ins Bockshorn jagen.
    »Ich mag es kühl und prickelnd«, flötete sie.
    »Gina, ’ne Flasche Schampus für die Lady!«, rief der eine.
    »Und was ist mit mir?« Nun setzte sich auch Katharina an den Tresen. Sie warf gekonnt ihr Blondhaar zurück und legte dem anderen Herrn die Hand auf die Schulter.
    »Zwei Flaschen, Gina!«, bestellte er.
    Die Chefin hob unauffällig den Daumen. Wenigstens an der Getränkefront klappt es, schien ihr Blick zu sagen.
    »Schon lange im Geschäft?«, fragte der Herr, der sich handgreiflich für Evi interessierte. »So ’ne Doppelrahmstufe sieht man nicht alle Tage hier.«
    Er hatte ihre Schleife fast aufgezogen. Gierig stierte er in Evis Dekolleté.
    »Geben Sie einem hoffnungsvollen Talent eine Chance«, erwiderte sie. Den Satz hatte sie sich von Robert gemerkt.
    »Dann nehmen wir den Schampus am besten gleich in die Sauna mit«, grinste ihr Verehrer. Er zog Jackett und Schlips aus.
    Evi rutschte unbehaglich auf dem Barhocker hin und her.Und jetzt? Was war eigentlich der Plan? Von Beatrice war nichts zu sehen. Ob ihr schlecht geworden war? Langsam ließ sie sich vom Barhocker gleiten.
    »Bin gleich wieder da!«, versprach sie. Dann machte sie sich auf die Suche nach Beatrice.
    Sie fand ihre Freundin im Vorraum der Toilette. Beatrice war inzwischen grün im Gesicht und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Was ist denn passiert?«, fragte Evi besorgt.
    »Der eine Typ an der Bar …«, sagte Beatrice tonlos.
    »Ja? Was ist mit ihm?«
    Beatrice sank auf einen mit Kunstfell bezogenen Hocker. »Das ist – Hans-Hermann. Mein Mann.«
     
    Es war Mitternacht, als sie das Etablissement verließen. Sie mussten sich aneinander festhalten, um nicht umzufallen, denn sie alle hatten einen schweren Schwips. Auf unsicheren Beinen trippelten sie zur Straße. Gina hatte ihnen netterweise ein Taxi bestellt, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass es das nächste Mal handfester zugehen müsse.
    »Bingo!«, rief Katharina. »Auf frischer Tat ertappt, der fesche Hans-Hermann!«
    »Irre, einfach irre!«, hechelte Evi, die kaum noch Luft bekam in ihrem eng verschnürten Kleid. Sie fühlte sich wie ein Postpaket. Wie durch ein Wunder war es ungeöffnet geblieben. Sie hatte aber auch alle Liebestöter angewendet, die sie sich im Laufe ihrer Ehe zugelegt hatte: Kochrezepte, Kinderkrankheiten, Wetterberichte. Und es hatte gewirkt. Einer nach dem anderen hatte irgendwann von ihr abgelassen.
    »Wo bleibt denn das Taxi?«, rief Beatrice ungeduldig.
    Schwankend standen sie in der kühlen Nachtluft und atmeten tief ein und aus. Es war eine Wohltat nach der feuchten Schwüle der Bar. Hinter ihnen lagen die unglaublichsten zweieinhalb Stunden ihres

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