Du oder das ganze Leben
treffen, starrt er mich wütend an, dann macht er eine Riesenshow daraus, das Mädchen zu küssen, das neben ihm steht. Und sie küsst ihn wieder, als gäbe es kein Morgen, während er ihren Hintern packt und sich an ihr reibt. Sie
wusste, dass ich heute Abend mit Alex hier sein würde und hat diese Begegnung offensichtlich herbeigeführt.
»Möchtest du gehen?«, fragt Alex, als er Colin und Darlene entdeckt.
Ich drehe mich um, damit ich ihm in die Augen schauen kann und bin einmal mehr hin und weg. Der Anblick seiner wunderschönen, markanten Gesichtszüge lässt mich das Atmen vergessen. »Nein, aber es ist so heiß hier drin. Zieh deine Jacke aus.«
Er zögert, bevor er sagt: »Das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«
Er windet sich.
»Was ist los, Alex?«
Er nimmt eine lose Haarsträhne, die mir ins Gesicht gefallen ist, und streicht sie hinter mein Ohr. » Mujer , wir sind nicht auf dem Territorium der Latino Blood. Es ist der Bezirk der Fremont 5, einer rivalisierenden Gang. Dein Freund Troy ist einer von ihnen.«
Wie meinen? Als ich vorgeschlagen habe, herzukommen, habe ich keinen Gedanken an Territorien oder Gangrivalitäten verschwendet. Ich wollte nur tanzen. »Oh Gott, Alex. Ich habe dich in Gefahr gebracht. Lass uns hier abhauen«, sage ich panisch.
Alex drückt mich an sich und flüstert in mein Ohr: »Man lebt nur einmal, hast du das nicht eben gesagt? Tanz noch mal mit mir.«
»Aber …«
Er schneidet mir das Wort mit einem Kuss ab, der so überwältigend ist, dass ich vergesse, worüber ich mir eigentlich Sorgen machen sollte. Und als ich meine Sinne wieder beisammenhabe, sind wir schon zurück auf der Tanzfläche.
Wir stellen unser Glück auf die Probe und tanzen mitten im
Haifischbecken, ohne einen Kratzer abzubekommen. Die Gefahr, die uns umgibt, schärft nur unser Bewusstsein für einander.
Auf der Damentoilette richtet Darlene gerade ihr Make-up vor dem Spiegel. Ich sehe sie. Sie sieht mich.
»Hallo«, sage ich.
Darlene geht ohne ein Wort an mir vorbei. Es ist ein Vorgeschmack darauf, was mich erwartet als Northsiderin, die nicht länger dazugehört. Aber das ist mir so was von egal.
Am Ende des Abends, als Alex mich zu meinem Wagen bringt, nehme ich seine Hand in meine und blicke zu den Sternen hoch. »Wenn in diesem Moment eine Sternschnuppe fiele, was würdest du dir wünschen?«, frage ich ihn.
»Dass die Zeit stehen bleibt.«
»Warum?«
Er zuckt die Schultern. »Weil ich wünschte, dieser Moment würde ewig währen. Und was würdest du dir wünschen?«
»Dass wir zusammen aufs College gehen. Während du die Zeit am liebsten anhalten würdest, freue ich mich auf die Zukunft. Wäre es nicht toll, wenn wir auf dieselbe Uni gehen könnten? Ich meine es ernst, Alex.«
Er löst sich von mir. »Für jemanden, der die Dinge langsam angehen wollte, planst du ganz schön weit voraus.«
»Ich weiß, es tut mir leid. Ich kann nicht anders. Ich habe mich früh um einen Platz an der Universität von Colorado beworben, um in der Nähe meiner Schwester zu sein. Dieses Heim, in das meine Eltern sie stecken, ist nur ein paar Meilen vom Campus entfernt. Es kann doch nicht schaden, wenn du dich auch dort bewirbst, oder?«
»Ich schätze nicht.«
»Echt?«
Er drückt meine Hand. »Für dieses Lächeln würde ich so ziemlich alles tun.«
46
Alex
»Ich brauche ein Update in der Brittany-Sache«, erklärt mir Lucky, während wir vor dem Lagerhaus abhängen. »Die anderen schließen ihre Wetten ab und die meisten von ihnen setzen auf dich. Wissen die etwas, das ich nicht weiß?«
Ich zucke mit den Schultern und werfe einen Blick auf Julio, der seit der Wäsche vorhin blinkt und blitzt. Wenn mein Motorrad reden könnte, würde es mich anflehen, ihn vor Lucky zu bewahren. Aber ich bin nicht bereit, irgendwelche Infos über Brittany auszuplaudern. Zumindest noch nicht.
Hector kommt zu uns rüber und weist Lucky mit einer Handbewegung an, sich zu trollen. »Wir müssen reden, Fuentes«, sagt Hector, ganz der Geschäftsmann. »Es geht um den Gefallen, den ich neulich erwähnt habe. Du wirst an Halloween einen Wagen mieten, fährst damit zur Übergabe und tauschst Ware gegen Bares. Meinst du, du bekommst das hin?«
Mein Bruder hat recht. Das Blut meines papás fließt in meinen Adern. Indem ich den Drogendeal über die Bühne bringe, sichere ich meine Zukunft in der Gang, was mein Geburtsrecht ist. Andere Kinder erben Geld oder das Familienunternehmen von ihren Eltern, ich erbe die Latino
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