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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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Empathiechip im Hirn geboren wurde. Wenn einer illoyal ist, liegt es in Chuys Händen, ihn entweder zur Loyalität zu zwingen oder sicherzustellen, dass er niemals reden wird. Und das tut er mit allen verfügbaren Mitteln – da kannst du um dein Leben schreien und betteln.
    »Ich werde da sein.«

    Als ich zehn Minuten später mit der pinkfarbenen Hupe und den Glitzerbändern in der Hand an die Haustür der Ellis-Familie klopfe, versuche ich es mit der Ich-bin-ein-cooler-Bastard-Pose.
    Doch Brittanys Anblick – sie öffnet die Tür in einem weiten T-Shirt und Shorts – haut mich völlig um.
    Ihre hellblauen Augen weiten sich vor Erstaunen. »Alex, was tust du hier?«
    Ich halte ihr wortlos die Hupe und die Bänder hin.
    Sie reißt sie mir aus der Hand. »Ich kann nicht glauben, dass du wegen einem Streich hergekommen bist.«
    »Wir haben Dinge zu bereden. Und damit meine ich nicht nur den Streich.«
    Sie schluckt nervös. »Ich fühle mich nicht so toll, okay? Lass uns in der Schule reden.« Sie versucht, die Tür zu schließen.
    Scheiße, ich kann nicht glauben, dass ich mich verhalte, wie so ein Stalkertyp in einem schlechten Film. Ich stelle einen Fuß in die Tür. ¡Qué mierda!
    »Alex, nicht.«
    »Lass mich rein. Nur für eine Minute. Bitte.«
    Sie schüttelt den Kopf, ihre Engelslocken tanzen um ihr Gesicht. »Meine Eltern mögen es nicht, wenn ich Freunde da habe.«
    »Sind sie zu Hause?«
    »Nein.« Sie seufzt, dann öffnet sie zögernd die Tür.
    Ich trete ein. Das Haus ist sogar noch größer als es von draußen aussieht. Die Wände sind strahlend weiß gestrichen, es erinnert mich an ein Krankenhaus. Ich schwöre, kein Staubkorn würde es wagen, auf dem Boden oder den Möbeln zu landen. Die zweigeschossige Eingangshalle wartet mit einer Treppe auf, die derjenigen Konkurrenz macht, die ich in The Sound of
Music gesehen habe, einem Film, den wir in der Junior High gucken mussten. Der Boden glänzt, als sei er nass.
    Brittany hatte recht. Ich gehöre hier nicht hierher. Aber das ist egal, denn auch wenn ich nicht an diesen Ort gehöre, ist sie hier und ich möchte sein, wo sie ist.
    »Worüber wolltest du mit mir reden?«, fragt sie.
    Ich wünschte, ihre langen schlanken Beine würden nicht so aufreizend aus ihrer Shorts wachsen. Sie lenken mich ab. Ich wende den Blick von ihnen ab und versuche verzweifelt, einen klaren Gedanken zu fassen. Na und, dann hat sie eben sexy Beine. Dann hat sie eben Augen, so klar wie Glasmurmeln. Dann kann sie eben einen Spaß wie ein Mann nehmen und mit gleicher Münze heimzahlen.
    Wem versuche ich etwas vorzumachen? Ich habe keinen anderen Grund, hier zu sein, als den, dass ich bei ihr sein möchte. Scheiß auf die Wette.
    Ich möchte wissen, was dieses Mädchen zum Lachen bringt. Ich möchte wissen, was sie zum Weinen bringt. Ich möchte wissen, wie es sich anfühlt, wenn sie mich ansieht, als sei ich ihr Ritter in strahlender Rüstung.
    »Biwiee!«, tönt eine entfernte Stimme durch das Haus. Sie bricht das Schweigen.
    »Warte hier«, befiehlt Brittany. Dann eilt sie den Flur entlang nach rechts. »Ich bin gleich zurück.«
    Ich werde hier nicht wie bestellt und nicht abgeholt in der Eingangshalle rumstehen. Ich folge ihr in der Erwartung, jeden Moment einen Blick in ihre private Welt zu erhaschen.

29
    Brittany
    Ich schäme mich nicht, eine behinderte Schwester zu haben. Aber ich habe Angst davor, wie Alex auf sie reagieren wird. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er sie auslacht. Ich fahre herum. »Du hältst dich wohl nicht gerne an Anweisungen, was?«
    Er grinst, als wollte er sagen: Ich bin in’ner Gang, was hast du erwartet?
    »Ich muss nach meiner Schwester sehen. Macht es dir was aus?«
    »Kein Stück. So bekomme ich die Chance, sie kennenzulernen. Vertrau mir.«
    Ich sollte ihn rauswerfen, mitsamt seiner Tattoos. Ich sollte, aber ich mache es nicht.
    Ohne ein weiteres Wort führe ich ihn in unsere düstere, mahagonigetäfelte Bibliothek. Shelley sitzt in ihrem Rollstuhl und guckt Fernsehen. Ihr Kopf ist in eine unbequeme Position auf die Schulter gesunken.
    Als sie bemerkt, dass sie nicht länger allein ist, schwenkt ihr Blick vom Fernseher zu mir und Alex.
    »Das ist Alex«, erkläre ich ihr und schaltete den Fernseher aus. »Ein Schulfreund.«
    Shelley schenkt Alex ein schiefes Lächeln und haut mit ihren Fingerknöcheln auf die für sie angefertigte Spezialtastatur. »Hallo«, sagt eine weibliche, elektronische Stimme. Sie drückt
eine zweite Taste. »Ich

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