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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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mir wahrscheinlich in den Ohren liegen, dass ein Pflichtverteidiger nicht so gut ist wie ein eigener Anwalt. Die Sache ist, ich kann mir keinen teuren Anwalt leisten.
    Ich hänge vor der Schule rum und grüble über mein Schicksal nach, als ich plötzlich von jemandem angerempelt werde und fast das Gleichgewicht verliere.
    »Was zum Teufel?« Ich stoße zurück.
    »Sorry«, sagt der Typ nervös.
    Da fällt mir auf, dass es sich bei dem Typen um keinen anderen handelt als um das Bleichgesicht aus der Arrestzelle.

    »Komm her und kämpfe wie ein Mann«, brüllt Sam hinter ihm her.
    Ich mache einen Schritt auf ihn zu, sodass ich zwischen den beiden stehe. »Sam, was ist dein Problem?«
    »Dieser pendejo hat mir den Parkplatz weggenommen«, sagt Sam und zeigt an mir vorbei auf Bleichgesicht.
    »Na und? Hast du einen anderen Platz gefunden?«
    Sam steht breitbeinig da, bereit, Bleichgesicht eine Abreibung zu verpassen. So etwas erledigt Sam mit links, kein Problem.
    »Ja, hab ich.«
    »Dann lass den Typen in Ruhe. Ich kenn ihn. Er ist in Ordnung.«
    Sam hebt eine Augenbraue. »Du kennst den Kerl?«
    »Pass auf«, sage ich, werfe Bleichgesicht einen Blick zu und bin froh, dass er ein blaues Hemd trägt und nicht das himbeerrote Poloshirt. Es sieht immer noch nach Dumpfbackenvillage aus, aber zumindest gelingt es mir, mit unbewegter Miene zu verkünden: »Dieser Typ war öfter im Knast als ich. Er sieht vielleicht wie ein kompletter pendejo aus, aber unter der Pufffrisur und dem Versager-Hemd steckt ein beinharter Kerl.«
    »Du verarschst mich doch, Alex«, sagt Sam.
    Ich mache ihm den Weg frei und zucke mit den Schultern. »Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    Bleichgesicht macht einen Schritt auf Sam zu und versucht tough auszusehen. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um mir das Lachen zu verkneifen und kreuze die Arme vor der Brust, als wartete ich darauf, dass der Kampf beginnt. Meine LB-Kumpel warten ebenso wie ich, sie wollen sehen, ob Sam von einem weißen Sitzpinkler Prügel bezieht.
    Sam blickt von mir zu Bleichgesicht und zurück. »Wenn du mich verarschst, Alex …«

    »Check sein Führungszeugnis. Schwerer Autodiebstahl ist seine Spezialität.«
    Sam denkt über seinen nächsten Schritt nach. Bleichgesicht wartet nicht so lange, bis er zu einem Ergebnis gekommen ist. Er kommt mit ausgestreckter Faust auf mich zu. »Wenn du mal was brauchst, Alex, weißt du, auf wen du zählen kannst.«
    Meine Faust trifft auf die von Bleichgesicht. Eine Sekunde später ist er verschwunden und ich bin froh, dass niemandem aufgefallen ist, wie sehr seine Faust vor Angst gezittert hat.
    Ich finde ihn zwischen der ersten und zweiten Stunde wieder. »War das ernst gemeint? Wenn ich etwas brauche, hilfst du mir?«
    »Nach heute Morgen schulde ich dir mein Leben«, erwidert Bleichgesicht. »Ich weiß nicht, warum du zu mir gehalten hast, aber ich hatte eine Scheißangst.«
    »Das ist Regel Nummer eins. Lass sie nie sehen, dass du eine Scheißangst hast.«
    Bleichgesicht schnaubt. Ich schätze, das ist sein Lachen. Entweder das oder er hat eine echt üble Sinusinfektion. »Ich versuche, das nächste Mal daran zu denken, wenn ein Gangmitglied mir nach dem Leben trachtet.« Er streckt die Hand aus, damit ich sie schütteln kann. »Ich bin Gary Frankel.«
    Ich packe seine Hand und schüttle sie. »Hör zu, Gary«, sage ich. »Mein Gerichtstermin ist nächste Woche und ich würde mich lieber nicht auf meinen Pflichtverteidiger verlassen. Meinst du, deine Mom könnte da helfen?«
    Gary grinst. »Ich denke schon. Sie ist echt gut. Wenn es dein erstes Vergehen ist, kann sie wahrscheinlich eine geringe Bewährungsstrafe aushandeln.«
    »Ich kann mir …«
    »Mach dir keinen Kopf wegen des Honorars, Alex. Hier ist
ihre Karte. Ich erzähle ihr, dass du ein Freund von mir bist und sie macht es gratis.«
    Während Gary davonschleicht, denke ich darüber nach, wie schräg es ist, dass die unwahrscheinlichste Person von allen auf einmal dein Verbündeter wird. Und wie ein blondes Mädchen einen dazu bringen kann, zu glauben, dass die Zukunft etwas ist, auf das man sich freuen kann.

45
    Brittany
    Nach dem Spiel am Samstagnachmittag, einem Spiel, das wir dank Dougs Touchdownpass vier Sekunden vor Spielende gewonnen haben, unterhalte ich mich mit Sierra und den M&Ms am Spielfeldrand. Wir diskutieren gerade darüber, wo wir hingehen wollen, um den Sieg zu feiern.
    »Wie wäre es mit Lou Malnatis?«, ruft Morgan aus.
    Alle sind einverstanden,

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