Du Mich Auch
kokett. »Wo wir ganz ungestört sind?«
»Von null auf hundert, solche Weiber liebe ich!«, rief Hans-Hermann. »Ab ins Séparée!«
»Perfekt«, zwitscherte Evi. »Ich nehme die Gläser und du den Sekt, ja, Süßer?«
»Immer schön praktisch denken«, grinste er. Mit geübterGeste warf er Gina sein Jackett zu und griff zu den Flaschen. »Ich geh mal vor. Damit du dich nicht verläufst, Kätzchen.«
Evi spürte die Blicke ihrer Freundinnen auf sich ruhen, als sie Hans-Hermann in einen schlauchähnlichen dunklen Gang folgte. Lasst mich jetzt bloß nicht allein, flehte sie stumm. Doch als sie sich umdrehte, sah sie, wie Beatrice und Katharina sich erhoben.
Das Séparée, das Hans-Hermann ausgesucht hatte, entpuppte sich als winziger, stickiger Raum mit einer roten Kunstlederliege. Vom Gang war das enge Gelass nur durch einen Vorhang aus Perlenschnüren abgetrennt. Auf einem billigen Plastiktischchen stand eine Kleenexbox neben einer flackernden Kerze. Von der Decke baumelte eine Glühbirne, die rötlich bemalt war.
Hastig stellte Evi die Gläser ab und öffnete ihre Handtasche. Sie brauchte nur eine Sekunde. Aber Hans-Hermann ließ sie nicht aus den Augen.
»Was wird das denn?«, fragte er ungehalten. »Ohne Gummi, oder du kannst es vergessen.«
»Keine Sorge«, beschwichtigte Evi ihn. »Ich wollte nur nachsehen, ob mein Geld noch da ist.«
»Ach so.«
Er wandte sich ab und öffnete seinen Gürtel. Das war die Chance! Lautlos entkorkte Evi das Fläschchen mit den K.o.-Tropfen und träufelte eine wohlbemessene Dosis in sein Glas. Dann ließ sie das Fläschchen ebenso geräuschlos wieder in ihre Tasche gleiten. Aufatmend setzte sie sich auf die Liege.
»Na, was sagst du jetzt?«
Evi sah erst einmal nur zwei bestrumpfte Füße. Beatrice wusste offensichtlich, wovon sie sprach, als sie »Sex on the socks« erwähnt hatte. Dann glitt Evis Blick höher. Hans-Hermanntrug einen engen Slip, der kein Geheimnis über den Inhalt offenließ. Evi schluckte. Oha.
»Beeindruckt, was?«, fragte er selbstgefällig. »Das sind sie alle.«
»Sogar sehr beeindruckt«, versicherte Evi. Sie versuchte, nicht hinzusehen, obwohl sich sein bestes Stück direkt vor ihren Augen befand. »Ein Wunder der Natur. Lass uns vorher noch was trinken, ja?«
Lächelnd reichte sie Hans-Hermann ein Glas. Sie hatte darauf geachtet, dass es dasjenige ohne Lippenstift war. Dann stürzte sie ihren Sekt in einem Zug runter. Evi hoffte inständig auf den Nachahmungseffekt. Der blieb allerdings aus. Hans-Hermann stellte sein Glas auf das Tischchen zurück, ohne dass er auch nur daran genippt hatte.
»Den Schampus gönnen wir uns hinterher. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.« Er setzte sich zu Evi auf die Liege und machte sich an der Verschnürung ihres Kleids zu schaffen. »Ist ja wie Geschenkeauspacken. Was hast du mir denn da Schönes mitgebracht?«
»Was böse Jungs verdienen«, antwortete Evi.
»Und ich bin ein sehr, sehr böser Junge«, raunte Hans-Hermann. Ungeduldig riss er an der Schleife herum.
Der gute alte Doppelknoten, dachte Evi. Den kriegst du allenfalls mit einer Gartenschere auf.
»Gleich geht’s zur Sache!«, verkündete er.
»Hui, da muss ich mir noch ein bisschen Mut antrinken.« Sie goss sich ein weiteres Glas ein. »Das Zeug törnt mich total an! Willst du nicht auch was?«
»Jetzt lass mal die warme Brause. Jetzt kriegst du was Besseres.«
O nein, alles lief ganz anders als geplant! Evi begann zuzittern. Sie musste unbedingt die Taktik ändern. Männer waren kindisch? Und wie. Also versuchte sie es mit dem einfachsten Kindergartentrick.
»Ach, verträgst du etwa nichts?«, fragte sie mit einer Spur Überheblichkeit. »Ein gestandenes Mannsbild wie du?«
»Blödsinn. Ich stehe auch nach fünf Flaschen gerade wie ein Fahnenmast«, tönte Hans-Hermann.
»Na, das wollen wir ja mal sehen.«
Evi füllte nach und trank ihr Glas wieder aus, ohne es abzusetzen. Und tatsächlich, auch Hans-Hermann leerte endlich sein Glas. Geschafft. Zumindest die erste Etappe. Jetzt war nur die große Frage, wie schnell die Tropfen wirkten.
»Verdammt heiß hier.« Hans-Hermann schloss die Augen und wischte sich über die Stirn. »Mir ist ganz schwummrig. Also los jetzt, ein bisschen mehr Service.«
»Sehr wohl«, antwortete Evi. »Stets zu Diensten.«
Sie pikste ihm mit einem Finger in den Bauch. Die Wirkung setzte sogar schneller ein, als sie gehofft hatte, denn sein Oberkörper schwankte unkontrolliert. Verstohlen schaute Evi zum
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