Du oder das ganze Leben
Kratzer verpassen. Andererseits habe ich einen guten Zeitpunkt erwischt – sie ist verletzbar und steht immer noch unsicher auf den Beinen, weil sie mein Blut gesehen hat. Ich gebe es zu, ich bin ein manipulatives Arschloch.
Sie beißt sich auf die Unterlippe, von der sie annimmt, sie sei in der falschen Nuance angepinselt. »Ich kann Freitag auch nicht.« Meinem Ständer ist definitiv das Stehen vergangen.
»Wie sieht es mit Samstagvormittag aus?«, fragt sie dann. »Wir könnten uns in der Bücherei treffen.«
»Bist du sicher, dass du mich in deinen engen Terminkalender quetschen kannst?«
»Halt die Klappe. Wir treffen uns dort um zehn.«
»Das ist ein Date«, sage ich, während Miss Koto, die unserer Unterhaltung anscheinend interessiert gelauscht hat, das letzte Stück von dem idiotischen Mull um meinen Arm wickelt und feststeckt.
Brittany sammelt ihre Bücher ein. »Es ist kein Date, Alex«, erwidert sie über die Schulter.
Ich schnappe mein Buch und hetze den Gang hinter ihr her. Sie marschiert allein davon. Die Lautsprechermusik ist noch nicht an, also läuft der Unterricht noch.
»Es ist vielleicht kein Date, aber du schuldest mir noch einen Kuss. Ich treibe meine Schulden immer ein.« Der Blick meiner Chemiepartnerin ist nicht länger ausdruckslos, sondern rasend vor Wut und voller Feuer. Mmm, gefährlich. Ich zwinkere ihr zu. »Und zerbrich dir nicht deinen süßen kleinen Kopf, welches Lipgloss du am Samstag auflegen sollst. Du musst es sowieso erneuern, nachdem wir rumgeknutscht haben.«
15
Brittany
Eine Sache steht fest – ich werde nicht mit Alex Fuentes rumknutschen. Gott sei Dank hat uns Mrs Peterson die ganze Woche mit Experimenten beschäftigt, sodass uns keine Zeit zum Reden blieb, außer darüber, wer den Bunsenbrenner anwirft. Aber jedes Mal, wenn ich Alex’ bandagierten Arm gesehen habe, hat es mich daran erinnert, wie ich ihm eine verpasst habe.
Ich versuche, nicht an ihn zu denken, während ich meine Lippen für das Date mit Colin anmale. Es ist Freitagabend und wir gehen zum Essen und ins Kino.
Nachdem ich mich ein zweites und drittes Mal im Spiegel begutachtet und das Tiffany-Armband übergestreift habe, das Colin mir letztes Jahr zu unserem Einjährigen geschenkt hat, gehe ich in den Garten, wo meine Schwester mit ihrer Physiotherapeutin im Pool planscht. Meine Mom trägt einen pinkfarbenen Bademantel und liest irgendein Style-Magazin, während sie sich auf einer Badeliege räkelt.
Es ist ziemlich still, bis auf die Stimme der Therapeutin, die Shelley Anweisungen gibt.
Mom lässt ihre Zeitschrift sinken, ihre Miene ist hart und streng. »Brit, sei spätestens um halb elf wieder zu Hause.«
»Wir gehen erst um acht ins Kino, Mom. Es wird später werden.«
»Du hast gehört, was ich gesagt habe. Sei spätestens um halb
elf wieder da. Und wenn ihr das Kino dafür verlassen müsst, bevor der Film aus ist, dann ist es eben so. Colins Eltern haben bestimmt keinen Respekt vor einem Mädchen, das sich die Nächte um die Ohren schlägt.«
Es läutet an unserer Haustür. »Das ist er wahrscheinlich«, sage ich.
»Du beeilst dich besser und öffnest ihm die Tür. Ein Junge wie dieser wird nicht ewig auf dich warten, weißt du.«
Ich renne zur Vordertür, bevor meine Mom es für mich tut und uns beide wie Idioten aussehen lässt. Colin steht auf unserer Schwelle mit einem Strauß Rosen in der Hand.
»Für dich«, sagt er und überrascht mich damit völlig.
Wow! Ich komme mir blöd vor, weil ich die vergangene Woche so viel über Alex nachgedacht habe. Ich umarme Colin und gebe ihm einen Kuss, einen echten, auf die Lippen.
»Lass mich die nur kurz ins Wasser stellen«, sage ich und trete einen Schritt zurück, um ihn ins Haus zu lassen.
Ich summe glücklich vor mich hin, während ich in die Küche gehe. Der süße Duft der Rosen steigt in meine Nase. Ich fülle Wasser in eine Vase und frage mich dabei, ob Alex seinen Freundinnen wohl jemals Blumen geschenkt hat. Alex bringt seiner Liebsten wahrscheinlich ein scharfes Messer als Geschenk mit, damit sie für alle Fälle gewappnet ist, wenn sie mit ihm ausgeht. Mit Colin zusammen zu sein ist dagegen so …
Langweilig?
Nein. Wir sind nicht langweilig. Wir sind ein schönes Paar. Perfekt füreinander. Niedlich.
Nachdem ich die Rosen angeschnitten und sie in die Vase gestellt habe, finde ich Colin im Patio wieder, wo er sich mit meiner Mutter unterhält. Etwas, das mir ganz und gar nicht gefällt.
»Bereit?«, frage
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