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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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endlich ansieht. »Was? Wenn du mir erzählen willst, dass mein Leben außer Kontrolle ist, kann ich dir sagen, dass ich das bereits weiß.«
    »Ich weiß, dass du mir nicht wehtun wolltest«, sage ich zu ihr. »Und selbst, wenn das deine Absicht gewesen wäre, ich hätte es wahrscheinlich verdient.« Ich hoffe, damit ihre Stimmung aufzuhellen, sodass sie nicht mitten im Gang einen totalen Nervenzusammenbruch bekommt. »Einen Fehler zu machen, ist kein Verbrechen, weißt du. Wozu ein guter Ruf, wenn du ihn nicht ab und an ruinieren kannst?«
    »Versuch ja nicht, nett zu mir zu sein, Alex. Ich hasse dich.«
    »Und ich hasse dich. Jetzt geh bitte aus dem Weg, damit der Hausmeister nicht den ganzen Tag damit zu tun hat, mein Blut aufzuwischen. Er ist ein Verwandter, weißt du.«
    Sie schüttelt den Kopf. Sie glaubt nicht eine Sekunde, dass der Hausmeister der Fairfield High mit mir verwandt ist. Okay, dann ist er eben nicht wirklich ein Verwandter. Aber er hat Familie in Atencingo, einer kleinen Stadt in Mexiko, wo Cousins meiner Mom leben.
    Anstatt aus dem Weg zu gehen, öffnet meine Chemiepartnerin die Tür des Krankenzimmers für mich. Ich denke, sie kommt klar, auch wenn ihre Hände immer noch zittern.
    »Er blutet«, ruft sie Miss Koto, der Schulkrankenschwester zu.
    Miss Koto lässt mich auf einer der Untersuchungsliegen Platz nehmen. »Was ist passiert?«

    Ich sehe Brittany an. Ihr Gesichtsausdruck ist besorgt, als befürchte sie, ich könnte jeden Moment krepieren. Ich bete zu Gott, dass so der Engel des Todes aussehen wird, wenn ich mal hopsgehe. Ich wäre mehr als glücklich, in der Hölle zu landen, wenn ein Gesicht wie Brittanys mich dort begrüßen würde.
    »Meine Klammern haben sich geöffnet«, sage ich. »Ist nicht weiter schlimm.«
    »Und wie genau ist das passiert?«, fragt Miss Koto, während sie ein weißes Tuch tränkt und meinen Arm damit abtupft. Ich halte die Luft an und warte darauf, dass das Brennen nachlässt. Ich werde meine Partnerin auf keinen Fall ans Messer liefern – schließlich habe ich vor, sie zu verführen.
    »Ich habe ihn geschlagen«, gibt Brittany mit versagender Stimme zu.
    Miss Koto dreht sich perplex zu ihr um. » Du hast ihn geschlagen?«
    »Aus Versehen«, schalte ich mich ein, ohne einen Schimmer davon zu haben, warum ich dieses Mädchen auf einmal beschützen möchte. Dieses Mädchen, das mich hasst und wahrscheinlich lieber in Chemie durchfallen würde, als mich zum Partner zu haben.
    Meine Pläne für Brittany gehen nicht auf. Das einzige Gefühl, das sie vorgibt, für mich zu empfinden, ist Hass. Aber die Vorstellung von Lucky auf meiner Maschine ist sehr viel schmerzvoller als das antiseptische Zeug, mit dem Miss Koto meine Wunde abreibt.
    Ich muss eine Gelegenheit finden, mit Brittany allein zu sein, wenn ich eine Chance haben will, mein Gesicht zu wahren und meine Honda zu retten. Bedeutet ihr Ausflippen in Wahrheit, dass sie mich eigentlich gar nicht hasst? Ich habe noch nie gesehen, dass dieses Mädchen etwas getan hätte, das nicht zu hundert Prozent nach Drehbuch und mit voller Absicht geschehen
wäre. Sie ist ein Roboter. Jedenfalls habe ich das immer gedacht. Sie wirkt stets wie eine unnahbare Prinzessin und hat sich bisher auch immer so benommen. Wer hätte gedacht, dass mein blutverschmierter Arm sie knacken würde.
    Ich blicke zu Brittany rüber. Sie ist ganz auf meinen Arm und Miss Kotos Handgriffe konzentriert. Ich wünschte, wir wären zurück in der Bibliothek. Ich könnte schwören, als wir dort waren, hat sie darüber nachgedacht mit mir rumzuknutschen.
    Miss Kotos Anwesenheit verhindert nicht, dass ich hart werde, wenn ich nur daran denke. Gracias a Dios – jetzt geht die Schwester zu ihrem Medizinschränkchen hinüber. Wo ist das große Chemiebuch, wenn man es braucht?
    »Sollen wir uns am Donnerstag nach der Schule treffen? Um am Entwurf zu arbeiten und so«, sage ich aus zwei Gründen zu Brittany. Erstens muss ich schnell damit aufhören, mir in Miss Kotos Gegenwart vorzustellen, wie wir uns gegenseitig die Kleider vom Leib reißen. Und zweitens möchte ich Brittany für mich haben.
    »Ich habe Donnerstag schon was vor«, antwortet sie.
    Wahrscheinlich mit Eselsgesicht. Klar – sie ist lieber mit diesem pendejo zusammen als mit mir.
    »Dann Freitag«, sage ich. Ich stelle sie auf die Probe, obwohl ich das wahrscheinlich besser bleiben lassen sollte. Ein Mädchen wie Brittany auf die Probe zu stellen, könnte meinem Ego einen empfindlichen

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