Du oder das ganze Leben
dass es keine große Sache ist.« Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hat, kauert er sich neben mich und nimmt mich in den Arm. Er zieht mich fest an sich. Dann schnüffelt er ein paarmal. »Alter Schwede, war Paco hier drin?«
Ich nicke.
Er streicht mir über das Haar und murmelt etwas auf Spanisch. »Was hat meine Mutter zu dir gesagt?«
Ich verberge das Gesicht an seiner Brust. »Sie war nur ehrlich«, nuschle ich in sein T-Shirt.
Ein lautes Klopfen an der Tür unterbricht uns.
» Abre la puerta, soy Elena .«
»Wer ist das?«
»Die Braut.«
»Lasst mich rein!«, befiehlt Elena.
Alex öffnet die Tür. Ein Traum in weißen Rüschen und Dutzenden Dollarscheinen, die mit Sicherheitsnadeln auf ihrem Kleid angebracht sind, quetscht sich in den Raum und schließt die Tür hinter sich.
»Okay, was ist los?« Auch sie beginnt zu schnüffeln. »War Paco hier drin?«
Alex und ich nicken.
»Was zum Teufel isst dieser Kerl, dass es dermaßen ekelhaft stinkt, wenn es am anderen Ende wieder rauskommt? Verdammt«,
sagt sie, reißt sich etwas Toilettenpapier ab und hält es sich vor die Nase.
»Die Trauung war wunderschön«, sage ich durch mein eigenes Papier. Das ist die unangenehmste und surrealste Situation, in der ich je gewesen bin.
Elena nimmt meine Hand. »Komm nach draußen und genieße das Fest. Meine Tante kann sehr direkt sein, aber sie meint es selten böse. Außerdem glaube ich, dass sie dich tief drinnen eigentlich recht gern hat.«
»Ich bringe sie nach Hause«, sagt Alex, ganz in der Rolle meines persönlichen Helden. Ich frage mich, wann er genug davon haben wird.
»Nein, du bringst sie nicht nach Hause, oder ich sperre euch beide so lange in diesem stinkenden Raum ein, bis ihr eure Meinung ändert.«
Elena meint es todernst.
Es klopft noch einmal an der Tür. »Vete vete .«
Ich weiß nicht, was Elena da gesagt hat, aber es geschieht mit viel Nachdruck.
» Soy Jorge .«
Ich zucke mit den Schultern und sehe Alex fragend an.
»Das ist der Bräutigam«, sagt er, um mir auf die Sprünge zu helfen.
Jorge öffnet die Tür einen Spalt und schlüpft hinein. Er ignoriert die Tatsache, dass es im Bad stinkt, als verrotte etwas Totes. Aber er schnieft mehrmals laut und seine Augen beginnen zu tränen.
»Komm schon, Elena«, sagt Jorge und versucht unauffällig seine Nase zu bedecken, was ihm kein Stück gelingt. »Deine Gäste wundern sich schon, wo du bist.«
»Siehst du nicht, dass ich mich mit meinem Cousin und seiner hübschen Begleiterin unterhalte?«
»Ja, aber …«
Elena hebt die eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, während sie mit der anderen weiter das Toilettenpapier auf die Nase drückt. »Ich habe gesagt, ich unterhalte mich«, verkündet sie streng. »Und ich bin noch nicht fertig.«
»Du«, sagt Elena und zeigt auf mich. »Komm mit mir. Alex, ich möchte, dass du und deine Brüder singen.«
Alex schüttelt den Kopf. »Elena, ich denke nicht …«
Elena hebt wieder die Hand, diesmal, um Alex zum Schweigen zu bringen. »Ich habe dich nicht gebeten, zu denken. Ich habe dich gebeten, mit deinen Brüdern für mich und meinen Ehemann zu singen.«
Elena öffnet die Tür und zerrt mich hinter sich her durch das Haus. Sie bleibt erst stehen, als wir im Garten angekommen sind. Und sie lässt mich nur los, um sich das Mikro vom Sänger der Band zu schnappen.
»Paco!«, verkündet sie lautstark. »Ja, ich rede mit dir«, sagt Elena und zeigt auf Paco, der sich mit ein paar Mädchen unterhält. »Das nächste Mal, wenn du ein größeres Geschäft machen musst, mach es im Haus von jemand anderem.«
Pacos Fanclub wendet sich kichernd von ihm ab und lässt ihn stehen.
Jorge stürmt auf die Bühne und versucht, seiner Frau das Mikro zu entreißen. Der arme Mann kämpft auf verlorenem Posten, während alle anderen lachen und klatschen.
Als Elena endlich die Bühne räumt und Alex mit dem Bandleader spricht, jubeln die Gäste Alex und seinen Brüdern zu. Sie wollen sie singen hören.
Paco setzt sich neben mich.
»Äh, tut mir leid, das mit dem Badezimmer. Ich hab noch versucht, dich zu warnen«, sagt er errötend.
»Schon gut. Ich glaube, Elena hat dich ausreichend bloßgestellt.
« Ich beuge mich zu Paco und frage ihn: »Mal im Ernst, was hältst du davon, dass Alex und ich zusammen sind?«
»Im Ernst? Du bist wahrscheinlich das Beste, das dem Typen je passiert ist.«
40
Alex
Nachdem mein Vater gestorben war, versuchte unsere mamá , Carlos, Luis und mich mit Musik
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