Du Mich Auch
ihre Knie. »Und nun?«
»Keep the flame burning«, summte Beatrice. »Belastendes Material haben wir genug. Wie steht’s mit dem Cashflow?«
Evi erzählte von ihrem Besuch bei Dr. Mergenthaler. Von seinen Skrupeln und von ihrer Eingebung, eine Stiftung zu gründen. Die Summe, um die es ging, verschwieg sie vorsichtshalber. Sie konnte es ja selbst kaum glauben. Und noch war die Schlacht nicht gewonnen. Es blieben ihr nur wenige Tage, um den gewagten Coup durchzuziehen.
»Eine Stiftung!« Katharina piff durch die Zähne. »Evi Forever ist wirklich immer für eine Überraschung gut.«
»Es wäre mir eine Ehre, wenn unsere zukünftige Familienministerindie Aufgabe der Schirmherrin übernehmen würde«, strahlte Evi.
»Die Ehre ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte Katharina gespielt förmlich.
Wieder sahen sie in das Feuer und tranken ihre heiße Schokolade. Evi holte einen Teller mit selbstgebackenen Keksen. Es konnte in diesem Augenblick keinen gemütlicheren Platz auf der Welt geben.
»Deine Stiftung ist Hammer, Evi«, sagte Beatrice nach einer Weile. »Aber falls Werner nach seiner wundersamen Genesung trouble macht, was dann?«
»Für diesen Fall habe ich vorgesorgt. Werner hat so viele Leute illegal mit Geld gefüttert, dass er schön den Mund halten wird.«
»Hast du denn Beweise?«
Mit einigem Stolz erzählte Evi vom High Tea im Golfclub. Schwer beeindruckt hörten Katharina und Beatrice zu.
Beatrice zog sich die Wolldecke fester um die Schultern. »Voll aufgeschlaut, unsere Evi. Der schwarze Charity-Engel. Ich sollte mich auch allmählich um meine Finanzen kümmern, bevor Hans-Hermann das Ersparte verjubelt.«
»Habt ihr Gütertrennung?«, erkundigte sich Katharina.
»Zugewinngemeinschaft. Leider. Dummerweise habe ich gerade etwas geerbt. Aber keinen Cent soll er kriegen, der Schuft.«
»Das sollte unsere leichteste Übung sein«, sagte Evi. »Mir ist da gerade etwas eingefallen. Hat mit Immobilien zu tun. Wir besprechen alles beim Frühstück.«
Um ein Uhr mittags lag die Villa immer noch im Dornröschenschlaf. Es war Kafka, die die drei Freundinnen weckte.Zuerst lief sie ins Elternschlafzimmer und bellte Beatrice und Katharina an, dann machte sie kehrt, fand Evi im Gästezimmer und leckte ihr übers Gesicht.
»Kafka!«
Evi schlug die Augen auf. Was war passiert? Erst, als sie Stimmen aus dem Badezimmer hörte, fiel ihr wieder alles ein. Der Saunaclub. Hans-Hermann. Die tollkühne Flucht. Sie hatte Muskelkater. Und unbändige Lust auf Croissants. Mit steifen Gliedern machte sie sich auf den Weg zum Bad.
»Ausgeschlafen?«
Katharina hielt ihr Beatrices Kamera hin. »Wir schwelgen gerade im Racherausch. Die Fotos aus dem Saunaclub sind wirklich ein Klopfer. Guck doch mal!«
Evi verspürte wenig Lust, unliebsame Erinnerungen aufzuwärmen. »Besser nicht. Wollt ihr duschen? Oder ein heißes Bad nehmen? Ich kümmere mich inzwischen ums Frühstück.«
Beatrice legte einen Arm um sie. »Pass mal auf, liebste Evi. Es ist absolutely cute, dass du immer die Kaltmamsell spielst. Aber heute machen wir das zusammen. Duschen können wir später. Gib uns was anzuziehen, dann rocken wir deine Küche.«
»Wenn du meinst …«
Sie gingen ins Schlafzimmer, wo Evi ihren Kleiderschrank öffnete. »Bedient euch. Unter Größe 46 werdet ihr allerdings nichts finden.«
Beatrice wählte ein knallrotes Wickelkleid, das sie sich zweimal um die schlanke Taille schlang, Katharina suchte sich ein schwarzes Kostüm aus, das sie mit einem Gürtel in Form brachte. Feixend stellten sie sich vor den Spiegel.
»Sonst habe ich mich immer in Kleider reingehungert«,kicherte Beatrice. »In das Teil hier müsste ich mich wochenlang reinfuttern!«
»Wenn du noch Tipps brauchst, wie man in die Moby-Dick-Abteilung aufsteigt, wende dich vertrauensvoll an mich«, erklärte Evi.
Das Frühstück zog sich bis in den späten Nachmittag hinein. Sie hatten Croissants aufgebacken, Eier mit Speck gebraten und den gesamten Kühlschrank ausgeräumt. Der Tisch bog sich vor Leckereien. Ausgelassen langten sie zu, als gäbe es keine Kalorien mehr. Katharina probierte Wackelpudding, Beatrice aß sogar ein Leberwurstbrot.
Als sie die wichtigsten Strategien erörtert hatten, gab sich Evi einen Ruck. Es musste heraus. Sie hielt es keinen Tag länger aus.
»Ihr müsst jetzt ganz stark sein«, sagte sie unvermittelt.
»Sind wir schon«, erwiderte Katharina. »Was’n los?«
Evi schlug die Augen nieder. »Ich – ich weiß selbst nicht,
Weitere Kostenlose Bücher