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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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der DNA-Kombi meiner Eltern habe ich ihn, und ich schäme mich nicht, das auch auszunutzen. Praktischerweise habe ich dazu noch ein Gesicht, um das Adonis mich beneiden würde. Beides sind Vorzüge, mit denen ich vom Leben beschenkt wurde, und ich werde das mir verliehene Potential voll ausschöpfen, sei es nun zum Guten oder Schlechten.
    Kiara stellt mich hastig Mr Hennesey vor und verschwindet dann ebenso hastig aus der Tür. Ich hoffe, mein Flirten hat sie ein für allemal vertrieben. Falls nicht, muss ich mich beim nächsten Mal mehr anstrengen. Ich sitze im Matheunterricht und checke die Leute im Raum. Die Kids hier sehen alle aus, als kämen sie aus Wohlstandsfamilien. Kein Vergleich zu Fairfield, dem Vorort von Chicago, in dem ich gelebt habe, bevor wir nach Mexiko gegangen sind. An der Fairfield High gab es reiche Kids und arme Kids. Die Flatiron High wirkt eher wie eine dieser teuren Privatschulen in Chicago, wo alle Schüler Designerklamotten tragen und dicke Autos fahren.
    Wir haben uns immer über diese Typen lustig gemacht. Jetzt bin ich von ihnen umzingelt.
    Die Mathestunde ist kaum vorbei, da steht Kiara schon vor der Tür und wartet auf mich. Ich fass es nicht.
    »Na, wie war’s?«, fragt sie so laut, dass ich sie trotz des Gewusels um uns herum verstehen kann. Alle hasten zu ihrem nächsten Unterricht, als gäbe es kein Morgen.
    »Darauf willst du doch keine ehrliche Antwort!«
    »Eigentlich nicht. Komm schon, wir haben nur fünf Minuten. « Sie bahnt sich ihren Weg durch die Menge. Ich folge ihr, den Blick auf ihren Pferdeschwanz gerichtet, der bei jedem ihrer Schritte auf und ab wippt. »Alex hat mich gewarnt, dass du ein Rebell seiest.«
    Wenn die wüsste. »Woher kennst du meinen Bruder?«
    »Er war einer von Dads Studenten. Und er hilft mir mit dem Wagen, den ich wieder zum Laufen bringen will.«
    Diese chica ist nicht von dieser Welt. »Was weißt du denn schon über Autos?«
    »Mehr als du«, sagt sie über ihre Schulter.
    Ich muss lachen. »Wollen wir wetten?«
    »Vielleicht.« Sie bleibt vor einem Raum stehen. »Hier ist dein Biounterricht.«
    Eine heiße Braut geht an uns vorbei in die Klasse. Sie trägt enge Jeans und ein noch engeres T-Shirt. »Wow, wer war das?«
    »Madison Stone«, brummt Kiara.
    »Stell mich ihr vor.«
    »Warum?«
    Weil ich weiß, dass du es zum Kotzen fändest. »Warum nicht?«, sage ich nur.
    Sie umklammert ihre Bücher, die sie schützend vor der Brust hält, als wären sie ein Schild. »Ohne nachdenken zu müssen, fallen mir da gleich fünf Gründe ein«, erwidert sie schnippisch.
    Ich zucke die Achseln. »Okay. Lass hören.«
    »Wir haben keine Zeit, es wird jeden Moment läuten. Meinst du, du kannst dich Mrs Shevelenko selbst vorstellen? Mir ist gerade eingefallen, dass ich meine Französischhausaufgaben in meinem Spind vergessen habe.«
    »Du beeilst dich besser.« Ich werfe einen Blick auf mein Handgelenk, an dem keine Uhr ist, aber ich glaube nicht, dass ihr das auffällt. »Es wird jeden Moment läuten.«
    »Wir treffen uns nachher hier wieder.« Sie rennt davon.
    In der Klasse warte ich darauf, dass Shevelenko von ihrem Pult hochguckt und mich zur Kenntnis nimmt. Sie ist mit ihrem Laptop zugange. Wie es aussieht, verschickt sie private E-Mails.
    Ich räuspere mich, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie wirft mir einen Blick zu und schließt das Mailprogramm. »Such dir einen Platz, ich gehe gleich die Anwesenheitsliste durch.«
    »Ich bin neu hier«, erkläre ich ihr. Darauf hätte sie eigentlich von allein kommen müssen, schließlich war ich die letzten zwei Wochen nicht in ihrem Unterricht, aber egal.
    »Bist du der Austauschschüler aus Mexiko?«
    Nicht wirklich. Es nennt sich Schulwechsel, aber ich glaube nicht, dass die Frau sich für solche Details interessiert. »Ja.«
    Obwohl ich nicht scharf darauf bin, fallen mir die Schweißperlen auf ihrem pfirsichfarbenen Oberlippenbärtchen auf. Ich bin ziemlich sicher, dass es Leute gibt, die sich um so was kümmern. Meine Tante Consuelo hatte das gleiche Problem, bis meine Mom sie sich geschnappt und sie mit etwas Heißwachs in einen Raum gesperrt hat.
    »Sprichst du zu Hause Spanisch oder Englisch?«, fragt Shevelenko.
    Ich bin noch nicht mal sicher, ob die Frage legal ist, aber gut. »Beides.«
    Sie reckt den Hals und sucht die Klasse ab. »Ramiro, komm her.«
    Ein Latino-Junge kommt nach vorn zu uns. Der Typ ist eine größere Ausgabe von Alex’ bestem Freund Paco. Als sie Seniors waren, wurden sie

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