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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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greift sie nach ihrer Handtasche und öffnet die Tür.
    Ich folge ihr nach draußen, mein schwarzes Hemd steht offen und flattert im Wind hinter mir her wie ein Vampirumhang. Oder wie das Cape von Gevatter Tod. »Brittany, warte.«
    »Bitte, öffne das Garagentor. Ich brauche meinen Wagen.«
    »Geh nicht.«
    Ich drücke die Tastenkombination.
    »Es tut mir leid«, sagt sie noch einmal.
    »Hör auf, dich zu entschuldigen. Hör zu, egal, was gerade gelaufen ist, ich bin nicht bloß mit dir zusammen, um dich ins Bett zu kriegen. Mich hat umgehauen, wie nah wir uns den ganzen Abend waren, ich wollte deinen Vanilleduft für immer einatmen und … verdammt, ich hab es wirklich versaut, oder?«
    Brittany steigt in ihren Wagen. »Können wir es langsam angehen, Alex? Das geht mir alles viel zu schnell.«

    »Klar«, sage ich nickend. Ich lasse die Hände in den Hosentaschen, kämpfe gegen den Drang an, sie aus dem Auto zu zerren.
    Doch wenn sie nicht bald losfährt, werde ich ihm nicht länger standhalten können.
    Ihre begierigen, forschenden Hände haben mich alles andere vergessen lassen. Ich habe einfach die Kontrolle verloren. Wenn ihr Körper meinem so nahe ist, kann ich an nichts anderes denken als an sie.
    Die Wette.
    Die Sache mit Brittany sollte mir eigentlich nur helfen, eine Wette zu gewinnen und nicht dazu führen, dass ich mich in eine von der Northside verliebe. Ich muss mir klarmachen, dass ich nur wegen der Wette an Brittany interessiert bin, und unbedingt alles ignorieren, was verdächtig nach echten Gefühlen aussieht.
    Gefühle dürfen keine Rolle für mich spielen.

41
    Brittany
    Ich halte bei einem McDonald’s, wo ich unerkannt die Kleider wechseln kann, ziehe mir eine Jeans und einen pinkfarbenen Pullover in Wickeloptik an und fahre nach Hause.
    Ich bin außer mir vor Angst, weil die Sache mit Alex mir über den Kopf wächst. Wenn ich mit ihm zusammen bin, erlebe ich alles viel intensiver. Meine Wahrnehmung, meine Gefühle, mein Verlangen. Ich war nie süchtig nach Colin, wollte nie ununterbrochen mit ihm zusammen sein. Aber ich verzehre mich nach Alex. Oh Gott, ich glaube, ich beginne ihn zu lieben.
    Aber ich weiß auch, dass einen anderen Menschen zu lieben bedeutet, einen Teil von mir zu verlieren. Und heute, im Auto, als Alex mir unter das Kleid gegriffen hat, bekam ich plötzlich Panik, die Kontrolle zu verlieren. Mein ganzes Leben dreht sich darum, die Kontrolle zu behalten. Die Vorstellung, nicht länger Herrin der Lage zu sein, jagt mir deshalb eine Riesenangst ein.
    Ich betrete das Haus durch die Vordertür, bereit, mich in mein Zimmer zu schleichen und das Kleid im Schrank zu verstecken. Dummerweise steht meine Mom in der Eingangshalle und wartet auf mich.
    »Wo warst du?«, fragt sie aufgebracht und hält mein Chemiebuch und meinen Ordner in die Höhe. »Du hast gesagt, du gehst zum Sport und dann lernst du mit diesem Hernandez-Jungen.«

    Aufgeflogen. Zeit, die Klappe zu halten oder alles zu gestehen. »Sein Nachname ist Fuentes, nicht Hernandez. Und ja, ich war mit ihm zusammen.«
    Schweigen.
    Die fest aufeinandergepressten Lippen meiner Mutter bilden einen schmalen Strich. »Es ist offensichtlich, dass du nicht lernen warst. Was hast du in deiner Sporttasche?«, will sie von mir wissen. »Drogen? Versteckst du Drogen da drin?«
    »Ich nehme keine Drogen«, erwidere ich scharf.
    Sie zieht eine Augenbraue hoch und zeigt auf meine Tasche. »Mach sie auf«, verlangt sie.
    Ich schnaube verächtlich und knie mich hin, um den Reißverschluss zu öffnen. Ich komme mir vor wie eine Strafgefangene. Ich ziehe das Kleid aus der Tasche, halte es hoch und sehe sie herausfordernd an.
    »Ein Kleid?«, fragt meine Mutter verblüfft.
    »Ich war mit Alex auf einer Hochzeit. Seine Cousine hat geheiratet.«
    »Dieser Junge hat dich angestiftet, mich anzulügen. Er manipuliert dich, Brittany.«
    »Er hat mich zu rein gar nichts angestiftet, Mom«, sage ich erschöpft. »Du könntest mir ruhig etwas mehr vertrauen. Ich hab das alles von ganz allein getan.«
    Ihre Wut ist auf dem Höhepunkt, dass erkenne ich an der Art, wie ihre Augen blitzen und ihre Hände zittern. »Wenn ich jemals herausfinde, dass du wieder mit diesem Jungen unterwegs warst, werde ich deinen Vater ohne mit der Wimper zu zucken überzeugen, dich für den Rest des Schuljahres auf ein Internat zu schicken. Glaubst du nicht, ich habe mit Shelley genug, worüber ich mir Sorgen machen muss? Versprich mir, dass du ihn außerhalb der Schule nicht

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