Du Mich Auch
sie jedenfalls.
»War ’ne Spitzenidee, Bella Beatrice!«, hechelte Katharina. »Hiermit befördere ich dich vom Frauenausschuss in den Krisenstab!«
»Gib lieber erst mal Speed!«, rief Beatrice. Im Laufen sahsie sich um. »Mist. Wir haben Evi abgehängt!« Sie blieb stehen. »Eviiii? Wo bist du?«
Leider war Evi noch nie die Sportlichste gewesen. In der Schule hatte sie immer mit der Anmut eines Nildpferds am Reck gehangen, und Joggen gehörte nachweislich nicht zu ihren Freizeitbeschäftigungen. Vergeblich versuchte sie, mit Beatrice und Katharina Schritt zu halten.
»Der Medizinball, der da hinten über die Straße hüpft, ist das Evi?«, fragte Katharina.
Jetzt raste schon das dritte Feuerwehrauto an ihnen vorbei, gefolgt von einem Polizeiwagen, dessen Martinshorn durch die Nacht gellte. Evi holte langsam auf, bis sie schweißüberströmt vor ihren Freundinnen stand.
»Da-ha ha-haben wir ah-aber was ga-hanz D-dummes angestellt«, japste sie.
»Nee, was ziemlich Schlaues«, widersprach Katharina. »Geht’s noch, Evi? Wir müssen hier schleunigst weg! Die suchen uns sicher schon.«
»Und haben genauso sicher Hans-Hermann gefunden«, gab Beatrice zu bedenken. »Nehmt die Beine in die Hand, Schwestern!«
Evi hielt sich ihren Bauch. Sie hatte fürchterliches Seitenstechen. »Ich kann nicht mehr. Wir müssen ein Auto anhalten!«
Winkend sprang sie einfach mitten auf die Straße. Eine schwarze Limousine bremste mit quietschenden Reifen. Die Scheibe der Seitentür wurde heruntergelassen.
»Hab ich euch!«, brüllte Joe.
Bevor er aussteigen konnte, waren sie schon ins nächstbeste Gebüsch gesprungen. Ohne auf die Dornen zu achten, die ihnen Arme und Beine zerkratzten, kämpften sie sich voran.
»Der holt uns gleich ein!«, rief Evi voller Panik.
»Jammer nicht, beeil dich«, sagte Beatrice. Sie kickte einen Gartenzwerg aus dem Weg. »Joe ist ein Muskelpaket, aber für einen anständigen Spurt ist er viel zu fett!«
»Ich auch«, schluchzte Evi.
»Ach was.« Katharina hakte sie unter und zog sie mit sich. »Los doch. Wir schaffen das. Für immer, für ewig …«
»… für uns!«, erschallte es dreistimmig.
Wieder war ein Martinshorn zu hören. Gut möglich, dass mittlerweile auch die Polizei hinter ihnen her war. Gina musste nur eins und eins zusammenzählen, um darauf zu kommen, wem sie den ganzen Schlamassel zu verdanken hatte. Den überaus geschäftsschädigenden Schlamassel.
Die Nacht schützte die Freundinnen, allerdings konnten sie nur ahnen, wohin sie traten. Geranienbeete? Rosenrabatten? Evi hatte eine Blase am Fuß und hinkte nur noch. Verzweifelt klammerte sie sich an Katharina, die unbeirrt vorwärtshastete.
»Aua! Hier ist die Welt zu Ende!«, rief Beatrice plötzlich. Sie war in der Dunkelheit gegen einen Maschendrahtzaun gelaufen.
Katharina ließ Evi los. »Drüberklettern! Schnell!«
»Toll. Habe ich ein Bergsteigerdiplom, oder was«, protestierte Evi.
»Einen Kran habe ich leider nicht dabei«, sagte Beatrice. »Aber zwei gesunde Hände.«
Sie machte eine Räuberleiter für Evi, während Katharina schon behände wie ein Äffchen auf die andere Seite kletterte.
»Ich hänge fest!«, schrie Evi auf. Die Schnüre ihres Kleids hatten sich in dem Drahtzaun verheddert.
Beatrice verlor allmählich die Geduld. »Dann zieh das verflixte Ding aus. Oder willst du warten, bis Joe das erledigt?«
»Ich kann das Kleid nicht ausziehen. Da ist ein Doppelknoten drin!«, wimmerte Evi. Wie ein nasser Sack Mehl hing sie auf dem Rand des Zauns und ruderte hektisch mit den Armen. »Lauft allein weiter, sonst sind wir alle drei geliefert!«
»Kommt nicht in die Tüte«, widersprach Beatrice mit zusammengebissenen Zähnen. »Wir sind ein Team. Das Trio fatal! Wir lassen dich nicht zurück wie Cowboys ein krankes Pferd. Katharina, du ziehst, ich schiebe!«
Mit heftigen Bewegungen zerrten sie an Evi herum, dann gab das Leder nach. Ein reißendes Geräusch folgte, und Evi plumpste über den Zaun, wobei sie auch gleich Katharina zu Boden warf.
Stöhnend richteten sie sich auf. Katharina war die Perücke vom Kopf gerutscht. Und Evis Kleid war vom Ausschnitt bis zum Saum aufgerissen. Wenigstens hatte der BH gehalten.
»Das mit dem eleganten Hürdenlauf üben wir noch«, ätzte Beatrice, die den Zaun ohne Komplikationen überwunden hatte. »Wo sind wir hier eigentlich?«
Sie standen auf einem schmalen Spazierweg. Gegenüber konnte man die Umrisse eines baufälligen Holzschuppens erkennen. Neugierig
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