Du oder das ganze Leben
weil etwas Ernstes mit Alex sein muss, wenn Paco deswegen hierher gekommen ist.
Ich führe Paco durch das Haus ins Wohnzimmer, wo wir an Shelley vorbeikommen, die sich gerade ein paar Zeitschriften anguckt. »Shelley, das ist Paco. Er ist Alex’ Freund. Paco, das ist meine Schwester Shelley.«
Als sie Alex’ Namen hört, quietscht Shelley vergnügt auf.
»Hi, Shelley«, sagt Paco.
Shelley lächelt breit.
»Shelley-Maus, ich brauche deine Hilfe.« Als Antwort auf meine geflüsterten Worte nickt Shelly ruckartig. »Du musst Mom ablenken, während ich mit Paco rede.«
Shelley grinst und ich weiß, dass meine Schwester mir den Rücken freihalten wird.
Da steht mit einem Mal meine Mutter mitten im Zimmer. Mich und Paco ignoriert sie völlig, als sie Shelley in die Küche schiebt.
Nachdem sie weg ist, sehe ich Paco besorgt an und führe ihn lieber nach draußen, damit wir ungestört von lauschenden Müttern reden können. »Was ist los?«
»Alex braucht Hilfe. Er will nicht auf mich hören. Ein großer Drogendeal steht an und Alex ist der emero mero , der Typ, der die Fäden in der Hand hält.«
»Alex würde keinen Drogendeal machen. Das hat er mir versprochen.«
Der Ausdruck auf Pacos Gesicht verrät mir, dass er es besser weiß.
»Ich habe versucht, ihn zur Vernunft zu bringen«, erzählt Paco. »Dieses Ding ist keine kleine Nummer. Irgendetwas stimmt da nicht, Brittany. Hector zwingt Alex die Sache durchzuziehen und ich weiß bei Gott nicht, warum. Warum gerade Alex?«
»Was kann ich tun?«, frage ich entschlossen.
»Sag Alex, er muss aussteigen. Wenn jemand es schaffen kann, da rauszukommen, dann er.«
Es ihm sagen? Alex hasst es, wenn man ihm sagt, was er zu tun hat. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich darauf einlassen würde, einen Drogendeal durchzuziehen.
»Brittany, das Essen wird kalt!«, ruft jetzt meine Mutter durch das offene Küchenfenster. »Und dein Vater ist gerade nach Hause gekommen. Lass uns zur Abwechslung wenigstens einmal mit der ganzen Familie zu Abend essen.«
Das Scheppern von zerschlagenen Tellern lässt meine Mutter sich vom Fenster abwenden. Shelleys brillanter Schachzug, keine Frage.
Aber es ist eigentlich nicht Shelleys Aufgabe, mich davor zu bewahren, meinen Eltern reinen Wein einzuschenken. »Warte hier auf mich«, sage ich zu Paco. »Es sei denn, du willst Zeuge werden, wie der Familienfriede der Ellis-Family den Bach runtergeht.
Paco reibt sich die Hände. »Das wird sicher viel spannender als der ständige Zoff bei mir zu Hause.«
Mit Paco im Schlepptau marschiere ich in die Küche und gebe meinem Vater einen Kuss auf die Wange.
»Wer ist das?«, fragt Dad vorsichtig.
»Paco, das ist mein Vater. Dad, das ist Paco, ein Freund von mir.«
Paco sagt: »Hallo.« Mein Dad nickt. Meine Mom verzieht das Gesicht.
»Paco und ich müssen los.«
»Wohin?«, fragt Dad total verwirrt.
»Alex treffen.«
»Das wirst du nicht«, widerspricht meine Mutter.
Mein Vater sieht fragend von einem zum anderen. Noch ist er vollkommen ahnungslos. »Wer ist Alex?«
»Dieser andere mexikanische Junge, von dem ich dir erzählt habe«, sagt meine Mom gepresst. »Erinnerst du dich nicht?«
»Im Moment fällt es mir schwer, mich an irgendetwas zu erinnern, Patricia.«
Meine Mom steht auf, den Teller mit ihrem Essen in der Hand und pfeffert ihn in die Spüle. Das Essen fliegt durch die Gegend, als der Teller in mehrere Stücke zerspringt. »Wir haben dir alles gegeben, was man sich nur wünschen kann, Brittany«, sagt sie. »Ein neues Auto, Designerkleidung …«
Ich bin mit meiner Geduld am Ende. »Das ist dermaßen oberflächlich, Mom. Klar, in den Augen aller anderen seid ihr wahnsinnig erfolgreich, aber als Eltern habt ihr gründlich versagt. Ich gebe euch beiden ein C minus in Kindererziehung und ihr könnt euch glücklich schätzen, dass es nicht Mrs Peterson ist, die euch benotet, sonst wärt ihr nämlich durchgerasselt. Warum habt ihr solche Angst davor, der Welt zu zeigen, dass ihr die gleichen Probleme habt wie alle anderen auch?«
Ich bin gewaltig in Fahrt und kann mich nicht bremsen. »Passt auf, Alex braucht meine Hilfe. Eines der Dinge, die mich ausmachen, ist, dass ich für die Menschen da bin, die mir am Herzen liegen. Wenn euch das verletzt oder euch Angst macht, tut es mir leid«, sage ich.
Shelley macht eine Bewegung und wir drehen uns alle zu ihr. »Brittany«, kommt eine Computerstimme von dem PC am
Rollstuhl meiner Schwester. Shelleys Finger
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