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Du musst die Wahrheit sagen

Titel: Du musst die Wahrheit sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Wahl
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dass ich keine Ahnung habe. Seine Kleidung roch ein wenig säuerlich.
    »William weiß alles über den Zweiten Weltkrieg«, behauptete er.
    »Es interessiert mich nicht, was er weiß.«
    Patrik sah mich abwartend an. Vielleicht wollte er mir Zeit geben, es mir anders zu überlegen. Nach einer Weile stand er auf. An Williams Tisch blieb er stehen und flüsterte William etwas zu, ehe er weiterging. William drehte sich um, und ich begegnete seinem Blick.

    Später fuhren wir durch den Wald. Nadja war schnell, und ich holte sie erst am Weg bei der Wiese ein, wo sie auf mich wartete. Es war ganz still und sehr warm, aber über dem Tannenwald war der Himmel blauschwarz. Über der Wiese kreiste der Mäusebussard. Wir fuhren weiter zu mir nach Hause.
    Mamas Auto stand nicht unter der Eiche, und die Fahrräder von Annie und Morgan waren auch nicht da. Kein Blatt rührte sich. Der Schweiß rann mir von der Stirn in die Augen.
    »Möchtest du vorher oder nachher Tee trinken?«, fragte ich.
    »Lass uns zuerst baden. Wo kann ich mich umziehen?«
    Ich ließ sie ins Haus. Sie hatte einen kleinen schwarzen Rucksack mit ihrem Badeanzug dabei, ein hautfarbenes Teil, das sie von Weitem nackt aussehen ließ. Ich zog meine dunkelblaue Badehose an, die ich bei Wettkämpfen getragen hatte.
    »Nimm dich vor der Schlange in Acht«, sagte ich, ohne zu wissen, warum ich es sagte. Es war ziemlich seltsam. Ich wusste doch, dass ich meine schlängelnde Freundin freigelassen hatte und es wahrscheinlich keine Schlangen mehr im Garten gab.
    »Gut, dass du sie nicht erschlagen hast«, sagte Nadja auf dem Weg zum Bootssteg. »Live and let live ist mein Motto.«
    »They are all going to die«, sagte ich.
    Auf dem Steg legte sie ihre Brille auf den Rucksack, stieg ins Wasser und pflügte zwischen einigen riesigen Seerosen hindurch. Ich schwimme nicht gern in Wasser, in dem Pflanzen wachsen. Also nahm ich das Boot und ruderte hinaus. Nadja schwamm mit schnellen Zügen, und es dauerte eine Weile, bevor ich sie einholte.
    Sobald ich neben ihr war, richtete ich mich auf, holte die Ruder ein, stieg auf das Achterdeck und sprang ins Wasser. Als ich wieder auftauchte, war Nadja verschwunden. Ich nahm an, dass sie auf der anderen Seite des Bootes war. Ich tauchte und schwamm unter dem Boot hindurch. In dem trüben Wasser konnte ich ihre gelbweißen Beine erkennen.
    Ich packte ihren rechten Fuß und biss sie in die Wade, nicht fest, aber immerhin ein Biss.
    »Warum hast du das gemacht?«, fragte sie, als ich wieder auftauchte. »Warum hast du mich gebissen?«
    »Hinweis«, sagte ich.
    Sie lachte.
    »Handelt der Film von jemandem, der im Wasser gebissen wird?«
    Ich legte mich auf den Rücken und kraulte von ihr weg, auf Bergers Grundstück zu. Dann sah ich mich nach ihr um. Sie war auf dem Weg zu mir.
    Ich drehte mich auf den Rücken, ließ mich treiben und sah in den Himmel hinauf.
    »Es gibt ein Gewitter«, sagte sie, als sie mich erreicht hatte.
    »Mehr Hinweise bekommst du nicht«, sagte ich und drehte mich auf den Bauch.
    Wir lagen dicht nebeneinander, und wenn wir die Hände bewegten, berührten wir einander, aber nur manchmal.
    »Ich weiß nicht, was das für ein Film ist«, sagte sie. »Du musst mir noch ein bisschen auf die Sprünge helfen.«
    Ich zeigte ihr die Zähne.
    Sie lachte.
    »Was meinst du damit?«
    Ich öffnete den Mund und zeigte ihr so viele Zähne, wie ich konnte. Sie schüttelte die nassen Locken. Ich dachte an Maureen O’Sullivan.
    Dann schwammen wir zurück zum Boot, ich zog mich hinein und legte die Ruder aus. Nadja schwamm zum Steg und hatte schon wieder die Brille auf der Nase, als ich das Boot vertäut hatte.
    Wir zogen uns um und bauten uns auf dem Wohnzimmerfußboden ein Lager mit Decken aus Mamas Zimmer und Kissen aus meinem. Wir tranken Tee, aßen Toastbrot mit Käse undsahen uns den Film an. Das Gewitter kam näher, es war schon ganz dunkel, fast so dunkel, als wäre es Abend, und nach einer Weile begann es zu regnen.
    Es war ein prasselnder, heftiger Regen, und mit ihm zog Sturm auf.
    Ich hörte Morgan nach Hause kommen.
    »Jemand da?«, grölte er, sobald er in den Flur kam. Ich hielt den Film an.
    Nadja saß mit gekreuzten Beinen da und bürstete ihr Haar mit einer Bürste, die Zinken aus Plastik hatte.
    Morgan erschien in der Wohnzimmertür. Er war in das Regenunwetter geraten und war nass bis auf die Unterwäsche.
    »Das ist mein Bruder Morgan«, sagte ich zu Nadja. »Er will Fußballprofi werden. Das ist Nadja. Sie geht

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