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Du musst die Wahrheit sagen

Titel: Du musst die Wahrheit sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Wahl
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sein Lernen übernimmt und selbst bestimmt, was er lernen will«, sagte Frida Nilsson. »Ihr arbeitet dabei in Gruppen.«
    Sie schrieb »Eigenverantwortung« an die Tafel und drehte sich wieder zur Klasse um. Tubal schnipste mit den Fingern. Frida Nilsson nickte ihm zu.
    »Mein Freund hat Sie eben was gefragt, aber Sie haben nicht geantwortet.«
    »Welche Größe haben Ihre Unterhosen«, rief Marc.
    »Also, hört mal, Jungs.« Frida Nilsson war jetzt blutrot im Gesicht.
    »Warum sind Sie so verlegen?«, fragte Marc. »Man braucht sich doch nicht zu schämen wegen eines hübschen Hinterns. Um den werden Sie viele Mädchen beneiden. Madeleine zum Beispiel.«
    »Also, Jungs«, versuchte Frida Nilsson es erneut, »können wir jetzt zur Individualisierten Gruppenarbeit zurückkehren?«
    »Wir kehren zurück zum Gruppenporno«, kommandierte Marc. »Alle zurück zum Gruppenporno.«
    »Entweder ihr haltet jetzt den Mund, oder ihr geht raus!«, sagte Frida Nilsson mit einer gewissen Strenge.
    »Wer ›ihr‹?«, fragte Marc. »Mein Freund interessiert sich für Gruppenporno. Er bleibt.«
    Dann stand er auf und ging zur Tür. Als er an Madeleine vorbeikam, hob er eine Hand, als wollte er ihr über die Haare streichen. Sie sprang auf und schrie.
    »Verschwinde!«
    Marc blieb sehen und musterte sie von oben bis unten, als sähe er sie zum ersten Mal.
    »Fotze!«, flüsterte er.
    Dann ging er.
    Madeleine setzte sich.
    Frida Nilsson öffnete und schloss den Mund. Ihr fiel offenbar schwer, das zu sagen, was sie sagen wollte. Sie räusperte sich.
    »Ich gehe davon aus, dass ihr wirklich etwas lernen wollt.«
    Sie lächelte angestrengt.
    »Welche Größe haben Ihre Unterhosen?«, rief Tubal. Dann warf er sich wieder über die Tischplatte und lachte.
    Frida Nilsson biss sich auf die Unterlippe.
    »Der Prozess an sich ist wichtig«, sagte sie. »Wir fangen mit einer Aufstellung der Themen an, über die ihr etwas wissen möchtet.«
    Frida Nilsson schluckte und ließ ihren Blick über die Klasse wandern.
    Nach einer Weile hob Tubal die Hand. Frida Nilsson nickte ihm zu. Sie hatte ängstliche, unsichere Augen.
    »Wie wird man reich?«, fragte Tubal.
    »Ein gutes Thema!«, rief Frida Nilsson erleichtert aus. Sie schrieb es an die Tafel.
    Dann sah sie Tubal an.
    »Wie heißt du?«
    »Tubal.«
    Frida Nilsson wirbelte herum und schrieb in Klammern »Tubal« hinter seine Frage.
    Ein großer Junge mit kurzen Haaren, den ich noch gar nicht bemerkt hatte, hob die Hand. Frida Nilsson nickte ihm zu.
    »Was wollen all die Schwarzköpfe in Schweden?«
    Frida Nilsson sah ihn an.
    »Kannst du deine Frage umformulieren?«, fragte sie so leise, dass es kaum zu verstehen war.
    »Warum?«, fragte der Junge.
    »Weil sie in dieser Formulierung kränkend wirken kann.«
    Der mit den kurzen Haaren dachte einen Augenblick nach.
    »Wie viele Flüchtlinge kann Schweden sich leisten?«, sagte er dann.
    Frida Nilsson schrieb sein Thema an die Tafel und fragte ihn nach seinem Namen.
    »William«, antwortete er.
    Also schrieb sie in Klammern »William« hinter das Thema.
    Dann sah sie wieder in die Runde.
    »Mehr Themen?«
    »Deutschland im Zweiten Weltkrieg«, sagte ich.
    »Gutes Thema«, sagte Frida Nilsson und schrieb meinen Namen in Klammern dahinter.
    »Wer ist ein guter Mensch?«, schlug Madeleine vor.
    »Ausgezeichnet!«, sagte Frida Nilsson. »Ihr müsst wissen, wir werden fachübergreifend arbeiten und dafür Gesellschaftskunde und die Schwedischstunden nutzen.«
    Als sie sich wieder zur Klasse umdrehte, kehrte Marc vom Korridor zurück.
    »Ich hab ein Thema!«, rief er schon an der Tür.
    »Gut!«, sagte Frida Nilsson. »Welches?«
    »Woher kommen die Drogen?«
    »Ausgezeichnet!«, sagte Frida Nilsson. »Du möchtest wissen,wie das Rauschgift zu uns kommt, wie es angebaut und wie es verkauft wird?«
    »Genau!«, sagte Tubal. »Besonders Gras. Wo pflanzen sie all das Gras an?«
    Tubal lachte.
    »Yeah man! Get stoned! Smoke y’a brains!«
    Marc ging zu seinem Platz, setzte sich und wandte sich zu Tubal um. Sie flüsterten miteinander und lachten. Dann standen sie auf.
    »Wir gehen jetzt raus!«, sagte Marc.
    An der Tür stießen sie mit Nadja zusammen. Sie sah verschlafen aus, die Brille war ihr auf die Nase gerutscht.
    »Entschuldigung«, sagte sie und setzte sich neben ein Mädchen mit Kopftuch.
    »Wir sprechen über Individualisierte Gruppenarbeit. Ihr dürft selbst entscheiden, was ihr lernen wollt«, erklärte Frida Nilsson Nadja. »Vielleicht gibt es

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