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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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Idee«, sagte Thomas von Drewitz säuerlich.
    Er war nicht der Einzige, der Evi an diesem Nachmittag seine Aufwartung machte. Nachdem sie ihren Deal mit einem neuen Glas Port besiegelt hatten, schickte er Evi noch drei weitere Herren in die Bibliothek. Einen glücklosen Teppichfabrikanten, der das Hotel ausstatten wollte. Einen geschmacksverirrten Innenarchitekten. Und den Besitzer einer Zeitarbeitsfirma, die sich als ziemlich obskurer Beschaffungsverein für osteuropäische Saisonarbeiter entpuppte.
    Sie alle waren ausgesucht höflich zu der unscheinbaren Frau im grauen Kleid, die gänzlich undamenhaft einen Muffin nach dem anderen verdrückte.
     
    »It’s raining men«, sang Evi vor sich hin, als sie sich einen Tag später heldenhaft in ihr Lederkleid schraubte. Katharina hatte es ihr inzwischen zurückgeschickt. Diesmal sollte die erotische Kostümierung in der Villa Wuttke stattfinden, im neuen Basislager der weiblichen Verschwörung. Sven und Kalli übernachteten bei Freunden, so hatten sie freie Bahn.
    Die Uhr zeigte schon halb neun. Wo Beatrice und Katharina nur blieben? Evi stülpte sich die Perücke über den Kopf und legte großzügig Rouge auf. Dann umrandete sie ihre Augen mit dunkelbraunem Lidschatten. Die Verwandlung war atemberaubend. Anschließend schlüpfte sie in die Highheels aus schwarzem Lackleder und stöckelte in die Küche, um noch schnell eine heiße Schokolade zu trinken.
    Endlich läutete es. Evi stellte die Tasse ab und stakste eilig zur Tür. »Ihr seid spät dr…«
    Weiter kam sie nicht. Vor ihr standen nicht Beatrice und Katharina. Ganz und gar nicht. Vor ihr stand Lucrezia Diepholt, in einem perlgrauen Seidenkleid.
    Ach du Elend! Mutter!, durchfuhr es Evi. Wie um Himmels willen sollte sie ihr das schräge Outfit erklären?
    Entgeistert starrte Lucrezia sie an. »Wer sind Sie? Was machen Sie im Haus meiner Tochter?«
    Selbst meine eigene Mutter erkennt mich nicht, jubelte Evi innerlich. Wenigstens das.
    »Wenn Sie mir nicht sofort erklären, was Sie hier zu suchen haben, hole ich die Polizei«, drohte ihre Mutter mit schriller Stimme.
    Was sollte Evi bloß sagen? Und vor allem: wie? Schon das erste Wort würde sie verraten. Die Mädchen aus dem Saunaclub fielen ihr ein. Ob ihre Mutter ihr das abkaufte? Versuch macht klug, dachte Evi.
    »Biiin ich Nanny von die Junnn-gen«, gurrte sie mit tiefer Stimme, bemüht um den schweren russischen Akzent, den sie noch im Ohr hatte. »Frrrau Wuttke nicht da.«
    »Sie träumen wohl!«, schnaubte ihre Mutter. »Eine Person wie Sie würde meine Tochter niemals in ihren vier Wänden dulden!«
    Zu allem Überfluss erschienen jetzt auch noch Katharina und Beatrice am Gartenzaun. Evi spürte kleine Schweißlachen in ihren Highheels.
    »Bin ich gutte Nanny«, radebrechte sie. »Sehrr gutte Nanny. Juuuu-ngen aberr niiicht mehrrr zu Hause, gehen zu Parrrty.«
    »Lassen Sie mich rein. Ich will sofort nach dem Rechtensehen«, insistierte Lucrezia Diepholt. »Bestimmt haben Sie Helfershelfer, die soeben alles Wertvolle wegschaffen!«
    Evi stemmte die Hände in die Hüften. »Kääänne ich Sie nicht, darrrf ich Sie nicht rrreinlassen. Vorrrschlag. Sie rrrufen Tochter an, und sie Ihnen sagen, werr bin ich.« Damit schlug sie ihrer Mutter die Tür vor der Nase zu.
    Schon hörte sie das Handy klingeln, das auf dem Küchentisch lag. Sie schleuderte die Schuhe von den Füßen und rannte in Höchstgeschwindigkeit hin.
    »Wuttke?«
    »Evi, Gott sei Dank, ich bin vollkommen durcheinander. In deinem Haus ist eine schreckliche Person, die aussieht wie – mir fehlen die Worte.«
    »Das ist Olga, unsere neue Nanny. Gut, sie hat einen eigenwilligen Kleidungsstil, ist aber eine Seele von Mensch.«
    »Eine Seele nennst du so was?«, schrie Lucrezia Diepholt. »Und lässt es auf deine halbwüchsigen Söhne los? Hast du den Verstand verloren?«
    »Nee, meinen Mann. Fast jedenfalls. Werner liegt im Krankenhaus. Und jetzt sei so gut und behellige Olga nicht weiter.«
    »Im Krankenhaus?«
    »Ja. Ich bin bei ihm. Bitte ruf mich morgen noch mal an. Ich darf hier eigentlich gar nicht telefonieren.«
    Evi drückte das Gespräch weg. Mit klopfendem Herzen schlich sie zum Erker des Wohnzimmers, von wo man einen guten Ausblick auf den Eingang hatte. Wie zur Salzsäule erstarrt stand ihre Mutter da. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte davon.
    In der Auffahrt prallte sie mit Beatrice und Katharina zusammen. Es war ein lebhafter Wortwechsel, der folgte. Immerwieder

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