Du oder der Rest der Welt
hätte ich es nicht laut oder deutlich genug gesagt. »Orangen was?«
»Marmelade.«
»Hä?«
»Marmelade.«
Ich bitte euch, es gibt einfach keine coole Art, das Wort Marmelade auszusprechen, und all diese Ms so dicht hintereinander lassen mich total dämlich klingen. Aber wenigstens stottere ich nicht.
Er nickt. Ich sehe, dass er versucht, keine Miene zu verziehen, aber es gelingt ihm nicht. Er prustet los. »Kannst du es noch mal sagen?«
»Damit du dich über mich lustig machst?«
» Sí . Es ist zu der einzigen Sache geworden, auf die ich mich jeden Tag freue. Was daran liegt, dass du so ein dankbares Opfer bist.«
Ich knalle die Spindtür zu. »Betrachte dich als offiziell ausgeladen. « Ich lasse ihn stehen, erinnere mich aber dann, dass ich meine Bücher für die Hausaufgaben im Spind gelassen habe und ihn noch einmal öffnen muss. Ich schnappe mir schnell die drei Bücher, die ich brauche, stopfe sie in meinen Rucksack und stürme nach draußen.
»Wenn es Schokoladenplätzchen gewesen wären, wäre ich gekommen«, ruft er mir lachend hinterher.
Tuck wartet auf dem Parkplatz auf mich. »Was hat so lange gedauert?«
»Ich habe mich mit Carlos gestritten.«
»Schon wieder? Hör zu, Kiara, es ist erst Dienstag. Du hast noch drei Tage mit ihm vor dir. Warum hörst du mit dem Buddy-Ding nicht auf, und ersparst dir den ganzen Ärger?«
»Weil es genau das ist, was er will«, sage ich, als wir in mein Auto steigen und vom Parkplatz fahren. »Ich gönne ihm die Befriedigung nicht, gewonnen zu haben. Er ist so widerlich.«
»Es muss doch etwas geben, das du tun kannst, damit er an seinen Worten erstickt.«
Damit hat Tuck mir die perfekte Idee geliefert. »Das ist es! Tuck, du bist ein Genie«, sage ich aufgeregt. Und mache einen scharfen U-Turn.
»Wo fahren wir hin?«, fragt Tuck und zeigt nach hinten. »Zu dir geht es da lang.«
»Zuerst halten wir beim Supermarkt und dann bei McGuckins Haushaltswaren. Ich brauche die Zutaten für Schokoladenplätzchen.«
»Seit wann backst du?«, will Tuck wissen. »Und warum gerade Schokoladenplätzchen?«
Ich schenke ihm ein spitzbübisches Grinsen. »Ich werde sie benutzen, damit Carlos an seinen eigenen Worten erstickt.«
Carlos
Am Mittwoch gehe ich von der Schule aus zu der Werkstatt, in der Alex arbeitet. Ich habe gerade die Straße überquert, als ein roter Mustang neben mir langsamer wird. Madison Stone sitzt am Steuer, die Fenster sind weit geöffnet. Als wir auf gleicher Höhe sind, fragt sie mich, wo ich hin will.
»McConnells, mein Bruder arbeitet dort«, erzähle ich ihr. Er hat versprochen, ich könnte ihm helfen, ein bisschen was extra zu verdienen.
»Steig ein. Ich fahr dich hin.«
Madison befiehlt ihrer Freundin Lacey, auf den Rücksitz zu wechseln, und mir, auf dem Beifahrersitz neben ihr Platz zu nehmen. Ich habe noch nirgends gelebt, wo man nicht nach seiner Hautfarbe oder dem Bankkonto seiner Eltern beurteilt worden wäre. Daher bin ich auf der Hut, was Madisons augenblickliches Interesse an mir angeht. Ich habe Kiara vor Nazi-Schatzis Klasse die Charmeoffensive verpasst, verdammt noch mal, und sie hat noch nicht mal geblinzelt oder diese missbilligend geschürzten Lippen verloren. Die einzige Reaktion, die ich von ihr bekommen habe, war ein angewidertes Keuchen. Andererseits hat sie mich gestern auf ein paar Orangenmarmeladenplätzchen zu sich eingeladen. Wer zum Henker nimmt jemanden mit nach Hause, um ihm Orangenmarmeladenplätzchen vorzusetzen? Das Witzigste daran war, dass es ihr ernst zu sein schien. Heute hat sie mich von Klasse zu Klasse gebracht, ohne auch nur ein verflixtes Wort zu sagen. Ich habe sogar versucht, sie zum Reden zu bringen, indem ich mich über sie lustig gemacht habe, aber sie ist nicht darauf reingefallen.
Madison gibt die Adresse von McConnells in ihr Navi ein.
»So, Carlos«, sagte Lacy und lehnt sich vor, in die Lücke zwischen den beiden Vordersitzen. Sie tippt mir auf die Schulter, als hätte ich sie nicht gehört. »Stimmt es, dass du von deiner letzten Schule geflogen bist, weil du jemanden zusammengeschlagen hast?«
Ich gehe erst seit drei Tagen auf diese Schule und schon machen Gerüchte über mich die Runde. »Eigentlich waren es sogar drei Typen und ein Pitbull«, scherze ich, aber ich schätze, sie hat den Witz nicht mitbekommen, denn ihr Mund steht offen vor Schock.
»Wow!« Sie tätschelt wieder meine Schulter. »Man darf in Mexiko Hunde mit in die Schule bringen?«
Lacey ist dämlicher als
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