Du oder das ganze Leben
ernste Angelegenheit.«
»Ich habe nichts damit zu tun«, erkläre ich ihm.
»Ich habe einen Tipp bekommen, dass du es warst.«
Einen Tipp? Kennt ihr den Spruch: Wer es zuerst gerochen, dem ist es aus dem Arsch gekrochen? Tja, wer auch immer mich angeschwärzt hat, ist wahrscheinlich der Täter. »Wo ist es?«
Der Wachmann deutet auf den Fußboden der Sporthalle, wo jemand eine sehr armselige Kopie eines Latino-Blood-Emblems aufgesprayt hat. »Hast du eine Erklärung dafür?«
»Nein«, sage ich.
Ein zweiter Security-Mann stellt sich zu uns. »Wir sollten seinen Spind überprüfen«, schlägt er vor.
»Gute Idee.« Alles, was sie finden werden, sind meine Bücher und meine Lederjacke.
Ich gebe gerade die Kombination des Zahlenschlosses ein, als Mrs P. an uns vorbeikommt.
»Was ist hier los?«, fragt sie die Wachmänner.
»Vandalismus. In der Basketballhalle.«
Ich öffne meinen Spind und trete einen Schritt zurück, damit sie ihn inspizieren können.
»Aha«, sagte der eine Wachmann, greift hinein und holt eine Sprühdose mit schwarzer Farbe vom obersten Regalbrett. Er streckt sie mir entgegen. »Plädierst du immer noch auf unschuldig?«
»Da will mir jemand was anhängen.« Ich drehe mich zu Mrs P. um, die mich ansieht, als hätte ich ihre Katze gekillt. »Ich war das nicht«, versichere ich ihr. »Mrs P., Sie müssen mir glauben.« Ich sehe mich schon für etwas im Gefängnis landen, das irgendein Idiot verbrochen hat.
Sie schüttelt ihren Kopf. »Alex, die Beweise sind erdrückend. Ich möchte dir gern glauben, aber es fällt mir wirklich schwer.« Die Wachleute haben sich rechts und links neben mich gestellt und ich weiß, was als Nächstes passieren wird. Mrs P. hebt ihre Hand und hält sie auf. »Alex, hilf mir.«
Ich bin versucht, die Sache auf sich beruhen zu lassen, sie alle glauben zu lassen, dass ich derjenige war, der Schuleigentum zerstört hat. Sie werden meine Argumente wahrscheinlich sowieso nicht gelten lassen. Aber Mrs P. sieht mich an wie eine rebellische Pubertierende, die allen beweisen will, dass sie falsch liegen.
»Das Emblem ist total daneben«, sage ich. Ich zeige ihr meinen Unterarm. »Das ist das Erkennungszeichen der Latino Blood. Es ist ein fünfzackiger Stern mit zwei Heugabeln, die oben herausragen, und einem LB in der Mitte. Der Stern auf
dem Turnhallenfußboden ist sechszackig mit zwei Pfeilen. Kein Blutsbruder würde diesen Fehler machen.«
Sie dreht sich zu den Wachmännern und fragt: »Wo ist Dr. Aguirre?«
»In einer Sitzung mit dem Schulrat. Seine Sekretärin hat gesagt, er möchte nicht gestört werden.«
Peterson schaut auf ihre Uhr. »Ich habe in fünfzehn Minuten Unterricht. Joe, ruf Dr. Aguirre über dein Walkie-Talkie her.«
Joe, der Wachmann, ist darüber nicht allzu glücklich. »Ma’am, genau für diese Dinge sind wir doch da.«
»Ich weiß. Aber Alex ist mein Schüler und er darf heute auf keinen Fall den Unterricht versäumen, glauben Sie mir.«
Joe zuckt mit den Schultern. Dann bittet er Dr. Aguirre über sein Funkgerät, ihn in der L-Halle zu treffen. Als seine Sekretärin fragt, ob es sich um einen Notfall handle, schnappt sich Mrs P. das Walkie-Talkie von Joe und sagt, es sei ihr höchstpersönlicher Notfall und Dr. Aguirre solle auf der Stelle in die L-Halle kommen.
Zwei Minuten später kommt Aguirre mit versteinertem Gesichtsausdruck auf uns zu. »Worum geht es?«
»Vandalismus in der Turnhalle«, informiert ihn Wachmann Joe.
Aguirre erstarrt. »Verdammt, Fuentes. Nicht du schon wieder.«
»Ich war es nicht«, protestiere ich.
»Und wer war es dann?«
Ich zucke mit den Schultern.
»Dr. Aguirre, er sagt die Wahrheit«, schaltet sich Mrs Peterson ein. »Sie können mich feuern, wenn ich falsch liege.«
Er schüttelt seinen Kopf, dann wendet er sich an die Security. »Holt Chuck hierher, damit er prüft, womit man das Zeug abkriegt.« Er zeigt mit der Spraydose auf mich. »Aber ich warne
dich, Alex. Wenn ich herausfinden sollte, dass du es warst, suspendiere ich dich nicht nur, sondern lasse dich auf der Stelle verhaften. Verstanden?«
Als die Wachleute sich trollen, ergänzt Aguirre: »Alex, ich habe dir das bisher noch nie erzählt, aber ich erzähle es dir jetzt. Als ich auf der Highschool war, hatte ich das Gefühl, die ganze Welt sei gegen mich. Ich war gar nicht so anders als du, weißt du. Ich habe verdammt lange gebraucht, um herauszufinden, dass ich selbst mein schlimmster Feind war. Als ich das verstanden hatte, bekam ich
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