Du oder der Rest der Welt
mich gestern zum Plätzchenessen eingeladen.«
»Warum bist du nicht hingegangen?«
»Abgesehen davon, dass ich nicht hinwollte, hat sie mich wieder ausgeladen.«
Alex wendet seine Aufmerksamkeit von der Stoßstange ab und mir zu. »Bitte sag mir, dass du dich ihr gegenüber nicht wie ein kompletter pendejo verhalten hast.«
»Ich hab mich nur ein bisschen amüsiert, das ist alles. Nächstes Mal, wenn du eine Begleitung für mich arrangierst, solltest du darauf achten, dass sie keine T-Shirts mit seltsamen Aufschriften trägt, die zehn Nummern zu groß für sie sind. Kiara erinnert mich an einen Typen aus Chicago, Alex. Ich bin noch nicht mal sicher, ob sie überhaupt Brüste hat.«
»Soll ich’s dir be-be-beweisen?«, ertönt da die Stimme meines Ex-Buddys von der Tür aus.
Oh, verdammt.
Kiara
»Ja«, sagt Carlos und sieht mich herausfordernd und belustigt zugleich an. »Beweis es mir.«
Alex hebt abwehrend die Hand. »Nein. Kommt nicht infrage. « Er stößt Carlos gegen den Wagen und murmelt etwas auf Spanisch. Carlos murmelt etwas zurück. Ich habe keine Ahnung, was sie sagen, aber keiner der beiden klingt nach guter Laune.
Die habe ich auch nicht. Ich kann nicht fassen, dass ich gerade gestottert habe. Ich bekomme eine unglaubliche Wut auf mich selbst, weil ich zugelassen habe, dass dieser Idiot von Carlos mich zum Stottern bringt. Denn das bedeutet, dass er Macht über mich hat, und diese Tatsache macht mich noch wütender. Ich kann kaum erwarten, dass endlich Freitag ist und die Operation Plätzchen in ihre heiße Phase geht. Ich muss abwarten, bis die Plätzchen schön trocken sind, damit es auch funktioniert. Zumindest wird er nicht damit rechnen.
Ein frustrierter Alex lässt Carlos stehen und zieht einen Karton hinter der Ladentheke hervor. »Ich habe dein Radio ausprobiert und glaube, ihm fehlt eine Feder. Es wird wahrscheinlich nicht funktionieren, aber ich würde es gern mal testen. Gibst du mir die Autoschlüssel, dann hole ich deinen Wagen rein.« Er wendet sich an Carlos. »Wehe, du sagst auch nur ein Wort, solange ich weg bin.«
Alex ist kaum aus der Tür, da sagt Carlos: »Falls du immer noch beweisen willst, dass du Brüste hast, bin ich dabei.«
»Fühlst du dich eigentlich besser, wenn du dich wie ein Arschloch benimmst?«
»Nein, nur wenn ich damit meinen Bruder zum Ausflippen bringe. Und dich anzumachen, lässt ihn ausflippen. Tut mir leid, dass du ins Kreuzfeuer geraten bist.«
»Halt mich da raus.«
»Zu spät.« Carlos kauert vor dem Wagen, an dem sie vorhin gearbeitet haben, und zieht an der Verkleidung der Stoßstange.
»Du musst erst die Clips lösen«, erkläre ich ihm und freue mich über die Gelegenheit, ihm zu beweisen, dass ich mehr von Autos verstehe als er. »Solange du die Clips nicht löst, wird sie sich nicht rühren.«
»Reden wir hier über BHs oder Stoßstangen?«, fragt er und wirft mir ein freches Grinsen zu. »Was das Lösen von Clips angeht, bin ich bei beidem Experte.«
Ich hätte es nicht tun sollen. Es war kindisch. Dieser »Sexy und nichts in der Birne«-Kommentar von Carlos hat mich dazu gebracht, es ihm heimzahlen zu wollen. Das, und wie er mich verarscht hat, als ich das Wort Marmelade sagte.
Es ist Freitag. Tuck und ich sind heute Morgen früh in die Schule gekommen, um Carlos’ Spind aufzuhübschen. Am Dienstag nach der Schule haben Tuck und ich über hundert Schokoladenplätzchen gebacken. Als sie abgekühlt waren, haben wir kleine aber starke Magneten auf die Rückseiten geklebt. Jetzt sind es knochentrockene Plätzchenmagneten. Wenn Carlos nachher seinen Spind öffnet, wird er von innen mit hundert kleinen Plätzchenmagneten geschmückt sein.
Und falls er versucht, die Magneten zu entfernen, werden die Plätzchen in seinen Händen zerbröseln. Ich habe superstarke kleine Magneten von der Größe eines Zehncentstücks besorgt. Es wird eine Megasauerei, das steht fest. Also wird er zwei Optionen haben: Er kann die Magnetplätzchen entweder in seinem Spind haften lassen oder eins nach dem anderen ablösen und in Kauf nehmen, von winzigen Plätzchenkrümeln übersäht zu werden.
»Erinnere mich daran, dich nie herauszufordern«, sagt Tuck, der für mich Schmiere steht. Die Schule fängt erst in einer Dreiviertelstunde an, daher sind noch nicht viele Leute auf den Fluren unterwegs.
Ich öffne Carlos’ Spind mit der Kombination, die oben auf dem Stundenplan steht, den Mr House mir gegeben hat. Ich fühle mich schuldig dabei, aber
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