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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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wohl und hatte mich hingelegt. Worum geht es denn?«
    Kafka knurrte. Evi klopfte ihr beruhigend den Rücken. »Schon gut, Kafka.«
    »Ist Ihnen der Saunaclub Désirée ein Begriff, gnädige Frau?«, fragte der untersetzte Polizist.
    »Ein Saunaclub?« Evi blinzelte die beiden Polizisten verständnislos an. »Meine Herren, ich fürchte, dass ich Ihnen über solche – Clubs – kaum Auskunft geben kann.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Bremer.
    Ihm schien das Ganze peinlich zu sein. Als altgedienter Polizist besaß er genügend Erfahrung, um die Dame des Hauses als unverdächtig einzustufen. Das meinte er jedenfalls.
    Jens Teichmann dagegen war noch jung, ein drahtiger, durchtrainierter Polizist, der ohne Frage mit Ehrgeiz an seine Fälle ging. Skeptisch betrachtete er Evi. Überzeugt wirkte er nicht. Was er allerdings sah, war nichts weiter als eine kleine,rundliche Frau in einem rosa Bademantel, die in einer großbürgerlichen Villa wohnte. Und ganz bestimmt keine Liebesdienerin, die ihr Geld in üblen Clubs verdiente.
    »Ein Taxifahrer hat zu Protokoll gegeben, dass er genau hierhin gestern Nacht drei Frauen gefahren hat, deren Beschreibung zu polizeilich gesuchten Personen passt«, sagte er streng.
    Evi griff sich an den Hals. Eine Oktave höher rief sie: »Ich war ganz allein hier letzte Nacht! Aber sagen Sie mal, was bedeutet das? Bin ich in Gefahr? Muss ich mir Sorgen machen?«
    »Möglicherweise«, antwortete Teichmann kalt.
    »Um Gottes willen«, schrie Evi auf. »Ich habe Angst!« Quassel sie tot, dachte sie. Männer hassen so was. »Sie müssen wissen, dass mein Mann im Krankenhaus liegt. Es steht schlimm um ihn. Ich bin selbst schon halb krank. Es hat ganz langsam angefangen. Schwindelanfälle. Gedächtnisstörungen, Erbrechen. Dann stellte man eine Infektion des Bauchraums fest. Ein EPH-Syndrom. Es soll unheilbar sein! Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Und jetzt das! Das ist zu viel! Das ertrage ich nicht! Warum …«
    Bremer hob beschwichtigend die Hände, um Evis Redeschwall zu bremsen. Aber er hatte keine Chance.
    »Die Schläuche«, schluchzte sie. »Die Herz-Lungen-Maschine. Seine Ärzte geben ihm nur noch wenige Wochen! Wir sind zwanzig Jahre verheiratet! Es ist furchtbar, einfach furchtbar. Was soll ich denn tun? Sagen Sie es mir: Was soll ich tun?«
    Die Polizisten zuckten lahm mit den Schultern. Sichtlich genervt ließen sie Evis Geplapper über sich ergehen. Bestimmt haben sie Frauen daheim, die genauso redselig sind wie ich, dachte Evi vergnügt.
    »Wir müssten zumindest mal nachsehen, ob alles in Ordnung ist«, sagte Bremer schließlich.
    »Ja, ja, ja, machen Sie das!«, rief Evi. »Durchsuchen Sie sofort das ganze Haus! Am Ende verbirgt sich hier jemand!«
    Kafka begann aufgeregt zu bellen, als hätte sie jedes Wort verstanden. Leicht befangen betraten die Polizisten die Villa. So eine Pracht sah man schließlich nicht alle Tage. Eingeschüchtert betrachteten sie die verschwenderische Ausstattung des Entrees.
    »Schuhe ausziehen«, befahl Evi. »Meine Zugehfrau hat gerade gestern erst gesaugt.«
    Zu ihrem größten Erstaunen gehorchten die Männer. Hauptkommissar Bremer hatte ein riesiges Loch im Strumpf, aus dem sein großer Zeh herausragte.
    »Das müsste mal gestopft werden«, sagte Evi tadelnd, während sich ihr Blick an dem Strumpf festheftete. »Haben Sie keine Frau, die Ihre Wäsche in Ordnung hält? Aber die Frauen von heute haben ja nur noch andere Sachen im Kopf, nicht wahr? Sie sind emanzipiert, sie sind selbstbewusst, doch für Hausarbeit sind sie sich zu fein. Das habe ich noch nie verstanden.«
    Bremer murmelte etwas Unfreundliches vor sich hin. Vermutlich hatte er bereits mehr als genug von Evis verbalem Durchfall.
    Evi ging voran. »Dies ist das Esszimmer, echtes Chippendale, aus einem englischen Schloss. Wir haben das Mobiliar auf einer privaten Auktion erstanden«, erklärte sie wie ein Möbelverkäufer, der seine Ware anpreist.
    Auf dem Esstisch stand immer noch das üppige Frühstück, aber nur eine einzige einsame Tasse. Beatrice und Katharina hatten nichts dem Zufall überlassen.
    »Mein Mann hat ein Faible für den britischen Lebensstil. Er nennt es die Landlord-Klasse.« Evi machte eine einladende Geste. »Und hier schließt sich das Wohnzimmer an, alles in Eiche gehalten, es sind kostbare Erbstücke dabei. Seien Sie so gut und schauen Sie auch in die Schränke.«
    Unauffällig schielte sie zum Kamin. Zum Glück war der verräterische schwarze Klumpen von Asche

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