Du oder das ganze Leben
beobachte, wie Brittanys goldenes Haar weniger als sonst auf und ab wippt, als sie aus der Klasse trottet. Komischerweise ist ihr Freund nicht an ihrer Seite. Ich frage mich, ob sie denkt, alles müsse ihr in den Schoß fallen, sogar gute Noten.
Ich muss mir alles, was ich haben möchte, hart erarbeiten. Nichts landet in meinem Schoß.
»Hiya, Alex.« Carmen steht vor meinem Spind. Okay, manche Dinge fallen mir in den Schoß.
» ¿Que pasa? «
Meine Ex-Freundin beugt sich zu mir, das V ihres T-Shirts ist extra tief ausgeschnitten. »Ein paar von uns wollen nach der Schule an den Strand. Kommst du mit?«
»Ich muss arbeiten«, antworte ich. »Vielleicht komme ich später nach.«
Ich denke an das Wochenende vor zwei Wochen. Nachdem ich bei Brittany vorbeigefahren war, nur damit ihre Mutter mich zusammenstauchen konnte, ist etwas in mir ausgeklinkt.
Mich zu betrinken, um mein verletztes Ego zu betäuben, war eine dämliche Idee. Ich wollte Zeit mit Brittany verbringen, nicht nur mit ihr zusammen sein, um zu lernen, sondern um herauszufinden, was sich unter diesem Wust blonder Locken verbirgt. Meine Chemiepartnerin hat mich in die Wüste geschickt, Carmen nicht. Die Erinnerung ist verschwommen, aber ich erinnere mich an Carmen im See, die ihren Körper um meinen geschlungen hat. Und die beim Feuer auf mir saß, als wir etwas sehr viel Stärkeres als eine Marlboro geraucht haben. So breit und down wie ich war, hätte sich jedes Mädchen gut angefühlt.
Carmen war da und willig und ich schulde ihr noch eine Entschuldigung, denn selbst wenn sie sich mir angeboten hat, hätte ich die Finger aus der Keksdose lassen sollen. Ich muss nachher zum Strand und ihr mein abartiges Verhalten erklären.
Nach der Schule entdecke ich eine Menschentraube um mein Motorrad. Verdammt, wenn Julio auch nur einen Kratzer abbekommt, werde ich jemanden dafür zahlen lassen. Ich muss mich nicht durch die Menge drängen, weil sich ein Spalier für mich öffnet, als ich mich nähere.
Sie lassen mich nicht aus den Augen, als ich den Vandalismus an meinem Motorrad entdecke. Alle erwarten von mir, dass ich jetzt ausraste. Wer würde sich schon trauen, eine pinkfarbene Dreiradhupe an Julios Lenker zu montieren und glitzernde Bänder an die Enden seiner Handgriffe zu kleben? Niemand kommt mit diesem Mist durch.
Außer Brittany.
Ich suche die Umgebung nach ihr ab, aber sie ist nicht da.
»Ich war es nicht«, sagt Lucky schnell.
Alle anderen murmeln, dass sie es ebenfalls nicht gewesen seien.
Dann fliegen gemurmelte Vermutungen, wer es denn gewesen sein könnte, von Mund zu Mund. »Colin Adams, Greg Hanson …« Ich höre gar nicht hin, weil ich nur allzu genau weiß, wer die Schuldige ist. Es ist meine Chemiepartnerin, diejenige, die mich den ganzen Tag ignoriert hat.
Ich reiße die flatternden Glitzerbänder mit einem Ruck vom Lenker, dann montiere ich die pinkfarbene Plastikhupe ab. Pink. Ich frage mich, ob sie wohl irgendwann ihr gehört hat.
»Aus dem Weg«, befehle ich der Menge. Alle weichen schnell zur Seite, da sie vermuten, dass mein Wutpegel gewaltig ist, und sie nicht ins Kreuzfeuer geraten wollen. Manchmal hat es seine Vorteile, als Gangster verschrien zu sein. Die Wahrheit? Ich werde
die pinkfarbene Hupe und die Glitzerbänder als Vorwand benutzen, um noch mal mit Brittany zu reden.
Nachdem die Menge sich zerstreut hat, gehe ich zum Footballfeld rüber. Die Cheerleader sind da und trainieren wie immer.
»Suchst du jemanden?«
Ich drehe mich zu Darlene Boehm um, einer Freundin von Brittany. »Ist Brittany in der Nähe?«, frage ich.
»Nö.«
»Weißt du, wo sie ist?«
Alex Fuentes, der nach dem Aufenthaltsort von Brittany Ellis fragt? Ich rechne damit, dass sie mir an den Kopf werfen wird, das gehe mich nichts an. Oder dass ich sie gefälligst in Ruhe lassen solle.
Stattdessen sagt ihre Freundin: »Sie ist nach Hause gegangen.«
Ich murmle ein »Danke«, drehe mich um und kehre zu Julio zurück, während ich die Nummer meines Cousins wähle.
»Enriques Autowerkstatt?«
»Hier ist Alex. Ich komme heute etwas später zur Arbeit.«
»Musst du wieder nachsitzen?«
»Nein, nichts dergleichen.«
»Solange du dich noch um den Lexus von Chuy kümmerst. Ich habe ihm versprochen, er könne ihn um sieben abholen und du weißt, wie Chuy drauf ist, wenn man seine Versprechen nicht hält.«
»Kein Problem«, versichere ich ihm. Chuy ist einer der Leute der Latino Blood, mit dem man sich besser nicht anlegt; der Kerl, der ohne
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